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Falsche Dinge in der Schule lernen

83 BeitrĂ€ge â–Ș SchlĂŒsselwörter: Schule, Fehler, Lehrer â–Ș Abonnieren: Feed E-Mail

Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 12:27
Lehrer sind ja auch nur Menschen und es kommt immer wieder vor, dass in der Schule sachlich falsche Dinge vermittelt werden. Zugegeben wohl in den seltensten FÀllen gravierende oder zentrale Fehler, aber doch schon so manches, was sich spÀter im Leben als falsch herausstellt.

Ich war zu einer Zeit in der Schule, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und es Google noch gar nicht gab, aber ich will mal drei Beispiele geben, was mir in der Schule Falsches beigebracht wurde:

Im Biologieunterricht meinte der Lehrer, dass Zecken auf BĂ€ume und Äste klettern und sich von dort aus auf Tiere und Menschen, die darunter durchgingen, fallen ließen. Eine MitschĂŒlerin meldete sich und sagte, dass ihre Schwester Biologie studiere und gelernt habe, dass die Zecken auf Grashalme klettern und von dort aus auf Lebewesen, die sie streifen, und dann hoch. Das hatte sich also schnell aufgeklĂ€rt, der Lehrer meinte auch, dass sich die Erkenntnisse seit seiner Studienzeit möglicherweise geĂ€ndert hĂ€tten.

Zweites Beispiel: Im Lateinunterricht mussten wir die Phrase "Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat, quae ferrum non sanat, ignis sanat;" (zu Deutsch: Was Arzneien nicht heilen, heilt das Messer; was das Messer nicht heilt, heilt (das) Brennen;) von Hippokrates ĂŒbersetzen. Der Lehrer fragte daraufhin, was diese Sentenz bedeute. Man muss dazu sagen, dass wir "ignis" wie gelernt auch in diesem Fall statt mit "Brennen" mit "Feuer" ĂŒbersetzten, was auch korrekt ist. Er erklĂ€rten dann, dass das heißt, wen die Medikamente und eine Operation nicht heilen (also das Messer), den heilt das Feuer des Scheiterhaufens. So quasi mit dem Tod ist man geheilt, eine in meinen Augen nicht wenig zynische Interpretation. Das ist aber nachweislich falsch, denn die vollstĂ€ndige Sentenz lautet "Quae medicamenta non sanant, ferrum sanat, quae ferrum non sanat, ignis sanat; quae vero ignis non sanat, insanabilia reputari oportet." was zu Deutsch heißt "Was Arzneien nicht heilen, heilt das Messer; was das Messer nicht heilt, heilt (das) Brennen; was aber das Brennen nicht heilt, das muß als unheilbar angesehen werden." Diese vollstĂ€ndige Version des Lehrspruchs von Hippokrates war damals aber scheinbar weder den Verfassern des Lateinbuches noch dem Lehrer bekannt.

Noch ein Beispiel, und hier wird es nun schon etwas delikat: Unser Deutsch-, Sozialkunde und Geschichtslehrer der 12. Klasse behauptete einmal, dass die Nazis auf Deutschem Boden niemanden vergast hĂ€tten. Es war nicht die klassische AuschwitzlĂŒge, aber er erklĂ€rte das so, dass die Deutschen die Vernichtungslager nur auf besetztem Boden installiert hĂ€tten und nur dort die Vergasungen stattgefunden hĂ€tten. Er tat es in gutem Glauben und sagte dass Neonazis in zweifelhaften Zeitschriften Preisgelder ausgeschrieben hĂ€tten fĂŒr Leute, die nachweisen könnten, dass auf Deutschem Boden vergast worden sei und dass das ein Trick sei um die AusschwitzlĂŒge zu propagieren. Ich hatte das damals tatsĂ€chlich geglaubt, aber es ist nicht haltbar. Es ist zwar in Dachau die (funktionierende) Gaskammer bei weitem nicht so exzessiv wie in Ausschwitz eingesetzt worden, dennoch wurden dort nach Zeitzeugenberichten Leute vergast.
Ja und hier finde ich das dann schon langsam problematisch, wenn solche "IrrtĂŒmer" (wie ich mal wohlmeinend annehmen möchte) in der Schule verbreitet werden.

Heutzutage ist es sicher nicht mehr so leicht, dass ein in der Schule verbreiteter Irrtum so lange bestehen bleibt und weitergegeben wird, dem Internet sei Dank, aber könnt ihr euch auch an Sachen erinnern, die in der Schule falsch gelehrt wurden und von denen ihr spÀter rausgefunden habt, dass sie nachweisbar falsch sind? Habt ihr vielleicht ein paar Beispiele? Und wie steht ihr dazu?


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 13:10
Mir ist derartiges auch hÀufig passiert bzw. als sehr bildungsinteressierter Mensch (auch zu Schulzeiten sehr viel gelesen, gerne in Museen gegangen, gerne Dokumentarfilme angeschaut) oft aufgefallen.

Einige Beispiele:

- Etliches aus dem Biologieunterricht, u.a. (auch) die Zecken

- Farbmischung: Es war mal nur rote und grĂŒne Stoffmalfarbe verfĂŒgbar. Damit wurden GeschirrhandtĂŒcher bemalt. Ich wollte einen Baum malen - brauner Stamm, rot und grĂŒn ergibt braun. Der Lehrer hat es mir nicht geglaubt und mich fast geschimpft dass ich die Farbe verschwende wenn ich sie mische. (In einem kleinen SchĂ€lchen gemischt, nicht massenweise wild zusammengekippt.) Lehrer war hinterher etwas kleinlaut als er den Baum sah...

Dann m.E. unsinnige Anweisungen bzgl. Umweltschutz.
Dazu ist zu sagen: Umwelt-/Naturschutz war mir auch als Kind sehr wichtig, bin oft MĂŒll aufsammeln gegangen, war beim Biotopanlegen dabei, keine Scham vorm Jutebeutel, Vegetarier als das noch total "out" war...
Unsinnige Anweisung: Weg mit Plastik, Schnellhefter, UmschlĂ€ge... nur noch aus Papier. Hieß aber konkret: Die noch sehr gut nutzbaren Sachen vom Vorjahr die als Sammelbestellung fĂŒr die Klasse angeschafft wurden durften nicht mehr verwendet werden, auch Schreibwaren waren auszutauschen, z.B. alle FĂŒller mit Kunststoffschaft. Sachen werden so potenziell weggeworfen, oder eingelagert und dann doch nicht mehr genutzt (ganz andere Materialien in höheren Klassen). Ich habe mich jedenfalls dagegen gestrĂ€ubt und dem betreffenden Lehrer auch klipp und klar gesagt warum.


Zu meiner Schulzeit hatte ich auch noch keinen Zugang zum Internet. (Anfang der 1980er geboren, Eltern und sonstige Verwandtschaft nicht computerinteressiert, Internetbenutzung wurde in der 9. Klasse mal kurz gezeigt aber man konnte (nicht mehr exakt in Erinnerung) nur in eine "Stadtnetz".)
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Und wie steht ihr dazu?
Gerade mit der VerfĂŒgbarkeit des Internets - aber auch frĂŒher hĂ€tte es in vielen FĂ€llen die BĂŒcherei/Bibliothek getan, oder in FĂ€llen wie der Farbmischung einfach mal ausprobieren lassen - bin ich der Meinung: Lehrer, je nach Altersstufe zusammen mit SchĂŒlern, sollten solchen Unklarheiten nachgehen. Das schult auch kritisches Denken. Jeder kann sich irren, Lehrer wie auch sich kĂŒrzlich informiert habender SchĂŒler.
Bei Dingen die man ausprobieren kann, wie der Farbmischung (oder, diesmal ein SchĂŒlerirrtum im Hauswirtschaftsunterricht: Zucker und Salz wĂŒrden sich geschmacklich aufheben): Es den SchĂŒler ausprobieren lassen! So aufwendig und zeitintensiv ist das meist nicht.


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10.10.2023 um 13:10
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:aber könnt ihr euch auch an Sachen erinnern, die in der Schule falsch gelehrt wurden und von denen ihr spÀter rausgefunden habt, dass sie nachweisbar falsch sind?
FĂ€llt mir jetzt nichts spontan zu ein.
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Unser Deutsch-, Sozialkunde und Geschichtslehrer der 12. Klasse behauptete einmal, dass die Nazis auf Deutschem Boden niemanden vergast hĂ€tten. Es war nicht die klassische AuschwitzlĂŒge, aber er erklĂ€rte das so, dass die Deutschen die Vernichtungslager nur auf besetztem Boden installiert hĂ€tten und nur dort die Vergasungen stattgefunden hĂ€tten
Was macht es letztendlich fĂŒr einen Unterschied, wo vergast worden ist und wo es zwar nur Gaskammern gab, aber nicht benutzt worden sind? Schlimm genug, dass ĂŒberhaupt vergast wurde - ob auf deutschem oder besetztem Gebiet hin oder her.

Dachau war trotzdem die Hölle und Gefangene wurden mit anderen Mitteln getötet. Erschossen bspw.
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Heutzutage ist es sicher nicht mehr so leicht, dass ein in der Schule verbreiteter Irrtum so lange bestehen bleibt und weitergegeben wird, dem


Internet sei Dank
Da sage ich nur; wo Licht da auch Schatten. Und sogar gewaltiger Schatten.


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10.10.2023 um 13:13
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:FĂ€llt mir jetzt nichts spontan zu ein.
Spontan fĂ€llt mir auch nichts ein, allerdings liegt meine Schulzeit auch schon lĂ€nger zurĂŒck. Einige damals vermittelte Sachverhalte haben sich seitdem sicher auch aufgrund der verĂ€nderten ZeitumstĂ€nde geĂ€ndert.


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10.10.2023 um 13:15
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Was macht es letztendlich fĂŒr einen Unterschied, wo vergast worden ist und wo es zwar nur Gaskammern gab, aber nicht benutzt worden sind? Schlimm genug, dass ĂŒberhaupt vergast wurde - ob auf deutschem oder besetztem Gebiet hin oder her.
Es ist schlimm, definitiv.
Falls das stimmen wĂŒrde -
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Er tat es in gutem Glauben und sagte dass Neonazis in zweifelhaften Zeitschriften Preisgelder ausgeschrieben hĂ€tten fĂŒr Leute, die nachweisen könnten, dass auf Deutschem Boden vergast worden sei und dass das ein Trick sei um die AusschwitzlĂŒge zu propagieren.
- wÀre das aber m.E. eine wichtige Zusatzinformation, um Neonazi-Strategien zu verstehen.

(Bzgl. Verbrechen nicht aufgrund der Schrecklichkeit die Augen vor Details zu verschließen finde ich wichtig. Das macht einen nicht weniger empathisch.)
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Da sage ich nur; wo Licht da auch Schatten. Und sogar gewaltiger Schatten.
Klar sollte man nicht alles blind glauben. Dank Internet ist aber der Zugang zu seriösen Informationen möglich, die einem z.B. ohne Zugang zu einer guten und womöglich Uni-Bibliothek erstmal verwehrt blieben.
Die meisten hier bislang genannten Beispiele wÀren damit klÀrbar gewesen.


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10.10.2023 um 13:16
Zitat von martenotmartenot schrieb:Spontan fĂ€llt mir auch nichts ein, allerdings liegt meine Schulzeit auch schon lĂ€nger zurĂŒck.
Ja, meine war jetzt auch nicht gerade erst gestern, sondern reichte von der Grundschule ab 1991 bis zur 10.Klasse im Jahre 2001.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Es ist schlimm, definitiv.
Das meinte ich damit. Egal wo letztendlich vergast wurde.

Und speziell Dachau war auch ohne Vergasung dennoch die Hölle und es wurden Menschen gequÀlt, erniedrigt und auch getötet.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 13:21
@Schubiack
Fehler passieren und lassen sich nicht 100 %ig sicher verhindern.
Was die Vernichtungslager angeht, da kann es sich allerdings auch um ein MissverstÀndnis handeln.
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:... aber er erklÀrte das so, dass die Deutschen die Vernichtungslager nur auf besetztem Boden installiert hÀtten und nur dort die Vergasungen stattgefunden hÀtten.
Da ist was dran. Es gibt einen Unterschied zwischen Konzentrationslager und Vernichtungslager.
Vernichtungslager, auch Todeslager oder umgangssprachlich emphatisch Todesfabriken genannt, werden eine Reihe von besonderen Konzentrationslagern (KZ) genannt, die in der Zeit des Nationalsozialismus von SS-TotenkopfverbĂ€nden im besetzten Polen und Belarus speziell fĂŒr den Massenmord an Juden aus ganz Europa und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen genutzt wurden.
...
Konzentrations- und Vernichtungslager der NS-Diktatur entstanden in unterschiedlichen zeitlichen Stadien von deren Herrschaft. Bereits ab 1933 begann das NS-Regime mit der Einrichtung von Konzentrationslagern. Die Vernichtungslager mit fabrikmĂ€ĂŸig organisierter Ermordung von Menschen in Gaskammern wurden ab FrĂŒhjahr 1942 betrieben. Zuvor waren im Vernichtungslager Kulmhof in einer ersten Phase ab Dezember 1941 Juden in dort stationierten Gaswagen ermordet worden.

Im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern, wo Inhaftierte neben einzelnen Morden vor allem durch systematisch herbeigefĂŒhrte Krankheit und UnterernĂ€hrung sowie ĂŒbermĂ€ĂŸige Arbeit starben, die „Vernichtung durch Arbeit“, dienten die Vernichtungslager dem unmittelbaren Zweck der Ermordung der dorthin Deportierten, die mit speziellen EisenbahnzĂŒgen in die Lager gebracht wurden.

Nachdem ein Transport das Lager erreicht hatte, wurden die Angekommenen meistens ungeachtet ihres Alters, ihres Geschlechts und ihrer ArbeitsfĂ€higkeit in den Gaskammern ermordet. Nur aus manchen Transporten wurde eine geringe Anzahl arbeitsfĂ€higer Menschen zurĂŒckgehalten, die fĂŒr bestimmte Funktionen im Lager wie etwa in der KĂŒche, als TotengrĂ€ber, Leichenverbrenner sowie im Sortier- und Reparaturbetrieb vom NS-Regime benötigt wurden.

Aus der Existenz von Konzentrationslagern machten die Nationalsozialisten bereits 1933 keinen Hehl, dienten diese doch der Abschreckung. Die Vernichtungslager hingegen unterlagen strenger Geheimhaltung. Zur Tarnung wurde der Massenmord sogar im internen Schriftverkehr nur mit „Sonderbehandlung“, „SĂ€uberung“, „Umsiedlung“ oder „Evakuierung“ umschrieben. Von der SS wurden die Vernichtungslager als Konzentrationslager bezeichnet. Auch ihre internen Organisationsstrukturen waren weitgehend identisch. Die Benennung Vernichtungslager erfolgte erst spĂ€ter in der Geschichtswissenschaft und in Gerichtsprozessen und dient der nĂ€heren Kategorisierung.
Wikipedia: Vernichtungslager

Das relativiert kein einziges durch die Nazis verursachtes GrÀuel, könnte aber den "Fehler" des Lehrers erklÀren.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 13:29
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Das meinte ich damit. Egal wo letztendlich vergast wurde.

Und speziell Dachau war auch ohne Vergasung dennoch die Hölle und es wurden Menschen gequÀlt, erniedrigt und auch getötet.
SelbstverstĂ€ndlich war das schlimm. Dennoch darf und sollte man m.E. darĂŒber reden wo das stattfand, wie das stattfand, wie der Massenmord getarnt wurde etc.
Gleiches gilt fĂŒr andere Verbrechen. Leider (m.E.) heißt es allzu oft (um nicht unempathisch zu wirken?): Nicht auf Details, HintergrĂŒnd etc. eingehen. Wie oft liest man "Nicht weiter wichtig ob [dieses] oder [jenes], wer sowas macht ist ein Monster."

In einen Geschichtsunterricht gehören historische Fakten - und dazu gehört auch obiges.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 13:46
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Da ist was dran. Es gibt einen Unterschied zwischen Konzentrationslager und Vernichtungslager.
Der ist mir bewusst, bin neben einem "Vernichtung durch Arbeit"-KZ aufgewachsen.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Fehler passieren und lassen sich nicht 100 %ig sicher verhindern.
Was die Vernichtungslager angeht, da kann es sich allerdings auch um ein MissverstÀndnis handeln.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Das relativiert kein einziges durch die Nazis verursachtes GrÀuel, könnte aber den "Fehler" des Lehrers erklÀren.
Auch dem Lehrer war dieser Unterschied bewusst und darĂŒber waren wir uns auch einig. Es ging speziell um die Vergasung und in diesem Punkt hat der Lehrer einfach Scheiße erzĂ€hlt.
Zur massenhaften Tötung von Menschen durch Giftgas kam es im KZ Dachau nicht. Es ist ungeklÀrt, weshalb die SS die funktionsfÀhige Gaskammer nicht auf diese Weise einsetzte. Im Jahr 1944 wurden laut einem Zeitzeugenbericht einige HÀftlinge durch Giftgas getötet.
https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/historischer-ort/virtueller-rundgang/krematoriumsbereich/

Ich wĂŒrde - wie gesagt wohlmeinend - eher vermuten, dass die Quellen damals einfach nicht so leicht zugĂ€ngig und gebĂŒndelt verfĂŒgbar waren und der Fehler hier herrĂŒhrte. Die andere Frage ist natĂŒrlich, woher ein ordentlicher Lehrer weiß, was es in dubiosen Neonazizeitungen fĂŒr Preisausschreiben gibt. Aber bei seiner FĂ€cherkonstellation zeigt das eigentlich nur, wie schwierig es damals selbst fĂŒr Lehrer mit Uni-Anschluss war sich umfĂ€nglich zu informieren.





Anderes Beispiel um von diesem schrecklichen Thema ein bisschen wegzufĂŒhren:

Ein Biologielehrer erzĂ€hlte uns, dass die sogenannten Berserker damals Fliegenpilze gesammelt, getrocknet, anschließend zerrieben und dann geschnupft hĂ€tten, um in den sogenannten "Berserker-Rausch" zu verfallen. Eine These, die nach wissenschaftlichen Kriterien ebenfalls nicht haltbar ist. Dazu: Wikipedia: Fliegenpilz#Bezug zu den altnordischen Berserkern

Aber immerhin, (es ist der selbe wie mit der Zecke ;) ) zu seiner Zeit entsprach es der gĂ€ngigen Lehrmeinung, zumindest dort, wo er studiert hatte. Ich dachte dabei eher an solche Dinge, ĂŒberholte Dinge oder schlichtweg falsche, ich dachte Ihr habt da mehr Beispiele zu. :D

Vielleicht mal @Doors fragen, zu seiner Zeit wurde noch gelehrt, dass die Erde eine Scheibe ist. :troll:

SpoilerIch mach bloß Spaß, @Doors :P:


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10.10.2023 um 13:55
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:SelbstverstĂ€ndlich war das schlimm. Dennoch darf und sollte man m.E. darĂŒber reden wo das stattfand, wie das stattfand, wie der Massenmord getarnt wurde etc.
Ja, natĂŒrlich unbedingt. Mir stĂ¶ĂŸt nur immer so ein Nur dabei auf, wie von dem oben zitierten Lehrer. Er wird es nicht so gemeint haben, klingt im ersten Moment aber immer so, als wĂŒrde es den Massenmord in Form von Vergasung weniger schlimm erscheinen lassen, wenn dieser nur auf besetztem Gebiet erfolgt ist.

Bleibt schlimm - so oder so. Und auch Konzentrationslager auf deutschem Gebiet waren die Hölle.

Sowas kann sich auch kein normal denkender Mensch zurĂŒckwĂŒnschen und gutheißen. Weder KZs noch Vernichtungslager.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 14:00
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Er wird es nicht so gemeint haben, klingt im ersten Moment aber immer so, als wĂŒrde es den Massenmord in Form von Vergasung weniger schlimm erscheinen lassen, wenn dieser nur auf besetztem Gebiet erfolgt ist.
Au weia, aus welchem Finger stammt das denn?
Ich kann da keine Relativierung erkennen. Möchtest du den Satz, wo du sie erkennst, einmal einstellen?


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 14:03
Jetzt wartet mal. Bevor das hier eskaliert, schreib ich noch was dazu.


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10.10.2023 um 14:04
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Au weia, aus welchem Finger stammt das denn?
Mensch, fĂŒr mich fĂŒhlt sich so ein Nur im ersten Moment immer wie ein halb so wild, wenn nur auf besetztem Gebiet, an.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

10.10.2023 um 14:14
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Mensch, fĂŒr mich fĂŒhlt sich so ein Nur im ersten Moment immer wie ein halb so wild, wenn nur auf besetztem Gebiet, an.
Ich glaube einfach, dass es noch immer viele Leute gibt die das im Unterbewusstsein von sich und seiner Heimat wegschieben. Die meisten von uns kennen schließlich noch Familienangehörige die zu dieser Zeit lebten. Und wie kann das sein das Vater, Mutter, Oma oder Opa bei so etwas nicht eingegriffen haben? Ach ja das gab es hier ja nicht.. nur ganz weit weg in Polen.


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10.10.2023 um 14:19
Also: Alle Nazi Lager waren KZ's, um hier auch @Heide_witzka 's Aussage nochmal spitzfindig zu korrigieren. Aber es gab "Vernichtung durch Arbeit", zB FlossenbĂŒrg, in denen die HĂ€ftlinge so lange ausgebeutet wurden, bis sie starben, in der zweiten Generation waren das auch richtige Wirtschaftsbetriebe mit denen die SS durch Zwangsarbeiter Geld verdiente; und es gab "Vernichtungslager", zB Auschwitz, wo die HĂ€ftlinge gar nicht an der unleistbar schweren Arbeit zugrunde gehen sollten, sondern direkt ermordet wurden, zB durch Gas.

Der Lehrer erzĂ€hlte nun, dass die Vernichtungslager nicht auf Deutschem Boden waren, zum einen, um es vor der Bevölkerung nach Möglichkeit geheim zu halten, zum anderen natĂŒrlich, wenn der Krieg verloren wĂŒrde oder aus anderen GrĂŒnden, um Deutschland "rein" zu halten vom Makel des sinnlosen Mordens.

So weit so gut, so weit hatte ich das zu diesem Zeitpunkt auch schon gewusst. Aber dann sagte er, dass auf Deutschem Boden, eben aus diesen GrĂŒnden, niemand vergast worden wĂ€re und das sich Neonazis sogar damit brĂŒsten, indem sie eben Preisgelder aussetzten, fĂŒr jeden der das Gegenteil beweisen könne. Und das man sie nicht widerlegen könne, weil auf Deutschem Boden tatsĂ€chlich niemand vergast worden sei.

Jetzt kann man sich fragen, warum der Lehrer das tat, ich hab dazu drei Theorien:

1. Die Zynische. Der Lehrer wollte uns reinreiten. Er hat sich gedacht, dass ist so eine langweilige und gleichzeitig neunmalkluge Klasse, wenn die mal das Thema zur Sprache bringen, dann sollen sie richtig blöd dastehen. (Wie es mir dann spÀter ja auch tatsÀchlich passiert ist)

2. Die Humanistische. Er hat sich gedacht, wenn die Nazis so blöd sind, da tatsĂ€chlich Geld auszuschreiben, vielleicht findet sich irgendwann einer meiner SchĂŒler, der ihnen tatsĂ€chlich das Gegenteil beweisen kann. Alternativ: Das Preisgeld ist metaphorisch zu sehen und soll dem SchĂŒler ein gutes GefĂŒhl vermitteln, wenn er dank intensiver Recherche eines Tages die Wahrheit herausgefunden hat.

3. Hanlon's Razor. Er wusste es damals schlichtweg nicht besser und hat uns seinen Kenntnisstand vermittelt, uns gleichzeitig in seiner Funktion als Geschichts- und Sozialkundelehrer vor den perfiden Maschen der Nazis gewarnt. Diese Variante halte ich persönlich fĂŒr am Wahrscheinlichsten.

Sei's wie's is, ich habe das nur als ein Beispiel unter mehreren gebracht, im letzten Post auch den Gegenbeweis mit Quelle angegeben und nicht um den Godwin gleich im Eröffnungspost zu starten. Sofern ich nicht faktisch falsch liege, bitte ich das Thema nun so weit wie möglich ruhen zu lassen und lieber andere Beispiele zu bringen.


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10.10.2023 um 14:38
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Also: Alle Nazi Lager waren KZ's, um hier auch @Heide_witzka 's Aussage nochmal spitzfindig zu korrigieren.
Aha.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Vernichtungslager, auch Todeslager oder umgangssprachlich emphatisch Todesfabriken genannt, werden eine Reihe von besonderen Konzentrationslagern (KZ) genannt, die in der Zeit des Nationalsozialismus von SS-TotenkopfverbĂ€nden im besetzten Polen und Belarus speziell fĂŒr den Massenmord an Juden aus ganz Europa und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen genutzt wurden.
Hattu fein gemacht ...


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10.10.2023 um 17:40
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Was macht es letztendlich fĂŒr einen Unterschied, wo vergast worden ist und wo es zwar nur Gaskammern gab, aber nicht benutzt worden sind? Schlimm genug, dass ĂŒberhaupt vergast wurde - ob auf deutschem oder besetztem Gebiet hin oder her.
Das bleibt wohl unbestritten. Es ging hier aber wohl darum, eine beliebte unwahre Behauptung von Neonazis, die damit beweisen wollten, dass der Holocaust eine LĂŒge wĂ€re, zu entkrĂ€ften. Und das ist ja wohl legitim. Scheuklappen aus moralischer Betroffenheit sind keine Hilfe, wenn es darum geht, GeschichtsverfĂ€lschungen entgegenzuwirken, erst recht nicht bei diesem Thema.


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10.10.2023 um 17:43
Zum eigentlichen Thema: Ich meine, noch im Geschichtsunterricht (um 1980 herum) gehört zu haben, dass man zu KolumbusÂŽ Zeiten noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe, bin mir da aber nicht sicher. Und unser Englischlehrer erzĂ€hlte uns, die Briten könnten kein "ĂŒ" aussprechen, wobei ich mich wenige Jahre spĂ€ter beim SchĂŒleraustausch vom Gegenteil ĂŒberzeugen konnte.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

11.10.2023 um 05:53
@Schubiack

Auweija. Da kriege ich sogleich ein sehr flau-mulmiges GefĂŒhl in der Magengrube, wenn ich sowas lese. Gab es solche Lehrer? Und tatsĂ€chlich noch in den 80ern?
Ich meine, vllt. wÀren verpflichtende Besuche in Sachsenhausen oder Buchenwald wÀhrend der Schulzeit aufschlussreicher gewesen?

Aber ja, ich bin heute noch der Meinung, dass mein Mathelehrer beim Errechnen von Ergebnissen viel zu kompliziert vorgegangen ist. Bei mir klappt das (nach meiner Denke) viel schneller. Ob der das richtig gelernt hat, muss ich mich nicht fragen.


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Falsche Dinge in der Schule lernen

11.10.2023 um 09:24
an solche details kann man sich nicht erinnern.
im grossen und ganzen war aber doch alles richtig fĂŒr die jeweilige zeit
und neue erkenntnisse und berichtigungen gibt's da wohl jedes jahr.

ist einfach zu lang her.

:D


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