Manche Argumente von Vegetariern/Veganern kann ich absolut nachvollziehen, andere hingegen nicht.
Wenn jemand sagt, dass er kein Fleisch aufgrund des Geschmacks, der Massentierhaltung mit der überdosierten Medikamentenverabreichung, aus Klimaschutzgründen und/oder aus Gesundheitsgründen verzehrt, kann ich dies vollkommend nachvollziehen.
Wenn mir aber jemand was von moralischen Gründen, wie Tiere sind Lebewesen und sind besserzustellen als Pflanzen erzählt, kann ich die Entscheidung, vegetarisch, bzw. vegan zu leben nicht nachvollziehen.
Pflanzen sind genauso Lebewesen wie Tiere. Sie haben zwar ein komplett anderes Bewusstsein als Tiere, nehmen aber ihre Umwelt auch wahr und sind durchaus in der Lage auf Umweltfaktoren zu reagieren. So können Pflanzen wenn sie von Fressfeinden angeknabbert werden Signalstoffe absondern, die entweder die Pflanzen in unmittelbarer Umgebung warnen, so dass diese Abwehrstoffe, also Bitterstoffe oder Toxine, bereitstellen können, um so von den Fressfeinden verschont zu bleiben, oder es werden durch die Signalstoffe Feinde ihrer Feinde angelockt.
So schreibt folgende Quelle
https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/die-erinnerung-der-pflanzen:
Wenn eine Tomate von einer Raupe angegriffen und verletzt wird, dann beginnt sie sich zu wehren und bildet zum Beispiel Toxine gegen die Raupe. Die verletzte Tomatenpflanze tut aber noch mehr: Sie sendet einen SOS-Duftstoff aus und warnt damit andere Tomatenpflanzen in der Umgebung, damit diese auch Abwehrstoffe zu bilden beginnen.
(…)
Wenn die Raupe (Spodoptera exigua Hübner) eine Maispflanze befällt und an einem Blatt zu fressen beginnt, dann kommt bald ein natürlicher Feind dieser Raupe angeflogen: Eine Schlupfwespe der Gattung Cotesia marginiventris. Sie legt ihre Eier in die Raupe, die den Schlupfwespenlarven dann als Nahrungsquelle dient. Doch woher weiss die Schlupfwespe kurze Zeit nach Angriff der Raupe, wo sie gute Beute findet? Daran hat Ted Turling und seine Gruppe die letzten 15 Jahre geforscht. Denn die Raupe ist recht unscheinbar und auch geruchlos - sie selber zieht die Wespe kaum an.
Turlings Gruppe fand heraus, dass es die Maispflanze ist, die mit einem speziellen Duftstoff die Wespen anzieht.
Die Pflanzen können auch unterscheiden, ob sie von einem Fressfeind attackiert wurden oder ob die Verletzung willkürlich war.
Diese "SOS"-Signale wurden auch an anderen Pflanzen nachgewiesen.
Meine verlinkte Quelle beschreibt weiter wie Kletterpflanzen auf Umweltreize reagiert und auch, dass bei einigen Pflanzen eine Art Lernfähigkeit und planerische Fähigkeiten nachgewiesen werden konnte.
Wenn man dies wieder auf die Diskussion vegetarisch oder nicht vegetarisch bezieht, muss man Pflanzen mit den Tieren gleichsetzten. Wo ist dann der Unterschied ob man Tiere oder Pflanzen verzehrt. Beide Lebensformen haben sich in der Evolution frühzeitig voneinander getrennt und haben ihre eigenen Überlebensstrategien entwickelt, dies bedeutet jedoch nicht, dass Pflanzen ihre Umgebung wahrnehmen könnten. Die Wissenschaft steht aber hier noch am Anfang der Forschung.
Früher wurde den Tieren ein Bewusstsein abgesprochen. Nachdem nach und nach klar wurde, dass sie genauso empfinden wie Menschen wurde der Tierschutz immer stärker.
Das Gleiche sehe ich nun bei Pflanzen. So langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass Pflanzen keine Masse ist, die nichts wahrnehmen kann.
Meiner Meinung nach muss man sich als Vegetarier/Veganer im klaren sein, dass man sich immer noch von Lebewesen ernährt. Das Argument, dass man keinem Tier Schaden zufügen soll, aber es bei Pflanzen ok sein soll, erschließt sich bei mir nicht. Auf jeden Fall sollte man sich darüber im Klaren sein wie seine Lebensmittel produziert werden. Ist es für einen persönlich wichtig, dass die Tiere möglichst artgerecht gehalten werden, oder eben nicht? Und wie sollen die pflanzliche Nahrung produziert werden: in großen Monokulturen, wo kaum vielfältiges Leben möglich ist und einzelne Schädlinge es leichter haben eine Ernte zu zerstören, oder legt man Wertdarauf seine Lebensmittel vom Kleinbauern zu beziehen.
Es ist also nicht ganz einfach zu sagen, dass bei einem Fleischverzicht alles besser wird, man muss sich immer überlegen, was da alles noch dranhängt.
Man kann dies auch noch aus Sicht eines Ökosystems betrachten, aber dies würde dann hier zu weit führen.