paxito schrieb:Die Evidenz der Naturwissenschaften die eben grundlegend auf einer naturalistischen Sicht beruht.
Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus: Der Naturalismus ist die
Folge, Naturphänomene erfolgreich auf Basis natürlicher Gesetzmäßigkeiten beschreiben und erklären zu können. Ja, Naturwissenschaft hat zunächst den Anspruch, Naturphänomene auf natürliche Gesetzmäßigkeiten zurückführen und durch diese erklären zu können. Das ist der
methodische Naturalismus, der sozusagen Grundvoraussetzung für Naturwissenschaft ist und eben von der Annahme ausgeht, dass Naturphänomene auf Basis natürlicher Gesetzmäßigkeiten erklärbar ist. Logisch: Wenn man etwas erklären möchte, muss man zunächst annehmen, dass es auch tatsächlich erklärbar ist. Du tust aber halt mal wieder so, als würde sich die Naturwissenschaft eine "naturalistische Brille" aufsetzen und auf diese Weise ganz gezielt (oder unbewusst) übernatürliche (unerklärliche) Phänomene ausklammern. Und das ist halt schlichtweg Unfug. Historisch wurden unzählige und zunächst unerklärliche Naturphänomene ("Donner & Blitz") übernatürlichen Kräften oder Wesen zugeschrieben. Kann man machen, der Supranaturalismus hatte damit in seiner Geschichte bereits seinen Auftritt, erklärt nur eben nichts. Ist darüber hinaus nicht plausibel, nicht konsistent, nicht überprüfbar und hat außerdem keinen praktischen Nutzen. Damit steht es mindestens 5:0 für den Naturalismus vs. Supranaturalismus,
infolgedessen sich dann auch der
ontologische Naturalismus durchgesetzt hat, wenn auch unter Vorbehalt des Fallibilismus, versteht sich.
Dazu schrieb ich ja neulich auch schon an anderer Stelle was, wolltest du dort nicht ausdiskutieren.
paxito schrieb:Nun wird es unmöglich dir auf dieser Basis irgendwas zu präsentieren, das für z.B. den biblischen Gott spricht. Ich wüsste nicht mal wie das aussehen soll.
Sicher, über viel mehr als eine bloße Fantasiegestalt sprechen wir hier ja nicht. Man muss es halt auch leider so hart sagen. Es gab ja im Altertum und in der Antike noch viele andere Schöpfungsmythen, Vorstellungen und andere Denker, die damals zum Teil schon wesentlich weiter waren, etwa Platon oder Aristoteles.
Noumenon schrieb:Und da spricht nun einmal herzlich wenig (um nicht zu sagen: gar nichts) für den Supranaturalismus.
paxito schrieb:Tja, Gott lässt sich nicht im Labor reproduzieren. Da hast du schon Recht, nur findest du das selbst überzeugend?
Keine Ahnung, worauf du hinaus möchtest. Es geht ja nicht darum, ob sich Gott im Labor reproduzieren lässt. Es geht um Plausibilität, Konsistenz, Kohärenz und Überprüfbarkeit. Die Gottesidee scheitert aber schon an weitaus grundlegenderen Problemen, wenn bspw. noch nicht einmal klar ist, wovon da eigentlich genau die Rede sein soll.
Noumenon schrieb:Sondern um die Dinge, die du nicht selbst erlebst, sondern nur über Berichte, Schilderungen, Aussagen usw. von Dritten erfährst.
paxito schrieb:Das hängt an der Vertrauenswürdigkeit der Quelle, würde ich sagen.
Womit wir bspw. wieder bei der Kirche und ihrem autoritären Wahrheitsanspruch wären...
Noumenon schrieb:Gute Frage, sag' du es uns: Wie unterscheiden sich Einbildung, Halluzination, Täuschung usw. von tatsächlich realen, nachweisbaren Dingen und Phänomenen?
paxito schrieb:In der Konsistenz.
Ist wohl mindestens ein notwendiges Kriterium, ja.
Noumenon schrieb:Die meisten aufgeklärten Menschen, darunter auch ich, empfinden schon allein den Versuch der Täuschung oder Irreführung zutiefst als Beleidigung. Deshalb gehen sie den Dingen auf den Grund, hinterfragen sie kritisch, basierend auf einer Vielzahl von Methoden. Du scheinst das irgendwie anders zu sehen.
paxito schrieb:Teilweise, ja. Eine solche Herangehensweise ist nicht universell sinnvoll oder überhaupt möglich, ich bezweifle auch sehr stark das Du oder „die aufgeklärten Menschen“ das rigoros durchziehen.
Wieder das Beispiel der Musik oder auch ästhetisches Empfinden allgemein, ein anderes Beispiel können unsere Beziehungen zu anderen Menschen sein.
Zieht man das rigoros durch, landet man irgendwann beim methodischen Zweifel von Descartes. Das allerdings kann kaum ein Argument dagegen sein, Dinge grundsätzlich kritisch zu hinterfragen.
Und bspw. auf die wohlwollende Haltung von Mitmenschen zu vertrauen, ist 'n anderes Thema als etwa darauf zu vertrauen, dass sich hinter Blitz & Donner ein Gott verbirgt, der es eigentlich nur gut meint. Insofern ist mir nicht ganz klar, worauf genau du hier hinaus willst. Hinter dem Streben nach Erkenntnis und der Beziehung zu Mitmenschen verbergen sich letztendlich ganz andere
Zielsetzungen (Suche nach Erkenntnis vs. Beziehungspflege), welche entsprechend unterschiedliche Haltungen (Zweifel vs. Vertrauen) rechtfertigen.
paxito schrieb:Wenn du mir nun sagst, meine religiösen Empfindungen seien (doch nur) besondere Aktivitäten in einer bestimmten Region meines Gehirns, dann verneinst du damit meine Wirklichkeit.
Nein, wenn du bspw. eine Halluzination von rosa Einhörnern hast oder Stimmen hörst, dann glaube ich dir, dass du
wirklich rosa Einhörner siehst oder Stimmen hörst.
paxito schrieb:Welche Konsequenzen sollten meine Hirnaktivitäten noch für dich haben?
Offenbar gar keine. Darum geht es ja. Wenn du der Meinung bist, persönlich in Kontakt mit Göttern, Außerirdischen oder Schutzengeln zu stehen, dann mögen da zwar reale subjektive Erlebnisse dahinterstecken, nur sind sie eben rein subjektiv. Das ist wie mit Traumwelten, da stecken schon und gewissermaßen reale Erlebnisse dahinter, allerdings nur und ausschließlich für das Subjekt. Wenn du bspw. davon träumst, mit Angela Merkel verheiratet zu sein und im Traum ihre Liebe spürst, mag dieses Gefühl der Liebe zwar für dich absolut real und authentisch sein, nur kannst du nicht einfach am nächsten Tag ankommen und sagen:
"Hallo Noumenon, stell' dir vor, ich bin jetzt mit Angela Merkel verheiratet!"