@Oli-Fee Das Problem dieses Threads ist: Hier werden quasi Äpfel gänzlicher unterschiedlicher Arten verglichen, die nur eben alle unter dem gleichen "Oberbegriff" firmieren. Das lässt sich aber alles nur bedingt miteinander vergleichen. Oder anders ausgedrückt: Bildung ist Ländersache und manchmal hat man glatt das Gefühl, dass die Länder in diesem Bereich, in einem ziemlich groben Rahmen, zu kreativen Höchstleistungen auflaufen, wenn es darum geht, dem Konzept "Schulsystem" eine höchst individuelle Note aufzudrücken.
Ich komme zum Beispiel aus Rheinland-Pfalz, war auf dem Gymnasium und weil man sich hier nie entscheiden konnte, ob G8 oder G9 besser ist, hatte ich G 8 1/2. Damit ich im Zweifelsfall nicht bis zum Wintersemester mit dem Studium hätte warten, sondern schon im Sommersemester hätte beginnen können. Joah, eine nette Idee, die in der Umsetzung eher dazu geführt hat, dass ich ein halbes Jahr in der Warteschleife hing.
:DBei uns würde sich die Frage "Realschule oder IGS" auch kaum noch stellen, weil in den letzten Jahren systematisch viele Haupt- und Realschulen in IGS umgewandelt wurden. Die Gymnasien sind bisher in weiten Teilen (noch) unangetastet geblieben, wahrscheinlich auch aufgrund des elitären Rufs, von dem sie noch zehren. Der führt allerdings auch dazu, dass diejenigen, die nach dem Abi lieber eine Ausbildung machen wollen erst mal entkräften müssen, in der Praxis zu nichts zu gebrauchen zu sein.
Ein großer Vorteil der IGS ist nun mal, wie bereits von anderen erwähnt, dass den Schülern Raum gelassen wird, sich zu entwickeln. Ich weiß nicht, wie das in anderen Bundesländern ist, hier jedenfalls sind die Empfehlungen, die die Grundschule ausstellt nicht bindend, mit der Folge, dass manche Eltern früher, als es die IGS noch kaum gab, ihre Kinder mitunter trotz Hauptschulempfehlung ins Gymnasium gesteckt haben, in der Hoffnung, dass sich das schon irgendwie geben wird. Hat es aber nur in wenigen Fällen, stattdessen war das Scheitern, weil man offensichtlich zu dumm ist, eine der ersten Erfahrungen, die sie an der weiterführenden Schule gemacht haben. Manch einer wurde dann wirklich kontinuierlich vom Gymi bis zur Hauptschule weitergereicht.
Dem entgehen diese Kinder heute so. Zumal es an den Gymnasien, an denen ich war (ich war in zwei verschiedenen im selben Bundesland) keine Zusatzförderung für Kinder gab, die in einzelnen Fächern Probleme haben. Das wäre Sache der Eltern gewesen, z.B. Nachhilfeunterricht nach der Schule zu organisieren. Meine haben das nicht gemacht, ich bin früh in Mathe nicht mehr mitgekommen und habe mich dann bis zum Abi irgendwie so durchgemogelt, was natürlich aber meinen Schnitt verschlechtert hat.
Was damals, als ich mein Abi gemacht habe (2007) allerdings im Raum stand, war, dass die Schüler an der IGS in der Nähe im Schnitt bessere Noten in der Oberstufe hatten. Wie viel da wirklich dran war, kann ich nur bedingt sagen ( es war von bis zu einer ganzen Note Unterschied im Gesamten) die Rede, es hat jedoch ein paar Leute aus meiner Schule dazu bewogen, für die Oberstufe, die sich bei uns in jeder Schulvariante ganz extrem von Der Sek1 unterscheidet, an die IGS zu wechseln, insbesondere, wenn danach ein Studium angestrebt wurde. Dort zählt nämlich nun wirklich nicht, wo das Abi gemacht wurde, sondern nur der Durchschnitt der Noten. Stichwort Nummerus Clausus. Wenn z.B. klar war, dass man Medizin studieren will, in der Sek1 die Noten aber ein bisschen zu schlecht waren, in der Theorie das Ziel ohne viele Wartesemester zu erreichen, dann ist man gewechselt, wenn man konnte. Auch im Ausland wird man die Schulformen nicht miteinander vergleichen und bewerten, zumal es in vielen Länder gar nicht ein so differenziertes System gibt wie in Deutschland, sondern häufig nur eine oder zwei weiterführende Schulformen. Deutschland ist in der Hinsicht bislang ein Exot gewesen und passt sich demnach momentan auch immer mehr dem internationalen Standard an.
Als weiteren Pluspunkt, jedenfalls in Bundesländern, in denen man auf dem Gymnasium mit erreichen der jeweiligen Schulstufe nicht automatisch auch den dafür üblichen Schulabschluss erreicht, böte ein Besuch der IGS zudem mutmaßlich den Vorteil, das man im schlimmsten Fall am Ende nicht mit nichts dasteht. Aber damit kenne ich mich wie gesagt nur bedingt aus, weil hier die einzige Prüfung zum Erlangen eines Schulabschlusses auf dem Gymnasium das Abitur ist. Mit Bestehen der 10. Klasse hatte ich automatisch meine Mittlere Reife und viele, die nur eine Ausbildung machen wollten, haben die Oberstufe dann gar nicht mehr besucht. Auch deshalb hat für uns in der Oberstufe gezählt, einen möglichst guten Abschluss zu machen. Wobei ich laut diversen Aussagen weiß, dass bei uns bei Abiturienten, die dann doch eine Ausbildung machen wollen, die Abschlussnote zur Bewertung und zum Vergleich mit Realschülern eine Note hochgerechnet wird.