navi12.0 schrieb:Stimmt wohl. Würde das Dorf zB Nazidorf heißen, würde man das vermutlich heute schnell geändert haben wollen, weil Nationalismus heute nicht mehr ganz so en vogue ist, wie noch seinerzeit. Egal ob es was mit Nationalsozialismus zu tun hat, oder nicht. Von der Warte aus betrachtet ist solch eine Forderung zwar auf rationaler Ebene zwar Unsinn, aber auf emotionaler vllt sogar verständlich. Je mehr Menschen man findet, die sich damit identifizieren können, desto leichter kriegt man so ein Vorhaben auch durch.
Genau, und das machen wir ja eigentlich ständig so in gesellschaftlichen debatten. Symbole sind für Menschen wichtig. Darum finde ich es unfair, bei PoC da quasi eine höhere Messlatte zu wählen.
behind_eyes schrieb:Das wird doch meistens von Allys oder Betroffenen unterstellt.
Richtig ist, daß es Bereiche gibt wo Weiße Nachholbedarf haben. Struktureller Rassismus zum Beispiel.
Aber hier geht es doch ganz klar um Themen, die völlig frei sind von Rassismus und da stimme ich mit dir eben nicht überein: Rassismus ist eben nicht nur wenn du es fühlst sondern Rassismus muss ein Mindestmaß an Kriterien erfüllen und die alleinige Empfindung des Betroffenen reicht da einfach nicht aus. So schwer das für ihn ist und so sehr ich auch verstehe, das man mit einer solchen Diskriminierungsgeschichte an einem Punkt landen kann, wo man vor einem Ortsschild in Tränen ausbricht - zielführend kann nur sein dem Betroffenen zu helfen in einer Weise die es ihm ermöglicht irgendwann realen Rassismus von gefühlten Rassismus zu unterscheiden.
Wer noch Zusprache erhält, das das Entfernen des Ortsschildes sein Leid mindert, wird dieses Ziel nie erreichen. Dem Betroffenen wird nicht geholfen.
Das wird aber eben auch oft zu recht unterstellt. Oft sprechen schwarze rassismus an und werden dann dafür lächerlich gemacht, selbst wenn sie vollkommen im recht sind. Diese invalidierung findet häufig statt und da finde ich es ungerechtfertigt, es irgendwie schwarzen vorzuwerfen, wenn sie dann auch mal daneben liegen. Andersrum kommt es erfahrungsgemäß häufiger vor.
Rassismus ist eben auch nicht nur das, was explizit gesagt wird. rassismus ist auch oft in einem dummen witz, mit dem man eigentlich gar nichts meint, einer nebenbemerkung oder einem blick zu sehen. Das kann man nicht einfach ignorieren.
behind_eyes schrieb:Richtig, mein Standpunkt wäre hier übrigens der selbe.
Okay, aber es ist ja nicht das, was in der realität in unserer gesellschaft in solchen fällen passiert. Und da ist eben ein ungleichgewicht. Eine Forderung von PoC oder anderen Minderheiten hat viel weniger gewicht und wird lächerlich gemacht, eine forderung einer größeren Gruppe Weiße wird da oft, selbst wenn vollkommen absurd, viel ernster genommen.
Bei der Mohrenapotheke kann man ins Feld führen, dass die Bedürfnisse des betreibers die von Passanten überwiegen. Bei der Pronomenwahl von Transmenschen machen ja viele Cis Leute schon ein Fass auf, dass sie sich nicht daran halten wollen, obwohl die meisten Transmenschen von falschen pronomen erheblich verletzt werden. Und daher finde ich schon, dass da auch die weiter hergeholten Debatten zu führen und ernstzunehmen sind. Das machen wir sonst ja auch in der gesellschaft.
behind_eyes schrieb:Bin auch kein Fan der Mohrenaphoteke aber wenn eine Herkunft und auch Verwendung völlig unverfänglich ist, würde ich im Lichte einer Forderung keine robuste Psyche statuieren. Aber that's life, so sind halt Menschen.
Es würde halt aber in dem Fall nicht stimmen, was du da statuierst.
behind_eyes schrieb:Soweit ich weiß, gingen beim Bürgermeister im RL Briefe ein in denen klar die Umbenennung gefordert wurde und auch hier im Thread wurde das verteidigt, ja sogar angezweifelt ob es die Forderungen überhaupt gibt.
Das ist ähnlich wie im Lisa Eckahrt fall. Es gab keinen shitstorm, es gab leute die drüber geredet haben. Aber der eigentliche shitstorm wurde von zeitungen konstruiert aus ein paar sprachwissenschaftlern, die es ganz gut fänden und ein paar posts auf twitter.
behind_eyes schrieb:Breite spielt für mich keine Rolle. Man sollte jedem Menschen ernst nehmen und wenn ich einen Standpunkt habe der vom ernstgenommenem Standpunkt eines einzelnen Menschen abweicht, wüsste ich nicht warum ich meinen Standpunkt nicht auch klarmachen kann.
Twitter wird hier immer mal durch den Dreck gezogen.
Ich halte es für die ehrlichste Plattform. Ein sehr guter Querschnitt der Gesellschaft, alle Parteien sind vertreten und scheuen sich nicht ihre Meinung kund zu tun.
Die Kürze der Tweets zwingt die Teilnehmer, ihr Anliegen klar und knapp zu formulieren.
Ich zeihe nicht twitter durch den dreck, ich sehe nur einen unterschied zwischen einem ernsthaften shitstorm und einer handvoll posts. Es gibt echte shitstorms auf twitter wo sich viele Menschen empören. Das "ort neger" ding war keiner davon.