Bundeskanzleri schrieb:Aber in dieser Form mit dem Gefälle finde ich das richtig unverschämt.
Ja, es hat was von Herr und Sklave, finde ich. In einem Betrieb, wo Mr Mary arbeitet und ab und an im Service aushilft, ist es so, dass man Mindestlohn verdient, aber nur volle Stunden ausbezahlt werden. Das finde ich auch so krass und spiegelt sich irgendwie in dem durch das Duzen vermittelte Menschenbild auch wieder. Arbeitest du von 18 Uhr bis 22.20 - dann schenkst du dem Betrieb 20 Minuten - plus - du musst um 18 Uhr bereit sein, also bist du 10 Minuten früher da. Da ist das einseitige Duzen wie so ein roter Faden, aus dem sich weiteres ergibt ...
Bundeskanzleri schrieb:Ich vermute @MissMary , dass "Rosie" aus deinem Beispiel das auch nie thematisieren würde, oder?
Niemals. "Rosie" ist z.B. auch ewig dankbar, dass sie, wenn das Hotel nicht ausgebucht ist und sie Samstag spät und Sonntag früh arbeitet (etwas, was sie auch niemals monieren würde, obwohl da niemals das Arbeitsschutzgesetz eingehalten wird) im Gasthof schlafen kann und dadurch 2x das Fahrtgeld zur Arbeit spart. Ist das Ding ausgebucht schläft sie auf einer Liege im zugig kalten Bettenlager und duscht am nächsten Morgen entweder im Poolbereich oder im ersten Zimmer, das auscheckt.
Rosie leistet allerdings gelegentlich passiven Widerstand. Sie nimmt z.B. übriges Essen mit (was streng verboten ist) und zweigt auch bei Hochzeitsbuffets gerne mal was für sich und ihrem Mann ab. Allerdings nur von dem, was übrig ist (darf man auch nicht, gehört ja technisch dem Brautpaar, wollen die es nicht, wird es weggeworfen). Im Gasthof gibt es ein Spa ... für Angestellte verboten, es gibt da aber Möglichkeiten :-)). So aalt sich Rosie gelegentlich im Whirlpool, etwas, was sie sich sonst nie leisten würde (und vermutlich auch könnte).
Die Wäschefrau (ein teil wird intern gewaschen) wäscht auch ihre private Wäsche dort ... Das ist das Ding ... der Hotelbesitzer schätzt da seine Autorität falsch ein, er glaubt einfach nicht, dass man sich sowas traut. Aber da staut sich ja auch was auf ... so hat man gelegentlich das Gefühl des kleinen Triumphs.