http://www.philosophie-der-stoa.de/selbstbetrachtungen-5.phpMarcus Aurelius Antonius, Selbstbetrachtungen. Fünftes Buch. IX.
"Meine nicht, dass die Philosophie ein Zuchtmeister sei.
Greife zu ihr nur so wie die Augenkranken zum Schwamm oder zum Ei,
wie andere zum Pflaster oder zum Aufguss.
Denn nichts wird dich zwingen, der Vernunft zu gehorchen.
Man muss sich ihr viel mehr vertrauensvoll hingeben."
Hallo zusammen!
Die Philosophie der antiken Stoiker ist mir als neuzeitliche Interpretation des Stoizismus tatsächlich eine angenehme seelische Medizin geworden, die sich bei mir sogar körperlich positiv auswirkt, wie ich immer wieder merke, ebenso auch im Umgang mit schwierigen Angehörigen.
Es hilft mir, mich innerlich zu entlasten und räumt auf mit meinen persönlichen Diskrepanzen zu den Religionen, von denen ich mich entfernt habe, auf stoische Weise, ohne dass ich meinen Glauben verloren hätte, ganz im Gegenteil. Aber ich habe meinen individuellen Glauben gefunden und der sympathisiert mit dem Stoizismus, so wie viele Religionen und Religiöse. Sobald ich mich irgendwie belastet fühle, hilft es mir, wenn ich stoizistische Texte und Zitate lese.
https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/antonius.htmlMarcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen. XII 6+9, X 34.
"Gewöhne dich auch an Dinge,
deren Ausführbarkeit du anfangs bezweifelst.
Fasst du ja auch mit der linken Hand
dennoch die Zügel kräftiger an als mit der rechten;
obgleich die linke aus Mangel an Übung gewöhnlich schwächer ist,
doch hierzu wird sie beständig gebraucht.
Bei Anwendung deiner Grundsätze
sei dem Ringer und nicht dem Zweikämpfer ähnlich.
Dieser nämlich wird niedergestochen,
sobald er sein Schwert verliert,
jenem aber steht sein eigener Arm immer zu Gebote,
und derjenige hat weiter nichts nötig,
als ihn recht zu gebrauchen.
Wer von den Grundsätzen der Wahrheit durchdrungen ist,
für den ist auch der kurze und allseits bekannte Spruch genügend,
um ihn an ein getrost furchtloses Wesen zu mahnen."
Die Lehre der Stoa weist auf den eigenen intuitiven Zugang zur geistigen Welt hin ohne Hilfsmittel von außen, wie ein Ringer, der sich nur mit den eigenen Armen behauptet ohne künstliche Hilfsmittel wie ein Schwert, das nicht Teil von ihm ist, sondern ihm in die Hand gegeben wird als Vorlage und Methode, welche nicht von innen kommt. Auch mir erscheinen all die Schwerter der Religionen, spirituellen Systeme, Ideologien und Denksysteme letzten Endes nur als nicht mehr lebendige, brüchige, erstarrte Gerüste.
Es ist gut, die Konstrukte zu kennen, aber letztlich gehe ich den Weg des Ringers und nicht des Schwertkämpfers. Es bedeutet, dass nur meine eigenen spirituellen Erfahrungen mich weiterbringen, nichts Angelesenes, keine schöne Theorie. Lieber nicht alles im Schnellgang mit dem Schwert oberflächlich ergründen wollen, dafür profunde eigene Erfahrungen "erringen", die umgesetzt werden und sich in meinem Leben manifestieren. Nur das bringt die Mehrdimensionalität einer qualitativen Weiterentwicklung. Darauf will ich mich künftig noch mehr beschränken, um mehr Tiefe und Höhe zu erfahren.