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Themen-Wiki: Gott und Religion sind Unsinn?

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bearbeitet von Wurstsaten am 11.03.2025
Verknüpfte Diskussion: Gott und Religion sind Unsinn?
Die (Nicht-)Existenz transzendenter Entitäten: Eine kritische Untersuchung

Einleitung

Die Frage nach der Existenz transzendenter Entitäten, also Wesen oder Prinzipien, die jenseits der empirischen Welt existieren, ist eines der zentralen Themen der Philosophie, Theologie und Metaphysik.
Seit der Antike haben Denker verschiedenster Traditionen Argumente für und gegen die Existenz solcher Entitäten formuliert.
Die heutige wissenschaftlich geprägte Weltanschauung neigt dazu, transzendente Wesen oder metaphysische Prinzipien als unbeweisbar und daher nicht existent zu betrachten.
Dieser Artikel untersucht die wichtigsten Argumente für und gegen die Existenz transzendenter Entitäten und betrachtet ihre philosophischen und epistemologischen Implikationen.

Argumente für die Existenz transzendenter Entitäten

1. Das ontologische Argument

Das klassische ontologische Argument, das auf Anselm von Canterbury zurückgeht, postuliert, dass die Vorstellung eines vollkommenen Wesens notwendig dessen Existenz impliziert.
Spätere Varianten dieses Arguments, etwa von Descartes und Leibniz, versuchen, die logische Notwendigkeit der Existenz Gottes aus der Definition des Begriffs abzuleiten.
Kritiker, insbesondere Kant, weisen jedoch darauf hin, dass Existenz keine Eigenschaft sei, die einem Begriff einfach zugeschrieben werden könne.

1.1 Gödels Gottesbeweis

Gödels „Gottesbeweis“ ist eine formale, modallogische Argumentation für die Existenz Gottes, die der Mathematiker Kurt Gödel in Anlehnung an frühere ontologische Argumente entwickelte.
Obwohl Gödels Beweis in der mathematischen Logik anerkannt ist, bleibt er philosophisch und metaphysisch umstritten.

Struktur des Beweises

Gödel formulierte seinen Beweis innerhalb der modalen Logik, die Begriffe wie „möglich“ und „notwendig“ formal behandelt.
Die Kernidee des Beweises besteht darin, dass die Existenz eines perfekten Wesens nicht widersprüchlich ist und dass ein solches Wesen, wenn es möglich ist, notwendigerweise existiert.

Definitionen

  • Eine Eigenschaft P ist positiv, wenn sie wünschenswerte oder „göttliche“ Attribute beschreibt.

  • Ein Wesen ist göttlich, wenn es alle positiven Eigenschaften besitzt.

  • Eine Eigenschaft ist wesentlich für ein Wesen, wenn dieses Wesen sie in jedem möglichen Universum besitzt, falls es existiert.

  • Notwendige Existenz bedeutet, dass ein Wesen in allen möglichen Welten existiert.


Axiome

  • Die Menge positiver Eigenschaften ist konsistent.

  • Die göttlichen Eigenschaften notwendigerweise zusammen auftreten.

  • Notwendige Existenz eine positive Eigenschaft ist.


Der Beweis

  • Es ist möglich, dass ein göttliches Wesen existiert.

  • Falls es in irgendeiner möglichen Welt existiert, muss es in allen existieren (weil es notwendig existiert).

  • Da es in einer Welt existiert, existiert es in allen – also auch in unserer.


Kritik

  • Beliebigkeit der Axiome: Die Auswahl „positiver“ Eigenschaften ist subjektiv und könnte willkürlich sein.

  • Existenz als Eigenschaft?: Kant argumentierte gegen ontologische Gottesbeweise, indem er die Annahme hinterfragte, dass Existenz eine Eigenschaft sei.

  • Beliebige Anwendung des Modells: Mit ähnlicher Logik könnten auch andere „notwendig existierende“ Entitäten konstruiert werden.

  • Mangelnde empirische Beweiskraft: Der Beweis bleibt rein formallogisch und hat keine empirische Evidenz.


2. Das kosmologische Argument

Das kosmologische Argument besagt, dass die Existenz der Welt einer letzten Ursache oder eines ersten Bewegers bedarf.
Aristoteles' "unbewegter Beweger" oder Aquins Argumente für die Existenz Gottes als notwendige Ursache sind klassische Beispiele.
Das Problem dieses Arguments ist, dass es nicht zwingend auf eine transzendente Entität verweist, sondern lediglich eine Kausalstruktur postuliert, die auch innerhalb der Natur bestehen könnte.

Kritik am kosmologischen Argument

  • Infinite Regress nicht ausgeschlossen: Es wird angenommen, dass eine unendliche Kette von Ursachen unmöglich ist – doch warum?

  • Warum sollte der erste Beweger Gott sein?: Auch ein Naturgesetz könnte die erste Ursache sein.

  • Willkürliche Ausnahme: Warum braucht alles eine Ursache – außer Gott?

  • Wissenschaftliche Alternativen: Die Quantenphysik zeigt, dass Teilchen spontan entstehen können.

  • Ockhams Rasiermesser: Eine einfache Erklärung ist einer komplizierten vorzuziehen.


Argumente gegen die Existenz transzendenter Entitäten

1. Das Problem der empirischen Unbeweisbarkeit

Ein zentrales Argument gegen transzendente Entitäten ist, dass sie nicht empirisch nachweisbar sind.
Wissenschaftliche Erkenntnisse basieren auf der Falsifizierbarkeit von Hypothesen, doch transzendente Konzepte entziehen sich einer solchen Prüfung.
Damit gelten sie für viele als metaphysische Spekulationen ohne erkenntnistheoretischen Wert.

Kritik

  • Unbeweisbarkeit bedeutet nicht Nichtexistenz: Aber ohne Belege bleibt es reine Spekulation.

  • Ad-hoc-Hypothesen: „Gott ist jenseits der Beweisbarkeit“ ist eine Ausrede.

  • Russells Teekanne: Eine nicht widerlegbare Entität ist nicht sinnvoll behauptbar.


2. Das Problem des Bösen

Das Theodizee-Problem stellt die Existenz eines gütigen, allmächtigen Wesens infrage.
Warum existiert Leid und Ungerechtigkeit, wenn Gott es verhindern könnte?
Theologen argumentieren mit freiem Willen, karmischer Gerechtigkeit oder einer unergründlichen göttlichen Absicht.

Kritik

  • Freier Wille erklärt Naturkatastrophen nicht.

  • Karma setzt eine unbelegte Reinkarnation voraus.

  • „Gottes Pläne sind unergründlich“ ist keine Erklärung, sondern eine Immunisierung gegen Kritik.


3. Ockhams Rasiermesser


  • Wenn die Welt ohne transzendente Wesen erklärbar ist, gibt es keinen Grund, sie anzunehmen.

  • Ein Universum ohne Gott ist eine sparsamere Hypothese.

  • Transzendente Entitäten fügen eine unnötige Erklärungsebene hinzu.


Fazit


  • Die Existenz transzendenter Entitäten bleibt eine metaphysische Frage.

  • Argumente für ihre Existenz beruhen auf spekulativen Annahmen.

  • Gegenargumente sind methodisch robuster und stützen sich auf Wissenschaft und Logik.

  • Es gibt keinen erkenntnistheoretischen Grund, transzendente Wesen anzunehmen.

Zuletzt bearbeitet von Wurstsaten am 11.03.2025