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Schicksalsschlag

30 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Respekt, Schicksalsschlag, Säureopfer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Schicksalsschlag

23.02.2017 um 01:04
Zitat von PhysicalBullPhysicalBull schrieb:glaubt ihr an Schicksal ? vorgegebene wege ? 
Nur bedingt. Oder auch gar nicht. Klingt mir zu mystisch. So etwas kam im Mittelalter noch gut an, aber heute? Man kann Einfluss auf sein Schicksal nehmen, so finde ich.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 14:34
@sunshinelight

Natürlich ist es legitim, sich in Krisensituationen Hilfe zu holen. Dafür sollten Hilfsangebote, egal ob professionell oder ehrenamtlich, ja da sein.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 14:35
@Doors
Oder gute Freunde oder empathische Mitmenschen.
Es müssen doch nicht immer nur Organisationen sein, die helfen.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 14:38
@sunshinelight

Gute Freunde oder empathische Mitmenschen subsummiere ich mal unter "Ehrenamtliche" - weil die ja für die Hilfe weder von Dir noch von anderen Quellen bezahlt werden.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 14:44
@Doors
Klar sind Organisationen empathische Menschen.
Ich will nur damit sagen, dass die Sympathie der allgemeinen Gesellschaft deswegen nicht verschwinden muss und sollte.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 16:14
@sunshinelight

Ich habe im Laufe meines Lebens und durch Kontakte zu Menschen von ausserhalb der BRD erfahren, dass es weitaus unsympathischere Gesellschaften gibt als die unsere hierzulande.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 16:23
@Doors
Das ist ja der Punkt. Ich rede ja insgesamt nicht nur von Deutschland. Andere Menschen in anderen Ländern sind ja auch Menschen. Die sind allesamt im Thema mit eingebunden.
Deutschland mag sich zwar etwas gebessert haben, insgesamt aber ist das nicht der Fall.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 16:29
Hoppla, im Thread vertan... -.-


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 16:36
@sunshinelight

Macht nix. Poste ich eben mal einen Schicksalsschlag für Dich - nicht, dass Du den Eindruck bekommst, ich wäre auf rosaroten Wolken durch mein Leben geschwebt.

Meine erste Ehefrau Salwa war Palästinenserin, Ärztin und PFLP-Mitglied.

Ich lernte sie im Rahmen meiner Berichterstattung aus dem libanesischen Bürgerkrieg im Jahre 1975 kennen. Ich war damals für eine politische Zeitschrift als freier Mitarbeiter tätig und berichtete aus dem Palästinenserlager Tel as Satar. Dieser Krieg der Christen gegen die Palästinenser wurde seinerzeit in Europa kaum wahrgenommen, entsprechend gering war die Resonanz in den Medien. Nun gab es damals noch so etwas wie "Internationale Solidarität", was dazu führte, dass linke oder "alternative" JournalistInnen sich aufmachten, um eine gewisse Gegenöffentlichkeit in Westeuropa zuschaffen.

Bei meiner Tätigkeit während der Kämpfe dort wurde ich bei einem Feuerüberfall der Christen mit Mörsergranaten von Teilen einer Hausfassade relativ heftig am Rücken verletzt. Die GenossInnen der PFLP kümmerten sich um meine medizinische Versorgung, in deren Rahmen ich meine spätere Ehefrau kennenlernte. Um es kurz zu machen: Wir heirateten, damit sie die deutsche Staatsbürgerschaft bekam, ausreisen konnte und ihre politische Arbeit hier in der BRD fortsetzen konnte. 1978 wurde unsere Tochter Leila geboren.

Als sich im Sommer 1982 die politische und militärische Lage im Libanon durch die Intervention Israels wieder zuspitzte, sah es Salwa als ihre vordringliche politische und humanitäre Aufgabe an, den Palästinensern in dieser Situation beizustehen und nicht im fernen Deutschland tatenlos zu zu sehen. Ich blieb mit unserer Tochter in Deutschland.

Am Abend des 16. Dezember drangen christliche Milizenin das Palästinenserlager Sabra ein, das zuvor von der israelischen Armee abgeriegelt worden war. Dort ermordeten sie zwischen 800 und 1000 palästinensische Männer, Frauen und Kinder, darunter auch nahezu das gesamte medizinische Personal eines kleinen Lazaretts,in dem meine Frau zu diesem Zeitpunkt tätig war.

Am 23. Dezember erhielt ich einen Anruf eines deutschen PFLP-Vertreters, der mir die Mitteilung vom Tode meiner Frau machte.

Was da in mir vorging, kann ich nicht so einfach in Worte fassen.

Anfang 1983 flog ich noch einmal in den Libanon, um Nachforschungen anzustellen, Zeugen zu befragen, mit der deutschen Botschaft dort zu sprechen etc. Obwohl meine Frau deutsche Staatsbürgerin war, zeigten sich die Behörden nicht sehr kooperativ, ging es doch nur um eine "Terroristin".

Am schlimmsten fand ich es, unserer damals vierjährigen Tochter zu Weihnachten zu eröffnen, dass ihre Mutter niemals wiederkäme. Das wünsche ich niemandem.

Als Leila ihr erstes Jahr zur Schule ging, fragte die Religionslehrerin die Klasse in der Vorweihnachtszeit, was Christen so zu Weihnachten machen.
Leila antwortete ihr: "Meine Mutter totschiessen!"

Manchmal vermisse ich Salwa heute noch. Sie war eine Kerze, die an beiden Enden brannte. In erster Linie Ärztin,Kommunistin aus Überzeugung, Palästinenserin von Geburt und sie wurde letztlich auf Grund dieser Kombination ermordet.


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Schicksalsschlag

23.02.2017 um 17:06
@Doors
Tut mir Leid.
Ja, seine Frau zu verlieren, ist nie schön. Egal, wie.


Ja, so etwas ist ein harter Schlag.
Und du warst anfangs auch wie erstarrt und gelähmt.
Du weißt also, was es bedeutet, wenn jemand sagt, »nerv mich nicht mit der Geschichte« oder »such dir ne Organsitation« oder »leb damit«, »na und?«, »und jetzt?«...

Bei Traumata ist das sogar noch schlimmer. 
Und der wäre bei dir sicherlich eingetreten, wenn du den Mord live vor deinem Auge mitverfolgt hättest und diese Grausamkeit noch gesehen hättest. Zum Beispiel durch Splitterbomben oder ähnliches.
Das sind noch mal so die feinen Unterschiede zwischen Trauer und Trauma.
Und Trauer hat jeder Mensch im Leben mal. Aber es ist nicht immer gleich ein Trauma.
Schicksalsschläge haben nicht bei jedem die gleiche Wirkung. Du musst bedenken: jeder Mensch ist anders.
Andere sind sensibler,  andere gefestigter.
Jemand anderes in deiner Situation würde heute immer noch gelähmt sein. Einfach, weil ihm sowas stärker mitnimmt.
Jemanden zu sagen, er solle das dann einfach so wegwischen können, nur weil du es konntest, ist nicht ganz so cool.


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