Missverständnisse in internationalen Firmen

Jeder, der in einer Firma mit Standorten in mehreren Ländern, z.b. Japan oder USA für die Begrüßung und Betreuung der Gäste zuständig ist oder regelmäßig dorthin reisen muss wird bei Besuchen schon Situationen erlebt haben, wo durch falsche Reaktionen Missverständnisse entstanden sind.

In Japan zum Beispiel wird bekanntlich sehr auf die Höflichkeit geachtet, in anderen Ländern dagegen ist der Umgang miteinander wieder sehr locker.

Habt ihr bereits so etwas erlebt und wenn ja, was ist passiert und wie seid ihr damit umgegangen?

Freline schrieb:Habt ihr bereits so etwas erlebt und wenn ja, was ist passiert und wie seid ihr damit umgegangen

Japaner/Chinesen hassen es wie die Pest, etwas zu sagen wie "kann ich nicht" oder "weiß ich nicht". Selbst, wenn man einen Fremden nach einer Straße fragt.
Darum umschreib ich mit "kennst du jemanden, der das kann?". Wenn er nicht sich selbst erwähnt, weiß ich Bescheid

Zu dem Thema gibt es nun wahrlich genügend Material zuf Fortbildung, beispielsweise hier:

https://www.business-wissen.de/artikel/geschaeftsbeziehungen-ueber-den-umgang-mit-kulturellen-differenzen/

https://www.business-wissen.de/artikel/verhalten-andere-laender-andere-sitten/ (Archiv-Version vom 17.07.2015)

https://www.stern.de/wirtschaft/job/geschaeftsreisen-andere-laender--andere-business-sitten-3346350.html


Im Berufsleben gilt eben auch:

Andere Länder, andere Sitten.

Im Privatleben wie bisher:

Andere Frauen, andere Frisuren.

@Doors
Es geht mir nicht nur um Fortbildung, sondern darum, wie unterschiedliche Personen in solchen Situationen reagieren.

Extrembeispiel: Der Vorgesetzte kündigt an, dass am nächsten Tag ein unvorhergesehener Besuch aus Israel kommt. Du bist dafür zuständig, die Gäste zu empfangen und zu betreuen, hast aber sehr wenig Zeit, dich auf die Kultur der Besucher einzustellen, begehst dabei einen Fehler, der sich nicht so leicht bereinigen lässt und wirst nach dem Abschied der Besucher dafür vom Vorgesetzten zur Schnecke gemacht.

Gerade als neuer Mitarbeiter, der vielleicht erst seit zwei Monaten dort arbeitet, kann so etwas für die Motivation nicht gut sein.

@Freline
das hört sich aber eher nach einem anderen Problem an:
wie gehst du mit Fehlern in der Firma um. Und zwar mit Fehlern im Umgang mit Kunden und Gästen.
Da spielt die Ursache (Kulturunterschied) keine Rolle.

@Freline

Ich war rund dreissig Jahre im mittleren Management eines international operierenden Wissenschaftsverlages tätig. Da eignete ich mir im Laufe der Jahre so einiges an länder- und personenspezifischen Knowhow an. Vor Fettnäpfchen gefeit ist man da trotzdem nicht. Gern erinnere ich mich an das verdutzte Gesicht russischer Partner, als ich ihnen mitteilte, dass ich keine Alkohol trinke.

Was hast Du denn den israelischen Besuchern so unverzeihliches gesagt? "If you want to take a shower, please this way."?

Auch mit deutschen Gästen kann dem internationalen Hotelier schon mal ein Missgeschick unterlaufen:

https://www.youtube.com/watch?v=yfl6Lu3xQW0 (Video: Don't Mention the War! | Fawlty Towers | BBC Comedy Greats)

@Bishamon

Genau darum geht es mir. Ich arbeite in einem Familienbetrieb mit immer mehr wachsenden internationalen Beziehungen mit Geschäftspartnern aus aller Welt (Israel, Korea, Japan, USA usw.)

@Doors
Bisher ist mir so eine Situation noch nicht untergekommen, aber wie ich oben schon geschrieben habe, muss ich jeden Tag E-Mails an alle möglichen ausländischen Kunden schreiben (wo auch schnell Missverständnisse entstehen können) und Besuch bekommen wir höchstens ein paar mal im Jahr (bisher, kann sich aber noch ändern), daher interessiert es mich einfach um mögliche Fehler im persönlichen Gespräch von vornherein möglichst zu vermeiden.

@Freline

Ich nehme an, die Korrespondenz erfolgt auf Englisch. Ein gutes Business-English ist dabei neben einem Repertoire an präzisen Übersetzungen von Fachausdrücken schon von Bedeutung. Das kann man sich aber alles aneignen. Dann reduziert sich auch die Angst vor Fehlformulierungen. Manchmal bezahlen Firmen solche Fortbildungen.

Fehler im persönlichen Gespräch können einem natürlich beruflich wie privat immer unterlaufen. Meist hilft es dann, sich zu entschuldigen. Man kann ja nicht jederzeit jeden Menschen in seiner individuellen und momentanen Verfassung einschätzen.
Professionelle Höflichkeit und Distanziertheit sind allerdings immer hilfreich.

Ich musste mal am Abend ein paar Stoffe auf Stangen hochziehen.
Am nächsten Tag klingelten in der Früh die Telefone heiss, weil alle wissen wollten, welch Unglück geschehen ist.
Gab es Tote? Verletzte? Kann man vielleicht den Gästen aus X irgendwie helfen?


SpoilerÜber Nacht ist eine der Nationalflaggen auf Halbmast runtergerutscht.

Ok. Scheinbar war meine Frage etwas unglücklich formuliert. Mir geht es nicht um Formulierungen in E-Mails, die kenne ich seit bald fünf Jahren in diesem Betrieb selbst gut genug, auch nicht um Telefonate, sondern um Situationen, wo einen alle entgeistert anschauen und man sich fragt, was man denn jetzt Falsches gesagt hat, sei es jetzt zu ausländischen Kunden oder Mitarbeitern ausländischer Standorte der eigenen Firma.

Die möchte ich gerne vermeiden, hab ich im Umgang mit meiner Familie oft genug und möchte das lieber nicht erleben, wenn ich in zwei Jahren wieder auf Messe fahren muss, wo viele unserer Kunden persönlich vorbeikommen und teilweise auch selbst ausstellen, daher wollte ich nach euren Erfahrungen fragen, weil persönliche Erfahrungen (auch von Unbekannten im Internet) oft hilfreicher sind als teure Lehrgänge, jedenfalls meiner Meinung nach.

Da frag ich mich, ob das mal wieder ein "deutsches" Problem ist. Kommt ein anders kultureller Besucher zu mir, muss ich mich seiner Kultur anpassen. Besuche ich einen anders kultureller Menschen in seiner Heimat muss wiederum ich mich seiner Kultur anpassen. Warum immer so rum? Wird z.B. ein Amerikaner genau so handeln?

@alibert
Darum geht es ja gerade. Ich kann mich an eine andere Kultur am besten anpassen, indem ich mich davor bei anderen nach Erfahrungen mit dieser erkundige. Der Amerikaner in deinem Beispiel würde sich doch auch vorher bei anderen erkundigen, notfalls auch über Internet, wenn keiner seiner Bekannten, Freunde oder Familie schon in Deutschland gewesen ist, wie man sich hier am besten verhalten würde. Ich habe zwei Kolleginnen, eine aus der Ukraine und eine aus Ungarn, für die die deutsche Kultur sicher auch eine Umstellung war.

Würde ich umgekehrt in eine Situation kommen, in der ich aus irgendeinem Grund in ein Land mit einer mir völlig unbekannten Kultur ziehen und mich dort anpassen müsste, hätte ich sicher am Anfang Probleme, mich anzupassen.

Das ist es ja grade. Wenn ich ein anderes Land besuche, muss ich mich den kulturellen Gegebenheiten anpassen. Das ist keine Frage, das erwarte ich schließlich auch von Gästen, die zu uns kommen. Aber der gute Deutsche hat sich natürlich auch anzupassen, wenn andere Kulturen zu uns kommen. Und das verstehe ich nicht.

@alibert
Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst, ich glaube wir schreiben gerade aneinander vorbei. Ich habe bereits mehrmals geschrieben, dass ich nur nach Erfahrungen suche, wie schnell man beim Umgang mit Ausländern ins Fettnäpfchen treten kann und damit meine ich nicht nur die Deutschen im Umgang mit den Japanern, sondern auch umgekehrt, ich habe nie behauptet, dass man sich als Deutscher im Ausland nicht anpassen müsste, oder doch?

Kannst du bitte die entsprechende Stelle zitieren, wo ich das geschrieben haben soll?

Freline schrieb: ich glaube wir schreiben gerade aneinander vorbei.

Ich denke auch:D

Wie gesagt, wenn ich in ein fremdes Land gehe, muss ich mich anpassen, keine Frage. Aber wiso sollte ich mich anpassen, wenn Fremde hier hin kommen?

@alibert
Wenn man die Geschäftsbeziehungen behalten will, sollte man sich an das jeweilige Land anpassen, das man besucht, das ist klar. Ich kann nur von meiner Sichtweise schreiben, vielleicht melden sich noch andere, die mit dem Thema mehr Erfahrung haben.

@Freline
Da gibt es kein Patentrezept. So wie sich hier jeder Deutsche voneinander unterscheidet, trifft das auch auf „Ausländer“ zu. Die einen sind offen und probieren gerne mal einen Pfälzer Saumagen, andere vergraulst du damit.

Doors schrieb:Professionelle Höflichkeit und Distanziertheit sind allerdings immer hilfreich.

Das ist der richtige Start. Und dann beobachten und bei Bedarf fragen. Aber nicht jeden Blödsinn. Bei Kunden aus dem arabischen Raum ist mir aufgefallen dass sie nach dem geschäftlichen zum Beispiel nichts mehr entscheiden wollen, freuen sich aber wenn du was organisiert hast. Aber auch hier. Jeder Besucher ist anders.
Was du vermeiden solltest, religiöse oder kulturelle Tabus. Also keinen Sekt zur Begrüßung bei muslimischen Gästen. Auch kein Schweineschnitzel. So viel Wissen sollte man sich aneignen.
Ich hab mir fürs Essen z.B. Lokationen gesucht die neben dem lokalen Essen auch Alternativen für den besuchenden Kulturkreis bieten. Also nicht zwingend deren Landeskost aber etwas das in die Richtung geht. Man kann auch vorher mit dem Restaurant telefonieren und klären.
Die meisten Besucher habe ich eher offen erlebt. Wir waren, neben dem geschäftlichen auch in Kirchen, in den Alpen etc.
Versuch nicht japanisch oder israelisch oder sonstwas zu werden. Das wirkt meist nur albern.
Und Fehler passieren. Wenn du ein normales Verhältnis zu den Kunden aufgebaut hast ist das auch nicht tragisch. Das sind auch nur Menschen.

TunFaire schrieb:Und Fehler passieren

Ich war mit Saudis auf dem Rothorn. Hatte vorher das Essen oben abgeklärt. Huhn mit Reis und Gemüse, dazu Salat.
Was macht der Küchenchef an den Salat? Speck. Und an der Soße fürs Huhn war Wein.
Der Wein fiel außer mir keinem auf. Hab dann auch nichts gesagt. Der Speck, war mir so nicht bewusst geworden, ärgerte mich noch über die Weinsoße. Aber einer der Kunden bemerkte es nachdem er schon zum Teil gegessen war. Da war ein großes Mea Culpa fällig. Da aber das Verhältnis zu den Leuten sehr gut war ist es auch nur als Anekdote bei allen hängen geblieben.