Das rätselhafte Verschwinden von Kris Kremers & Lisanne Froon
11.09.2024 um 21:10autor77 schrieb:Sehe ich auch so, denn diese Killerphrase macht alles zu einer Verschwörungstheorie wenn man nicht gleich weiterkommt.Deshalb habe ich noch mal erläutert, was ich hier konkret damit gemeint hatte.
Natürlich ist es immer möglich, dass eine Mehrzahl von Personen einen mehr oder weniger verbrecherischen Plan fasst, ihn ausführt oder seine Aufdeckung verhindert. In den USA - vielleicht kommt der Begriff auch von dort - gibt es ja den Straftatbestand der "Verschwörung" (conspiracy). Wir haben einen vergleichbaren abstrakten Tatbestand nicht mehr (vielleicht geht § 138 StGB in diese Richtung, auch die Organistionsdelikte § 129 und §129a StGB).
SpoilerBei uns entspricht deshalb am Ehesten OK (organisierte Kriminalität) dem Bild einer Verschwörung. Auch Korruption ("Kölner Sumpf", "Flick-Affäre" oder "Kohls Millionen-Spender") könnte man als Verschwörung bezeichnen. Mollath hat eine Verschwörungstheorie für seine über siebenjährige Unterbringung in der Psychiatrie vorgebracht, die sich letztlich nur in wenigen Teilen bestätigt hat. In der Geschichte der Bundesrepublik mag mir aber kein Fall auf Bundesebene einfallen, der passen würde. Die "Spiegelaffäre"? Ein bisschen. Der Tod Benno Ohnesorgs? Wohl ein Einzeltäter (trotz DDR-Background).
Weiter zurück: Der Reichstagsbrand? Vielleicht. Putschgedanken der Generalität 1938? Hätte eine Verschwörung werden können, so wie am 20. Juli 1944. Der Überfall auf die UdSSR? Die Mär von der "Jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung"? Ja. Von der "Konterrevolution" bei den großen Säuberungen bis McCarthy. Überhaupt die "großen" unheilvollen Verschwörungstheorien der Geschichte.
Heute ist der Begriff eher mit staatlichen Akteuren und großen, sehr großen, Personenkreisen verbunden. Bei mir geht es mit JFK los und wurde mit 9/11 richtig aktuell. Und das ist dann auch der Pferdefuß der meisten "Theorien": Die Zahl der Mitwirkenden und Mitwisser ist so exorbitant groß (bei der Mondlandung dürfte das nahezu in die Millionen gehen), dass die "Verschwörung" schon längst geplatzt wäre.
Hier steht ja in Frage, a) ob und welche Nachlässigkeiten es bei der Aufklärung durch staatliche Stellen in Panama zu verzeichnen gibt und b) ob die Summe dieser Nachlässigkeiten den Schluss zulässt, hier sei etwas zielgerichtet vertuscht worden. Ob "zentral" von einer Person gelenkt oder von einer kollektiven, vielleicht konkludenten (nicht ausdrücklich vereinbarten) Zustimmung getragen, ist nicht entscheidend. Ich hielte aber Letzteres für viel wahrscheinlicher wie die "Spinne im Netz". Warum? Empirie.