Tussinelda schrieb:ich stelle das nicht so dar, Du unterstellst mir das. Von Schwarzen Menschen zu reden ist nicht das Gleiche, wie von ALLEN Schwarzen Menschen zu reden.
Nein, du schreibst "das haben Schwarze ausreichend dargestellt, dass sie das entsprechend tangiert" und generalisierst den Sachverhalt in der Form, dass man davon ausgehen muss, es gelte immer und überall. Die Einschränkungen dazu, die hier auch schon oft genug dargestellt wurden, und allgemein als zumindest widersprüchlich für die Aussage "ist immer rassistisch" gelten, ignorierst du indes gänzlich.
Tussinelda schrieb:es ist keine Meinung, es ist belegt. Und wenn dies jemand anderes schreibt, dann siehst Du das auch durchaus ein, wie bei Libertin. Nur wenn ich das schreibe, dann legst Du Dich quer. Muss ich nicht verstehen.
Nur weil etwas belegt ist, muss es noch lange nicht als Faktum gelten. Ein Beleg, je nachdem wie der aussieht, ist zunächst auch nur eine Meinung, die man sich aufgrund von mehr oder minder gut nachvollziehbaren Daten gebildet hatte - auch oder sogar insbesondere in Fachkreisen wird dieser Umstand sehr penibel unterschieden, weil man tunlichst Missverständnisse vermeiden muss, wenn man einen Progress in der Erkenntnis erwartet. Zu einem Faktum wird etwas dann, wenn es auch wirklich und unumstößlich so ist.
Selbstverständlich ist die Aussage "N-Wort ist schon immer rassistisch, weil Kolonialgeschichte, weil Sklaverei usw " eine Meinung, die in Fachkreisen durchaus vertreten wird, aber auch eben aufgrund von bestimmten historischen Gegebenheiten ebenso relativ leicht bestritten werden kann, und somit als kontrovers betrachtet werden muss.
Hier spreche ich wiederholt von der Vorkolonialzeit, aus der der ursprüngliche Begriff Negro stammt, und der unter ganz anderen Vorzeichen verwendet wurde, als in der Kolonialzeit selbst - und selbstverständlich auch von der Nachkolonialzeit, in der auch sehr strittig ist, ob das Wort immer nur abfällig benutzt wurde, was das Momentum der ethnischen Herabwürdigung tragen würde, und dann tatsächlich als rassistisch gelten müsse.
Es gibt durchaus Daten dazu, die eine neutrale Verwendung in weiten Teilen der Bevölkerung nahe legen, wenn auch die Gegenseite der Meinung ist, dass das aus historischen Gründen gar nicht möglich sein solle; .. was aber überhaupt nicht ausreichend erklärt werden kann, weil sich die Sprache nun mal auch immer mit dem Zeitgeist ändern kann, und das sieht bei diesem Wort besonders in der Nachkriegszeit, als die Amerikaner mit vielen Dunkelhäutigen hier stationiert waren, die nicht im allgemeinen gesellschaftlichen Konsens als minderwertig galten, stark danach aus.
In dieser Zeit bis weit in die 80er Jahre wurde das Wort von einer Mehrheit der Bevölkerung durchaus neutral verstanden und auch so verwendet. Wie gesagt, entgegen der Behauptung vieler Antirassisten, die meinen, das sei gar nicht möglich, weil der Begriff geschichtlich rassistisch vorbelastet ist, und sich diese Vorbelastung quasi nicht abschütteln lässt. Warum das so sein solle, wird nur sehr spärlich erklärt. Man versucht es über Assoziationen, die offenbar in einer signifikanten Zahl von Schwarzen Traumata auslösen sollen. Quasi als ob die Wahrnehmung des Wortes schon jeden schwarzen emotional in exakt die kolonialen Strukturen versetzen würde, die damals herrschten, obwohl sich natürlich heute kaum jemand vorstellen kann, wie es damals gewesen sein muss.
Ob das tatsächlich so ist, dass unsere deutschen Schwarzen sich von dem deutschen N-Wort traumatisiert sehen, oder ob man das einfach von Amerika so übernommen hat, obwohl das N-Wort dort einen ganz anderen geschichtlichen Kontext und Stellenwert hat, ist keineswegs gewiss. Es wird halt so behauptet. Ist also kein Faktum, sondern eine doch eher wackelige Annahme, die man aber auch für einen Teil der Schwarzen durchaus akzeptieren kann. Was auch im Allgemeinen getan wird, und in meinem Dafürhalten auch völlig in Ordnung geht. Verallgemeinern lässt es sich nicht, und überprüfen schon gleich gar nicht, weil es nun mal höchst subjektive Empfindungen sind, die hier herangezogen werden.
Damit will ich niemandem absprechen, dass er sich durch das Wort rassistisch angegriffen fühlen kann, gerade da Rassismus bei uns nun auch keine Seltenheit ist, trotzdem ist da kein "muss so sein" drin. Es gibt gewisse Tendenzen in der schwarzen Gemeinde, dieses Wort für sich abzulehnen, das dürfte recht unstrittig sein. Ist ihr gutes Recht, und auch kein Problem soweit. Der gesellschaftliche Konsens nach der Bürgerrechtsbewegung legt es auch jedem nahe, es nicht mehr zu verwenden, wenn es nicht sein muss, also im entsprechenden Kontext, weil die Wahrscheinlichkeit nicht minder ist, dass man jemanden damit zu nahe treten könnte. Soweit gehe ich auch mit.
Trotzdem gibt es nach wie vor keinen Grund, das derart fanatisch abzulehnen, dass sogar Menschen, die es in einem völlig unrassistischen Kontext verwenden, Probleme bekommen, wie hier in diesem Artikel ganz gut zusammen gefasst wurde:
https://www.nzz.ch/international/n-wort-amerikas-explosivstes-wort-ld.1614314Dagegen wehre ich mich, und ich wüsste auch nicht, mit welchen Argumenten mir
@Libertin diese meine Denke verrücken wollte. Er kann sich gerne dazu nochmal äußern, falls er Fehler in meiner Schreibe ausmachen sollte. Freue mich über jeden sachlichen Feedback zum Thema. Ist ja nicht so, dass ich meine Meinung über jeden Zweifel erhaben wähne. Keine Ahnung, was du da nicht verstehen kannst oder musst oder was überhaupt dein Anliegen gerade ist, da du auch noch den Mod da mit rein ziehen willst. Na, mal sehen..
shionoro schrieb:Rassismus ist eine Definition. Wie man Rassismus definiert, ist eine politische Frage. Wie man diese Definition interpretiert ist ebenfalls subjektiv.
Darum ist es unsinnig, davon zu sprechen, dass etwas faktisch rassistisch ist. Höchstens kann man sagen, es erfüllt eine bestimmte rassismusdefinition oder wird von vielen Menschen als rassistisch eingestuft.
Das ist relevant, weil man eben nicht so einfach menschen mit anderen rassismusdefinitionen oder interpretationen abbügeln kann, nur weil man ihnen die eigene vor den latz knallt.
Dem kann ich nur zustimmen. Es ist ein komplexes Thema, mit vielen verschiedenen Bezügen zu Geschichte, Politik, Linguistik und Ethik, das man nicht einfach mal so pauschal mit "ist so" beantworten kann. Das meiste "kann so" muss aber eben nicht, so wie ich das bis jetzt beurteile, und bleibt damit doch eher eine recht individuelle Verhandlungssache auf der untersten privaten zwischenmenschlichen Ebene, die man aber durchaus auf gesellschaftlicher/politischer Ebene mit einem PC-Leitfaden stützen kann, um den Menschen eine Orientierung zu geben, in der Hoffnung, dass man etwaige Konflikte damit weitestgehend vermeiden kann.
Mehr ist halt bis zu einer vollständigen sprachlichen Umkonditionierung der Gesellschaft, die ja jetzt mit der neuen Generation offenbar vollendet wird, wohl nicht drin.