shionoro schrieb:Wenn einer nicht einsieht, dass es rassistisch ist, schwarze Menschen "neger" zu nennen,
Streng genommen lässt sich nicht mal das so pauschal verurteilen, wenn man die Hintergründe der Konversation nicht kennt. Klar gibt es im heutigen Duden-Deutsch den Konsens, dass das N-Wort als rassistisch konnotiert gilt, und die Verwendung dessen auch sehr leicht als rassistisch wahrgenommen werden kann, trotzdem hat der Rassismus als solches immer auch bestimmte Komponenten, die erfüllt werden müssen, um Rassismus zu sein, und dazu gehört auch das Momentum der ethnischen Herabwürdigung. Fehlt dieses Momentum, weil sich zB Sender und Empfänger einig sind, dass das Wort in dem Fall nicht die Ethnie herabwürdigen will, sondern ein Zitat ist zB oder ein Spiel im TV, Theater, oder eine kulturelle Eigenart wie im Hiphop, oder einfach eine private Übereinkunft, dass das aus welchen Gründen auch immer so gewollt und nicht beleidigend ist etc, dann kann man meines Erachtens eben auch nicht von "rassistisch" sprechen.
Tussinelda schrieb:was ich als problematisch ansehe, wie viel Zeit darf man denn so veranschlagen? Bis rassistische Bezeichnungen aus der Alltagssprache verschwinden sollten?
Na mal mindestens so viel Zeit, bis einwandfrei klar belegt ist, dass es sich auch tatsächlich um Rassismus handelt, womit das Wort nur auch dann als "rassistisch" gewertet werden könnte, wie ich meine.
Sich irgendein historisch entsprechend belegtes Wort zu schnappen, das im heutigen Duden-Sprachgebrauch als rassistisch konnotiert gilt, und das so zu generalisieren, dass man sagt, es wurde in der Vergangenheit sehr oft so verwendet, dass es herabwürdigend war, also ist das jetzt auch immer und überall als herabwürdigend zu werten, egal welcher Kontext, ist meines Erachtens falsch.
Es gibt zB bei dem Wort Zigeuner einige Teile des Volkes die das Wort Roma noch nie in ihrem Leben gehört geschweige denn verwendet hatten, und für die das Wort Zigeuner einfach ein Ehrbegriff ist, mit dem sie sich selbst bezeichnen.
Jetzt bitte ich dich mir mal zu erklären, wieviel Zeit du dafür veranschlagen würdest dieses Wort, das du pauschal als rassistisches Wort bezeichnest, aus deren Alltagssprache verschwinden zu lassen? D ist ein Transitland, hier fährt jeden Tag halb Europa durch, auch solche, die immer noch Zigeuner sagen, weil es für sie einfach nur ein ganz normales Wort ist, mit dem das Volk sich selbst zT bezeichnet. Was sagst du denen, und welche Reaktion erwartest du?
Das gleiche gilt natürlich auch für das N-Wort, das ob des offenbar recht großen Konsens innerhalb der neuen Generation zusehends aus der Umgangssprache verschwindet, was auch völlig ok ist, wenn sich signifikante Teile der Gesellschaft drauf einigen, dass es für viele Schwarze (Zahlen dazu kennen wir allerdings nicht) despektierlich klingt, .. das aber im historischen Kontext als Zitat vermutlich niemals verschwinden wird, weil es nun mal ein Teil der Geschichte ist. Zudem für viele ältere Bürger nur als neutrales Wort bekannt ist, und auch so verwendet wird.
Will man denen wirklich ständig und konfliktreich erklären, dass sie ihr ganzes leben lang Rassisten gewesen sind, obwohl sie sich diesbezüglich niemals haben was zu Schulden kommen lassen, immer viel Respekt vor anderen Kulturkreisen hatten usw? Denke nicht, dass du mit einem Zeitultimatum und vllt noch irgendwelchen Drohungen von wegen "dann bist du ein mieser Rassist" wirklich ernst genommen wirst. Eher zeigen die Leute einem den Vogel.