Vielleicht sind erstmal ein paar generelle Informationen zur Organisation der Suche und zu den Kompetenzen interessant. Schon zu Beginn gab es da nämlich ein ziemliches Kompetenzgerangel und Wirrwar. SINAPROC war zuständig für die Suche von Kris und Lisanne im Gelände.
@EDGARallanPOE Vielen Dank für deine Rechrechen zu SINAPROC und SENANFRONT (übrigens leicht zu verwechseln mit der Luftwaffe SENAN). Das liest sich sehr nach Spezialeinheiten, tatsächlich war die Suche alles andere als professionell und eine komplette Fehleinschätzung aller Beteiligten. Da, wo man hätte suchen müssen, hat man gar nicht gesucht. Obwohl schnell klar sein musste, dass Kris und Lisanne am Pianista Trail waren, hat man offensichtlich fest angenommen, dass sie wieder zurück gegangen sind. Jedenfall war die Suche auf dem Pianista Trail hinter dem Mirador kein Thema für SINAPROC. Tatsächlich kannten sich die Männer auch nicht in den Wäldern Boquetes aus. In Boquete spricht man heute noch darüber, wie peinlich das alles war. Die SINAPROC-Mitarbeiter haben nie die offiziellen Wanderwege verlassen und haben nicht im offenenen Gelände gesucht. Sie wurden immer geführt von indigenen Führern. Selbst haben sich nichts gefunden. Alle Beweismittel und auch die Überreste wurden von Indigenen aufgespürt.
Parallel zu SINAPROC begannem am 3. April ebenfalls die kriminialistischen Ermittlungen. Dafür verantwortlich war die Personeria Municipal de Boquete, eine kommunale Staatsanwaltschaft, die die volle Gewalt über die beteiligten Polizeien hatte. Vor allem die Nationale Polizei (NP) und die Kriminalpolizei SDIJ sowie die forenischen Ermittler des Rechtsmedizin und Forensische Wissenschaften (IMELCF). Die Personeria ermittelte schon ab dem 3. April wegen "eines Verbrechens gegen das Leben und die Unversehrtheit". Man war sich sehr sicher, dass Kris und Lisanne entführt worden waren und richtete alle Ermittlungen darufhin aus. Es gab viele Durschuchungen, Razzien, Verdächtige und auch Verhaftungen. Doch immer da, wo es deutliche Indizien gab, hat man nicht weitergemacht. Das legen wir an einigen Beispielen da. Der öffentliche Druck war riesig, aber man hat keine Täter identifiziert.
Bei den Ermittlungen sind Fehler passiert, die neimals hätten passieren dürfen, unter anderem verschwanden Beweismittel spurlos. Das zog sich auch weiter als die Generalstaatsanwaltschaft des 3. Gerichtsbezirks Chiriqui die Ermittlungen von der Personeria übernahm. Auch Generalstaatsanwältin Betzaida Pitti hatte keinen Zweifel an einem Verbrechen. Einen Tag vor einer geplanten Großrazzia wurde dann am 13. Juni der Rucksack im Dschungel geborgen, die Razzia wurde abgeblasen und ab da alle kriminalistischen Ermittlungen von 100 auf 0 runtergefahren. Und dann passierten viele Dinge, die man nur sehr schwer als Fehler erklären kann. Es geht um verschwundene Autospieberichte, nicht untersuchte Beweismittel wie Wasserflasche uund Schuhe und eine Menge Auffälligkeiten in den Autopsien, denen nicht nachgegangen worden ist. Das Ganze steigerte sich, in dem auch das NFI in den Niederlanden Auffälligkeiten feststellte, die normalerweise nicht mit einem Unfallszenario erklärt werden können. Deswegen kam es erst zu der Klage. Doch alle Forderungen wurden von Seiten Panamas abgelehnt und eine weitere Forschung, die die Dinge hätten erklären müssen, abgelehnt.
Es gibt nicht eine bestimmte Auffälligkeit, an der man sagen könnte, dass ein Verbrechen stattgefunden haben muss, sonst hätte man wahrscheinlich den entscheidenden Beweis. Dass Foul Play im Spiel war ist das Fazit unserer Gesamtbewertung für den Fall, in denen wir die Indizien eindeutig zugunsten eines Fremdverschuldens an dem Fall Kris und Lisanne sehen und nicht eines Verlaufenszenarios oderreinen Unfalls werten. Unterstützt durch eigene Zeugenbefragungen, das Erkunden des Gebietes hinterd em Mirador und eigenen Experten, die wir zur Rate gezogen haben. Zum Beispiel bei der Auswertung der Phone-Logs. Auch unser Experte ist der Überzegung, dass hier nicht die Mädchen die Telefone bedient haben. Er hat dazu Tests durchgeführt.
Vgl. Verschollen in Panama, Kriminalistische Ermittlungen, S. 40 ff. Kapitel Der NFI-bericht S. 92 ff. Kapitel Die Handydaten, S. 125 ff.