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Psychologen und dergleichen

139 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psyche, Psychologie, Psychologe ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 19:20
Zitat von JamieStarrJamieStarr schrieb:Klar gibt es Fehleinschätzungen bei anderen Berufsgrppen. Die haben in der Regel aber nicht so gravierende Folgen.
Wie ja schon angemerkt wurde, kannst Du Dich ja gerne mal schlau machen, wie sich das so mit den öffentlich gewordenen Skandalgeschichten um Ärzte, Piloten, Chirurgen, Ingenieuren, Verantwortliche aus dem Sicherheits- und Risikomanagement, etc. pp. verhält.
Zitat von JamieStarrJamieStarr schrieb:Nachweise. Psychologen können eine Voraussage aufgrund einer Annahme machen, die wiederrum durch Statistiken gestützt wird. Diese Voraussagen sind aber genauso zuverlässig wie die Wettervorhersage.
Dann solltest Du Dich Beispielsweise vielleicht mal etwas näher mit Verhaltens- oder Entwicklungspsychologie, etc. beschäftigen und auf was ihre Forschungsarbeit überhaupt so basiert. Du tust ja gerade so, als wäre die Psychologie ein Bereich, der im Grunde nur aus naiven Quacksalbern bestehen würde.


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 20:37
Einer der Verfasser des DSM (Diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen), das Buch, das den Diagnosschlüssel der WHO enthält (ICD 10) nach dem auch hier bei uns die Herrschaften ihre Kosten berechnen, hat zugegeben, zahlreiche Diagnosen erfunden zu haben. In diesem Buch wird behauptet, je mehr man forsche, desto mehr Krankheiten entdecke man.

Allen Frances dazu:
Nun aber räumt Insider Frances mit diesem Märchen auf. In Wahrheit seien psychische Störungen aus "praktischer Notwendigkeit, Zufall, allmählicher Verwurzelung, Präzedenz und Trägheit" in das DSM gelangt. "Kein Wunder also", so Frances, "dass die Störungen nach dem DSM ein ziemliches Sammelsurium ohne innere Logik sind und sich teilweise gegenseitig ausschließen."

Als Beispiel beschreibt Frances, wie er und seine Mitstreiter die banale Schüchternheit in die "soziale Phobie" verwandelt haben, heute die dritthäufigste psychische Störung. "Wir hatten alle den Kopf tief im Sand und verschätzten uns grob", räumt er ein. Und leider sei es ihm nicht gelungen, "drei neue falsche Epidemien bei Kindern vorherzusagen oder gar zu verhindern: Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und bipolare Störung". Dabei seien die Kinder heute gar nicht gestörter als früher, gesteht Allen Frances. "Was sich verändert hat, sind die Etiketten".

Laut Frances haben die Psychiater aus ihren Pannen mitnichten gelernt, im Gegenteil, sie würden es von Mai an noch toller treiben. Dann nämlich soll die fünfte Ausgabe des Leitfadens erscheinen, das DSM-5 - aus "der diagnostischen Inflation wird eine Hyperinflation", warnt Frances. Tatsächlich listet das DSM-5 viele neue Diagnosen auf, die die Gefahr bergen, gewöhnliches Verhalten in krankhafte Zustände umzuwandeln
Das sagt nicht irgendjemand, sondern einer der Begründer von Diagnosen und den jeweiligen Schlüsseln dazu.

https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/normal-von-allen-frances-beichte-eines-psychiater-papstes-a-893739.html

Man muß sich schon fragen, wie es dazu kommen konnte, dass aus einem Hinterzimmerhobby, nichts anderes war die Psychologie nämlich zu Freuds Zeiten, eine so mächtige und einflußreiche Clique geworden ist. Ich weiß es, aber das wollen sicher einige nicht wissen. Das hat mit der Verteilung von Studiengeldern in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts zu tun. Ich kann das gerne genauer ausführen.


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 20:58
Zitat von LibertinLibertin schrieb:Dann solltest Du Dich Beispielsweise vielleicht mal etwas näher mit Verhaltens- oder Entwicklungspsychologie, etc. beschäftigen und auf was ihre Forschungsarbeit überhaupt so basiert. Du tust ja gerade so, als wäre die Psychologie ein Bereich, der im Grunde nur aus naiven Quacksalbern bestehen würde.
Wieder von dir fulminantes Wissen? Hast du mal einen Psychiater oder Psychologen in Anspruch nehmen müssen?

Lach, und hoffe, das dir das zukünftig erspart bleibt. Idioten gibt es überall und macht auch nicht vor Psychologen halt.
Ein Studium der Psychologie dauert 6 Jahre. Meene Güte, wie ein Arztstudium. Ob das wirklich gerechtfertigt ist, möchte ich mal bezweifeln.


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 21:33
@JamieStarr

Allen Frances Hauptanliegen besteht eher darin, daß die Erweiterung der psychiatrischen Grenzen die Psychatrie von ihrem eigentlichen Nutzen, nämlich der Behandlung psychisch schwer Kranker lediglich ablenken würde. Seine Kritik bezüglich psychatrischer Diagnosen ist daher auch viel mehr spezieller als allgemeiner Natur.
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Wieder von dir fulminantes Wissen? Hast du mal einen Psychiater oder Psychologen in Anspruch nehmen müssen?
Nö, hatte aber durch mein Studium bedingt einige "fulminante" Berührungspunkte in diesem Bereich.
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Lach, und hoffe, das dir das zukünftig erspart bleibt. Idioten gibt es überall und macht auch nicht vor Psychologen halt. Ein Studium der Psychologie dauert 6 Jahre. Meene Güte, wie ein Arztstudium. Ob das wirklich gerechtfertigt ist, möchte ich mal bezweifeln.
Das Bachelor Psychologie Studium dauert in der Regel 6 Semester. Es sein denn natürlich, Du hängst noch den Master dran. Ich sehe daher nicht, weshalb dieser Zeitrahmen für eine akademische Ausbildung nicht gerechtfertigt sein sollte.


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 22:09
@JamieStarr

Etwas Differenzierungsvermögen wäre angebracht - sowohl deinerseits als auch seitens Mr. Frances.

Das DSM spielt im deutschsprachigen sowie weitgehenden europäischen Raum in Hinblick auf die Vergabe von Diagnosen keine Rolle sondern ist ein Forschungsinstrument, das einerseits Symptomkonstellationen kategorisiert und operationalisiert, damit eine einheitliche Forschungssprache ermöglicht wird. Es ist rein phänomenologisch orientiert und sagt über den jeweiligen Störungswert sowie der Behandlungswürdigkeit der beschriebenen Symptomkomplexe trotz des irreführenden Titels des Manuals rein gar nichts aus. Dass die Benennung eines Symptomkomplexes gleichgesetzt wird mit "Störung" oder "Behandlungswürdigkeit" ist einerseits - sorry Mr. Frances - des inflationären Diagnostizierungswahns amerikanischer Psychologen und v.a. Psychiater zu verdanken, die auf Grundlage eines DSM Diagnostik betreiben, die so mit diesem Manual erstens nicht zuverlässig möglich ist, die zweitens ab dem DSM-III politisch motiviert beeinflusst wurde und drittens die durch Fachleute vorgenommen wird, die nicht verstanden haben, dass das DSM keine Krankheiten und Störungen abbildet, sondern Phänomene und die sich nicht bewusst darüber sind, dass beobachtete Phänomene und deren Relevanz immer vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Kontextes betrachtet werden müssen. Keines der darin beschriebenen Phänomene ist "ausgedacht", wie du es dir gern zurechtbiegen magst, sondern gab es, gibt es und wird weiterhin beobachtbar sein. Die originäre Aufgabe des DSM und seiner Autoren lag nie darin, diese Phänomene zu pathologisieren, sondern sie zu beschreiben. Sie sind zeitlos. Ob sie jedoch Störungswert haben oder eine Behandlungswürdigkeit anzeigen, ist vom gesellschaftlichen Kontext abhängig und davon, was eine Gesellschaft als deviant erklärt und mit welchen Einschränkungen ein Mensch konfrontiert ist, der dieses Phänomen aufweist. ADHS ist ein schönes Beispiel dafür. Viele vergessen, dass die Krankenkassen solange keine Behandlungen übernehmen, solange ein Phänomen keinen Namen erhält. Es wird weder Forschung noch Behandlung geben, solang es keinen Namen erhält. Solang es keinen Namen erhält, werden Menschen, die Hilfe oder Entschädigung benötigen, keine Hilfe erhalten.

Ab den 80er Jahren wollte man Abhilfe schaffen, was dazu geführt hat, dass Versicherungen und politische Lobbies plötzlich Einfluss an der Gestaltung des DSM erhalten konnten. Und nochmal - sorry Mr. Frances - auch Ihnen ist es zu verdanken, dass es mittlerweile diese von Ihnen als inflationär und "erfunden" angesehenen Symptombeschreibungen gibt, die jedwedem klinischen Wissen und Forschungsstand widersprechen. Beispiel PTSD. In der amerikanischen Definition wurde diese Diagnose derart politisch verändert, dass sie mit dem tatsächlich beobachtbaren Störungsbild rein gar nichts mehr zu tun hat, Menschen darin einschließt und Behandlung zukommen lässt, die diese weder benötigen, aber pathologisiert werden und im Drehtürprinzip im psychotherapeutischen Hilfsnetz Plätze für diejenigen blockieren, die tatsächlich Hilfe bedürfen.
Jeder Fachmann, der sich, wie es in seinem Berufsbild Pflicht ist, mit dem DSM, seinen Hintergründen und dem, was sein Anspruch ist, auseinandergesetzt hat, geht verantwortungsbewusst mit seinem Inhalt um.

Mr. Frances echauffiert sich über die Unfähigkeit von Psychiatern, Fehler zu begehen, für die er selbst wissentlich den Grundstein gelegt hat, ohne die Fehler auszuräumen, die bereits seine Vorgänger begingen. Und ob er in diese Fehler einfach so zufällig reingestolpert ist, fragt sich, wenn man bedenkt dass er seinen ersten Studienabschluss in Wirtschaftswissenschaften erworben hat. Wer sich mit der Historie des DSM auseinandergesetzt hat, weiß, dass das nicht unbedingt Zufall ist. Mr. Frances kann gern Tatsachen verdrehen wie er möchte, das ändert allerdings nichts daran, dass er selbst eine Ursache des Problems ist, wie wir es heute mit dem DSM haben und damit, dass Wirtschaftsinteressen, die Einzug in ein Forschungsfeld erhalten haben, nicht nur für wirtschaftlich unnötigen Schaden sorgen, sondern auch für eine Pathologisierung unserer Gesellschaft, die jedoch der Großteil der Fachleute ebenfalls nicht teilt. Und letztlich haben wir den Mitgliedern der Kommissionen seit den 80er Jahren auch zu verdanken, dass Psychologen, Therapeuten und ein gesamter Forschungszweig als Nicht-Wissenschaft entwertet wird, die sie jedoch nicht ist.

Bloßes plattes, pauschales und einfach - sorry - dummes Bumm-Bumm-Psychologen-Gebashe in diesem Thread bringt wahrscheinlich keinen inhaltlichen Mehrwert, außer, dass man mehr über die Verfasser erfährt als darüber, was sie denn nun eigentlich kritisieren.


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 22:17
desto mehr probleme man sich einredet, desto mehr hat der psychologe was von


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01.07.2019 um 22:19
...zack...und gleich noch nen Niveau-Limbo. Bravo! Hauptsache mal nen Furz gelassen. Bestens!


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 22:21
Zitat von tracestraces schrieb:...zack...und gleich noch nen Niveau-Limbo. Bravo! Hauptsache mal nen Furz gelassen. Bestens!
:D

haja darf meine meinung zudem geben


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 22:24
...ach, das war eine Meinung? Bloß gut, dass Mr. Frances grad nicht da ist. Der hätte dir wahrscheinlich ne Reifestörung verpasst, während dir ein normaler Psychologe ein müdes Lächeln geschenkt und dich der Praxis verwiesen hätte^^ - nur um mal beim Thema zu bleiben :)


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Psychologen und dergleichen

01.07.2019 um 22:54
Als Kind und Teenager war ich bei vielen Psychologen, und ich hab das gefühl dass das nur mittel viel gebracht hat. Das ist aber nur mein fall, den es gibt auch leute denen die psychologie geholfen hat. Viele Menschen gehen auch vorschnell zum psychologen. Selbst ich hatte die letzten Jahre genug Situationen die für manchen.gereicht hätten zum Psychologen zu gehen.


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Psychologen und dergleichen

02.07.2019 um 00:13
Zitat von AgathaChristoAgathaChristo schrieb:Lach, und hoffe, das dir das zukünftig erspart bleibt. Idioten gibt es überall und macht auch nicht vor Psychologen halt.
Ein Mensch braucht im Durchschnitt 6 - 7 Psychologen, bis er den, für sich richtigen findet.
Also kein Wunder, dass ein Sucher nicht auf Anhieb den Richtigen findet.


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Psychologen und dergleichen

02.07.2019 um 02:50
@traces

Danke für den guten Beitrag mit Hintergrundwissen zum DSM.
Der beinhaltet auch die wichtigsten Kritikpunkte zum Thema Pathologisierung und Problematisierung von einer gewissen Bandbreite an eigentlich normalen Verhaltensweisen, welche in der Gesellschaft auftauchen.

Die Kritik an Gutachtern und Gerichtspsychologen kann ich zwar nachvollziehen, sehe da aber eher das deutsche Rechtssystem als Problem, welches grundsätzlich zu bemängeln ist.

Bleibt der Psychotherapeut, welcher hier oft angeprangert wurde, weil die Behandlung nicht "geholfen" hat. Ja, so ist das doch bei allen gesundheitlichen Leiden, manchmal hat man Pech und es wirkt nicht.
Manchmal ist der Patient auch einfach nicht in der Lage, die Denkanstöße anzunehmen und umzusetzen. Wäre dann in etwa so als würde man wegen Astma zum Arzt gehen, zwar sein Spray ab und zu nehmen aber trotzdem weiter rauchen.


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Psychologen und dergleichen

13.07.2019 um 05:44
Sie haben ja recht, dass ein "wertfreies" Dokumentieren von Phänomenen wünschenswert ist, aber dies hier:
Zitat von tracestraces schrieb am 01.07.2019:Ob sie jedoch Störungswert haben oder eine Behandlungswürdigkeit anzeigen, ist vom gesellschaftlichen Kontext abhängig und davon, was eine Gesellschaft als deviant erklärt
so unkritisch (bar jeder historischen Reflexion) zu schreiben, ist schon... (insert adjective).

Zu ihrem ersten Absatz: Dass der Diagnostizierungswahn sich allein vom Wirken amerikanischer "Psychiater" her bergündet und nicht ein Produkt systemimmanenter Umstände ist, muss man sich sicherlich hundertmal in demselben Imperativ aufsagen, damit man es glauben kann.
Zitat von tracestraces schrieb am 01.07.2019:Sie sind zeitlos
Jau!!
Zitat von tracestraces schrieb am 01.07.2019:Und letztlich haben wir den Mitgliedern der Kommissionen seit den 80er Jahren auch zu verdanken, dass Psychologen, Therapeuten und ein gesamter Forschungszweig als Nicht-Wissenschaft entwertet wird, die sie jedoch nicht ist.
Da kommen aber seit Anbeginn der Institutionalisierung immer wieder kritische Stimmen auf.


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