Organspendegesetz - sagt das schon alles über die Deutschen?
13.10.2021 um 23:37
Hallo ihr Lieben,
bislang habe ich noch gar nichts in diesem Forum geschrieben. Dieses Thema springt mich allerdings geradezu an. Ich gehöre nämlich tatsächlich zu den Menschen, die ein Spenderorgan in sich tragen. Ich dachte so ein Erfahrungsbericht wäre vielleicht mal interessant. Kann ich aber auch wieder löschen. In meinem Fall handelt es sich um eine Niere, die ich als Lebendspende vor fast auf den Tag genau 14 Jahren bekam (in 2 Tagen jährt es sich schon wieder). Und zwar habe ich sie von meinem Papa bekommen. 2007 war ich 25 Jahre alt und vorher war ich 2 1 /2 Jahre an der Dialyse. Das war die härteste Zeit meines bisherigen Lebens, denke ich. Ich muss dazu sagen, dass ich außerdem im Rollstuhl sitze, weswegen, die ganze Nierenproblematik überhaupt zustande kam. Ich wurde mit Spina bifida geboren.
Da es ja in meinem Fall eine Lebendspende ist, ist das natürlich nochmal was ganz anderes. Für meinen Vater war es irgendwie gleich selbstverständlich, dass er das tun würde, als feststand das wir kompatibel sind. Ich habe ihn aber bestimmt auch 1000 mal gefragt, ob er sich da auch wirklich sicher ist. Es war auch damals nicht so, dass einfach ein Operationstermin gemacht wurde und gut ist. Wir mussten beide vor eine Art Komitee erscheinen, das aus sehr vielen verschiedenen Ärzten bestand und da nochmal viele Fragen beantworten und noch so eine Art Erklärung abgeben, dass nichts erzwungen ist und alles ganz freiwillig geschieht.
Für die OP selbst brauchte ich damals 2 Anläufe, aber das war einfach nur persönliches Pech. Die alte Niere war schon so entzündet, dass sie mich dann gleich wieder zugemacht haben und diese Niere in einer weiteren OP erstmal entfernt wurde. Einige Tage später kam dann die richtige OP. Sie dauerte, glaube ich, fast den ganzen Tag. Aber an sehr viel kann ich mich da nicht erinnern. Ich habe sehr starke Schmerzmittel bekommen und war kurz vor Weihnachten wieder zuhause.
Das Leben mit der Spende sieht so aus, dass ich ( ich kann natürlich nur von mir sprechen) zur Zeit 12 Tabletten täglich nehme, sehr viel trinken muss (mindestens 3 Liter, besser mehr) Einmal im Quartal ist Uniklinik angesagt, wobei meine Blutwerte sehr sehr gut und auch stabil sind. Außerdem gehört die regelmäßige Krebsvorsorge dazu, da ja das Immunsystem heruntergefahren wird und die Krebsgefahr eben erhöht ist. Das heißt, der ganze Körper wird von den jeweiligen Fachärzten mindestens einmal im Jahr auf Krebs überprüft. Ein weiterer Aspekt ist, dass Sonnenbank absolut tabu ist und Sonnenbaden nicht zu lange und mit guter Sonnencreme. Ich darf außerdem auch keinen Grapefruitsaft trinken, weil das eines der Medikamente ausschalten würde, das Rapamune. Auch Kinder konnte ich nicht bekommen, weil es mit den Medikamenten einfach zu gefährlich ist. Einer von uns beiden würde es wahrscheinlich nicht überleben. Damit haben mein Mann und ich uns aber ganz gut arrangiert. Wir haben andere Sachen, an denen wir uns erfreuen.
Ich weiß natürlich, dass so ein Organ nicht lebenslänglich hält. Es gehört eben nicht zu mir. Heutzutage ist die Lebensdauer einer Niere aber schon sehr lang und da ich eben auch gute Werte habe, mache ich mir da zur Zeit nicht so viele Gedanken. Aber eine Abstoßung kann natürlich jederzeit eintreten.
Natürlich kenne ich Zahlen, die mich in meiner Ansicht eher in Richtung pro Organspende denken lassen. Alle 8 Stunden stirbt z. B. ein Mensch, weil er eben kein passendes Organ bekommt. Und manche Organe kann man eben erst nach dem eigenen Tod weitergeben. Z.b. das Herz. In meinem Krankenhaus steht irgendwo ein Spruch, der heißt: Don´t put your organs to heaven. Heaven knows we need them here.
Ich kann aber natürlich auch die andere Seite gut verstehen. Es ist erstens ein wirklich krasser Eingriff. Und wenn ich keine eigene Erfahrung damit hätte, dann hätte ich sicher auch ein sehr großes Problem damit, wenn meine nächsten Verwandten nach ihrem Ableben auch noch aufgeschnitten werden würden. Ich kann jeden verstehen, der das nicht möchte. Es ist eine Sache, die jeder für sich selbst klären muss. Falls ihr noch mehr zu meiner Organspende oder alles drum herum wissen wollt, dann scheut euch nicht zu fragen. Ich beantworte alles, so gut ich kann.
Liebe Grüße
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Organspendegesetz - sagt das schon alles über die Deutschen?
14.10.2021 um 09:20
Guten Morgen Casasua danke für deinen Bericht.
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Organspendegesetz - sagt das schon alles über die Deutschen?
09.04.2023 um 23:40
Entschuldige f<r die so späte Antwort. War ganz lange nicht mehr hier. Nein, mein Vater hat es nie bereut und die Niere läuft auch heute, nach über 15 Jahren noch super. Ich hatte am Anfang schon ein bisschen Angst. Was wäre, wenn die Niere schnell wieder abgestoßen worden wäre? Das hätte ich wohl nie verwunden. Aber so ist es gott sei Dank nie gekommen. Also kann ich damit auch gut leben.
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