Andante schrieb:Ich will hier nicht die soziale Frage diskutieren. Dass der Staat sich aus seiner sozialen Verantwortung zurückzieht, stimmt jedenfalls zahlenmäßig nicht, wenn man sich die Haushalte von Bund und Ländern ansieht. Den Löwenanteil machen dort - ständig steigende - Sozialausgaben aus. In anderes wie Infrastruktur (Schulen, Schienen, Straßen, Ökologie, Zukunftsenergien) fließt demgegenüber wenig. Da man aber jeden eingenommenen Steuer-Euro nur einmal ausgeben kann und wenn die Politik meint, dass Ausgaben für Soziales am dringlichsten sind, soll es eben so sein.
Du sagst es, "zahlenmäßig". Dass dieses Ausgaben hat aber andere Gründe. In dieser Zahl ist einen Vielzahl von Posten enthalten, wie Rentenversicherung, Krankenversicherung, Beamtenpensionen, Inflation etc., welche schon den Hauptanteile sind. Die kommen aber allen zugute, auch den Besserverdienenden. Das wird sich in Zukunft natürlich noch weitaus mehr verschärfen, wenn die geburtensstarken Jahrgänge dann aus dem Arbeitsleben scheiden, was aktuell schon teilweise erfolgt. Fakt ist, die Lohnschere geht seit Jahren weiter auf.
Andante schrieb:Was das mit dem Fall Peggy Knobloch zu tun hat? Es hat mit der Berichterstattung über diesen und andere Fälle zu tun. Ich halte es für gefährlich, wenn in diesem Rahmen wahrheitswidrig Opfer einer angeblich unfähigen Justiz bzw. ebensolcher Ermittler produziert werden, indem etwa ständig durch Medien, die es besser wissen müssten, wenn sie richtig recherchieren, verbreitet wird, dass das Verbringungsgeständnis von MS illegal zustande gekommen ist oder das Ulvi K. „jahrelang unschuldig im Gefängnis gesessen“ habe. Die Leute glauben so krauses Zeug und schließen daraus, dass mal wieder „der Staat“ versagt habe. Folgen: siehe oben.
Was erwartet man von einem solchen Sender? Was erwartet man von der Bild-Zeitung?
Was bedeutet "wahrheitswidig"? Der große Teil dieser Sendung waren Ansichten teilweise auch persönliche Wertungen. Eigene Wertungen sind nie wahrheitswidrig, Ansichten sind erst dann "wahrheitswidrig", wenn man die Wahrheit kennt. In diesem Fall kennt niemand die Wahrheit. Sicher, es wurden in dieser Sendung einige "Unwahrheiten", so z.B. dass Ulvi K. wegen erwiesener Unschuld freigesprochen wurde. Dieser Irrtum ist häufig zu finden, weil ein rechtlicher Freispruch häufig mit einem Freispruch "erster Klasse" verwechselt wird. Aber ob erwiesene Unschuld oder Freispruch mangels Beweisen wird in der Realität viel zu viel Bedeutung beigemessen und wird von manchen Gruppen gerne für eigene Zwecke missbraucht (Fall Kachelmann).
Ich gehe auch aus, dass MS nicht immer bei der Wahrheit geblieben ist, das dortige Interview ist trotzdem wenig erkenntnisgewinnend und die wenigsten werden durch dieses Interview ihm auch glauben.
Und wieviel Fälle sind es denn in dieser Art? Die meisten Fälle, die in den Zeitungen findet, sind doch die, wo es dann auch zur Verurteilung kommt und bei den wenigsten Fällen kommen Zweifel auf. Es gibt viele Sendungen, wo die Gerichtsmediziner/Ermittlungsarbeit an Fallbeispielen geradezu verherrlicht wird. Und da meinst Du, dass durch diese wenigen Fälle eine Gefahr von ausgeht?
Kritischer sind da andere Dinge, dass Zeitungen wie Bild etc. gleich maximale Strafen fordern oder jede Starfe zu gering ist. Und wie im A66-Fall mit dem gleichen Bild-Niveau-Geschrei Politiker versuchen sich zu profilieren, obgleich sei es besser wissen müssten, denn es muss fallweise entschieden werde. Der Mordvorwurf war von Anfang an von der StA so oder so sehr "mutig" und ist auch zusammengekracht. Die Justiz wird eher nicht verstanden, weil die Leute die Strafen nicht verstehen. Und leider gibt es dann Politiker, welche das für sich nutzen, wie "Wegsperren für immer" etc..
Und „jahrelang unschuldig im Gefängnis gesessen“. Spielt es eine Rolle, ob das zutreffend ist oder nicht? Fakt ist, es hat ein Justizirrtum gegeben, der erst nach langer Zeit korrigiert wurde und es ist einem
reinen Zufall geschuldet, dass er nicht zu einer Gefängnisstrafe geführt hat. Ob Gefängnis oder Forensiche, beides ist Freiheitsberaubung. Und in unseren Ansichten in diesem Punkt unterscheiden sich, ich nehme an, dass Ulvi K. nicht so kange in der Forensischen geblieben wäre, hätte es die Verurteilung wegen Mordes nie gegeben. Ich habe Dir schon vor einigen Seiten versucht das an zwei Beispielen näher zu bringen und ich habe Dich gefragt, wer von den beiden Personen gefährlicher sei. Dein nachfolgendes Schweigen war für mich Antwort genug.