Ich versuche es mal andersherum: Die recherchen von
@Doctective und
@Annju haben mich zunächst einmal davon überzeugt, dass einige Dinge komplett abgehakt sein können, die ja auch immer wieder in der grossen Diskussion auftauchen:
1. Das "Schwimmfoto" und der Tod eines der einheimischen Jugendlichen kurze Zeit nach dem Verschwinden der beiden Mädels: es wurde kolportiert, dass die beiden auf einem Foto zu sehen sind, das an einem Badesee ich nenne es mal so, in der Nähe von Boquete aufgenommen wurde, auf dem sie mit einigen einheimischen Jugendlichen zu sehen sind, die angeblich Mitglieder einer dortigen kriminellen Bande seien und dementsprechend involviert sein könnten. Die Autoren haben mich überzeugt, dass die Mädels nicht auf dem Foto zu sehen sind, denn sie haben alle dort abgebildeten Personen identifiziert und mit fast allen persönlich gesprochen. Was man für die beiden Holländerinnen hielt, waren Einheimische. Die Beteiligten haben glaubhaft gemacht, dass sie die beiden nie getroffen oder gar kennengelernt haben. Das nimmt schon mal eine "Verschwörungstheorie" aus der Diskussion: dass diese Gruppe mit dem Tod bzw. Verschwinden der beiden etwas zu tun hatte.
2. Dass die Gerüchte um den Führer Feliciano nie durch die Behörden irgendwie gestärkt wurden, sondern anscheinend alle eine Quelle ausserhalb von Boquete haben, die zweifelhaft ist. Im Gegenteil, die Behörden haben den Führer von Anfang an in die Suche mit einbezogen.
3. Dass entlang des Weges, den die beiden Mädels genommen haben, zwischen Boquete und der ersten sog. Monkeybridge die Wahrscheinlichkeit eines Verirrens sehr unwahrscheinlich ist, da der Weg sehr deutlich erkennbar ist. Das haben die Familien übrigens auch so geäussert, nachdem sie selbst vor Ort waren. Und dass entlang dieses Weges auch nur eine Stelle existiert, an der ein "Absturz" mit gravierenden Folgen denkbar wäre, diese Stelle von den Suchmannschaften untersucht wurde und, bekanntlich, nichts gefunden wurde.
Weiterhin fand ich interessant, dass deutlich wurde, dass alle Behörden nahezu von Anfang an von einem Verbrechen ausgingen, da offensichtlich sie auch die Theorie des Verirrens und Unfalls für relativ unwahrscheinlich hielten, was sich erst änderte, als die Telefone und Kamera gefunden wurden. Allerdings wurden Hinweise auf ein Verbrechen nicht konsequent verfolgt, was mich als Kenner mittelamerikanischer Ermittlungsarbeit nicht sonderlich überrascht. Ausbildungsstand und Ressourcen der Polizei dort sind nicht vergleichbar mit deutschen Standards, und selbst in Deutschland werden Fehler gemacht.
Doctective schrieb:Welche Aspekte würdest du hier zur Diskussion stellen wollen?
Ich bin mir nicht sicher, was eine Diskussion bringt, da hier niemand Kenntnisse hat, die über den Stand der bekannten hinausgehen, aber ich finde eine Sache extrem frappierend:
Es gab 14 Zeugen, die am bewussten Tag die beiden Mädels gesehen haben, im Ort und auf dem Weg zum Mirador, und die Beschreibung der beiden ist gleich - aber kein einziger Zeuge beschreibt die Kleidung der beiden so, wie sie auf den Fotos vom Mirador zu sehen ist. Im Gegenteil, die Bekleidung wird ganz anders beschrieben. Da auch nie irgendwo ein "Doppelgänger-Paar" identifiziert wurde, also ein anderes Paar mit europäischem Aussehen, gleichem Alter etc. ist das ein frappierender Punkt, für den ich erst einmal keine Erklärung sehe.
Auch das ist wohl im internet schon diskutiert worden und es gibt eine Theorie, die behauptet, die Fotos am Mirador seien manipuliert - allerdings bringt mich das zu einem mehr generellen Punkt:
Die Theorie, dass ein oder mehrere wie immer geartete Verbrecher einen grossen Aufwand betreiben, die Daten und Bilder auf den Telefonen und der Kamera nachträglich erheblich zu manipulieren, um so den Eindruck zu erwecken, die beiden haben sich verirrt und/oder einen Unfall gehabt ist zwar nicht unmöglich, aber wirkt für mich immer noch sehr weit hergeholt.
Und das ist der Punkt, wo ich in eine Aporie gelange: Unfall und/oder Verirren halte ich für nicht wahrscheinlich, aber dieser Aufwand eines Täters ist ebenfalls irgendwie ungewöhnlich.
Für mich bleibt allerdings die Erkenntnis, und die ist nicht neu und nicht nur durch das Buch entstanden, dass nicht genügend untersucht wurde, ob die beiden Mädels nicht doch ganz woanders gewesen sind, z.B. nachdem sie den Mirador erreicht haben und sich eventuell auf den Rückweg gemacht haben. Es gab von Anfang an Zeugenaussagen und andere Indizien, die diese Möglichkeit aufzeigen, das Buch zeigt weitere, mir bisher nicht bekannte (Fund von Schuh und Plastiktüte etc.). Und hier wären eventuell eben doch Ansätze, die polizeiliche Ermittler vor Ort noch einmal aufnehmen müssten.
Denn eines sollte nicht vergessen werden: Es ist und bleibt etwas merkwürdig, dass die Suchen keine Erkenntnisse brachten, und dass nach relativ langer Zeit nur sehr wenige einzelne Teile der Leichen und eben der Rucksack gefunden wurden. Die Möglichkeit, dass diese "platziert" wurden ist nicht auszuschliessen. Anders als bei den technischen Daten sind dafür keine sonderlichen Kenntnisse erforderlich.