Leichtfertiger Umgang mit Antisemitismusvorwürfen?
08.02.2018 um 07:17@passepartout
Die Existenzberechtigung des israelischen Staates zweifel ich keine Sekunde an. Tatsache ist auch, dass sich Israel notgedrungen auf Angriffe verteidigen und bei potenziellen Angriffen wachsam sein muss.
Allerdings vertrete ich die Auffassung, dass die israelische Regierung, die man leider als nationalistisch und stramm konservativ betrachten muss, wesentlich klüger vorgehen könnte, um friedliche Verhältnisse zu schaffen.
Die politische Einordnung von Politikern ist übrigens wichtig, um ihre Aussagen und ihr Handeln richtig zu verstehen.
Wenn ich jemandem, der sich nicht mit der Sache auskennt, sage, dass der Verteidigungsminister Avigdor Lieberman Mitglied in der Partei Jisra'el Beitenu ist oder Benjamin Netanyahu Mitglied der Likud, dann kann damit kaum einer was anfangen in Deutschland.
Also biete ich einen Vergleich: diese Typen wären in Deutschland tendenziell Mitglieder der AfD, Likud und Jisra'el Beitenu haben Positionen und Ziele, die man auch in einem AfD-Programm finden würde.
Der Vergleich kann weitergehen: die AfD spielt beständig mit ihrer Opferrolle. Sie sei Opfer der Lügenpresse, der Mainstreammedien, man möge sie nur nicht, weil sie ,,die Wahrheit" sage.
Jedenfalls verfolgt Israel schon seit Längerem aus meiner Perspektive nur eine Strategie der massiven Konfrontation, der Gegen- und Präventivschläge. Das mag verständlich sein, ist aber nicht zielführend, wenn man Frieden will.
Israel hat das Recht, sich bei Angriffen zu verteidigen, sollte aber meiner Meinung nach wesentlich stärker den muslimischen Bewohnern der Region und des Landes sowie den Nachbarn die Hand reichen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Die Message muss sein:,,Wir verteidigen uns bei Angriffen ohne Wenn und Aber. Doch wir streben nach Frieden, wer das auch will, dem reichen wir die Hand."
Die Konfrontationsstrategie als Hauptstrategie fördert stets neue Rekruten für die islamistischen Terrorgruppen, mit denen keine Verhandlung möglich ist. Sieh dir an, was die Menschen im Gaza-Streifen so für Perspektiven haben, da ist kaum etwas. Natürlich ist es die Hamas, die von dort aus regelmäßig angreift. Aber es ist Israel, das die Grenzübergänge und den Warenverkehr strikt reguliert bis unterbindet.
Und es ist Israel, das eben stets mit Gegenschlägen auf Angriffe antwortet.
Bei diesen Gegenschlägen sterben regelmäßig muslimische Zivilisten. Ja, die Hamas hat angegriffen und die Reaktion provoziert.
Doch im Bewusstsein der Angehörigen der Getöteten sind diese durch den Gegenschlag der Israelis gestorben.
Perspektivlosigkeit und fehlende Reisefreiheit zusammen mit diesen Erfahrungen treiben letztlich immer wieder neue Rekruten zu den Terroristen. Denn sie haben gefühlt nichts zu verlieren und wollen Rache.
Radikale, ultraorthodoxe jüdische Siedler, Stichwort illegale Siedlungen, sowie die Praxis, Häuser der Familien von als Terroristen ausgemachten Personen zu zerstören, befördern ebenfalls die Wut auf den israelischen Staat.
Israel sollte sich bei Angriffen wehren, aber gezielt.
Und vor allem sollte Israel den Palästinensern, die wirklich Frieden wollen, die Hand reichen und sie zur gleichberechtigten Teilnahme an Staat und Gesellschaft einladen, eventuell gar zu einem eigenen Staat.
Dann zeigt sich die reale Möglichkeit des Friedens - das Schlimmste, was den religiös motivierten Hardlinern beider Seiten passieren kann.
Denn dadurch verlieren sie Personal und Unterstützung für ihre Sache!
Wofür Avigdor Lieberman beispielsweise steht, kann man hier in einer Zusammenstellung lesen, samt Quellen:
Wikipedia: Avigdor Lieberman#Kontroversen
Anmerkung: die Ha'aretz ist übrigens selbst eine bekannte israelische Zeitung und wird solche Aussagen wohl eher nicht erfinden.
Konkret zum Thema Ausnutzung von Antisemitismusvorwürfen für die eigene Sache:
Eines der jüngsten Beispiele ist die Reaktion auf die Verurteilung des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland und Ostjerusalem durch die UN.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-12/vereinte-nationen-resolution-israel-siedlungspolitik
Die Entrüstung der israelischen Regierung war mal wieder groß, die Verurteilung ,,antiisraelisch", was sich in ,,eine lange Liste" von ,,Anti-Israel-Resolutionen der UN" einreihen würde.
Ähnliche Verteidigungen und Rechtfertigungen gab es beim Ship-to-Gaza-Zwischenfall mit der Marvi Marmara und beim letzten Gaza-Krieg.
Sehr wohl gibt es heutige israelische Staatsangehörige wie Netanjahu, Bennett, Lieberman und andere, welche die Shoah als Rechtfertigung für ihr Handeln gegenüber muslimischen und arabischstämmigen Bewohnern Israels ausnutzen, um Kritik abzubügeln.
Die Existenzberechtigung des israelischen Staates zweifel ich keine Sekunde an. Tatsache ist auch, dass sich Israel notgedrungen auf Angriffe verteidigen und bei potenziellen Angriffen wachsam sein muss.
Allerdings vertrete ich die Auffassung, dass die israelische Regierung, die man leider als nationalistisch und stramm konservativ betrachten muss, wesentlich klüger vorgehen könnte, um friedliche Verhältnisse zu schaffen.
Die politische Einordnung von Politikern ist übrigens wichtig, um ihre Aussagen und ihr Handeln richtig zu verstehen.
Wenn ich jemandem, der sich nicht mit der Sache auskennt, sage, dass der Verteidigungsminister Avigdor Lieberman Mitglied in der Partei Jisra'el Beitenu ist oder Benjamin Netanyahu Mitglied der Likud, dann kann damit kaum einer was anfangen in Deutschland.
Also biete ich einen Vergleich: diese Typen wären in Deutschland tendenziell Mitglieder der AfD, Likud und Jisra'el Beitenu haben Positionen und Ziele, die man auch in einem AfD-Programm finden würde.
Der Vergleich kann weitergehen: die AfD spielt beständig mit ihrer Opferrolle. Sie sei Opfer der Lügenpresse, der Mainstreammedien, man möge sie nur nicht, weil sie ,,die Wahrheit" sage.
Jedenfalls verfolgt Israel schon seit Längerem aus meiner Perspektive nur eine Strategie der massiven Konfrontation, der Gegen- und Präventivschläge. Das mag verständlich sein, ist aber nicht zielführend, wenn man Frieden will.
Israel hat das Recht, sich bei Angriffen zu verteidigen, sollte aber meiner Meinung nach wesentlich stärker den muslimischen Bewohnern der Region und des Landes sowie den Nachbarn die Hand reichen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Die Message muss sein:,,Wir verteidigen uns bei Angriffen ohne Wenn und Aber. Doch wir streben nach Frieden, wer das auch will, dem reichen wir die Hand."
Die Konfrontationsstrategie als Hauptstrategie fördert stets neue Rekruten für die islamistischen Terrorgruppen, mit denen keine Verhandlung möglich ist. Sieh dir an, was die Menschen im Gaza-Streifen so für Perspektiven haben, da ist kaum etwas. Natürlich ist es die Hamas, die von dort aus regelmäßig angreift. Aber es ist Israel, das die Grenzübergänge und den Warenverkehr strikt reguliert bis unterbindet.
Und es ist Israel, das eben stets mit Gegenschlägen auf Angriffe antwortet.
Bei diesen Gegenschlägen sterben regelmäßig muslimische Zivilisten. Ja, die Hamas hat angegriffen und die Reaktion provoziert.
Doch im Bewusstsein der Angehörigen der Getöteten sind diese durch den Gegenschlag der Israelis gestorben.
Perspektivlosigkeit und fehlende Reisefreiheit zusammen mit diesen Erfahrungen treiben letztlich immer wieder neue Rekruten zu den Terroristen. Denn sie haben gefühlt nichts zu verlieren und wollen Rache.
Radikale, ultraorthodoxe jüdische Siedler, Stichwort illegale Siedlungen, sowie die Praxis, Häuser der Familien von als Terroristen ausgemachten Personen zu zerstören, befördern ebenfalls die Wut auf den israelischen Staat.
Israel sollte sich bei Angriffen wehren, aber gezielt.
Und vor allem sollte Israel den Palästinensern, die wirklich Frieden wollen, die Hand reichen und sie zur gleichberechtigten Teilnahme an Staat und Gesellschaft einladen, eventuell gar zu einem eigenen Staat.
Dann zeigt sich die reale Möglichkeit des Friedens - das Schlimmste, was den religiös motivierten Hardlinern beider Seiten passieren kann.
Denn dadurch verlieren sie Personal und Unterstützung für ihre Sache!
Wofür Avigdor Lieberman beispielsweise steht, kann man hier in einer Zusammenstellung lesen, samt Quellen:
Wikipedia: Avigdor Lieberman#Kontroversen
Anmerkung: die Ha'aretz ist übrigens selbst eine bekannte israelische Zeitung und wird solche Aussagen wohl eher nicht erfinden.
Konkret zum Thema Ausnutzung von Antisemitismusvorwürfen für die eigene Sache:
Eines der jüngsten Beispiele ist die Reaktion auf die Verurteilung des israelischen Siedlungsbaus im Westjordanland und Ostjerusalem durch die UN.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-12/vereinte-nationen-resolution-israel-siedlungspolitik
Die Entrüstung der israelischen Regierung war mal wieder groß, die Verurteilung ,,antiisraelisch", was sich in ,,eine lange Liste" von ,,Anti-Israel-Resolutionen der UN" einreihen würde.
Ähnliche Verteidigungen und Rechtfertigungen gab es beim Ship-to-Gaza-Zwischenfall mit der Marvi Marmara und beim letzten Gaza-Krieg.
passepartout schrieb:Stichwort "sekundärer Antisemitismus".,,Der Jude" macht gar nichts. Es gibt sicherlich auch jüdische Menschen, die geldgierig und betrügerisch sind. Wie man solche Leute auch unter den allermeisten anderen Weltanschuungen, Ethnien und Nationalitäten findet.
Nach dem Motto "Der Jude ist und bleibt eben gierig und macht sogar die Shoah zu Geld
Sehr wohl gibt es heutige israelische Staatsangehörige wie Netanjahu, Bennett, Lieberman und andere, welche die Shoah als Rechtfertigung für ihr Handeln gegenüber muslimischen und arabischstämmigen Bewohnern Israels ausnutzen, um Kritik abzubügeln.