@DwarfDwarf schrieb:Prof. Kröber kam in seiner Begutachtung zu dem Ergebnis, dass U.K. gar nicht in der Lage wäre sich ein solch detailgetreues Geständnis, wie das dass er bei der Polizei ablegte, auszudenken. Prof. Nedopil hingegen kam in seinem Gutachten zu einem anderen Ergebnis. Er hält U.K. für durchaus in der Lage detailreiche Geschichten zu erzählen.
Deine Darstellung ist sehr verkürzt, was dazu führt, dass du zwei Dinge miteinander vermengst, die voneinander unterschieden werden müssen:
1. Die Fähigkeit des Fabulierens
2. Die Angabe spezifischer Details innerhalb eines fabulierten oder auch wahren Berichtes
Mal ein Beispiel aus einem anderen Fall, um deutlich zu machen, weswegen diese Unterscheidung wichtig ist:
Der Täter berichtet, es sei im Vorfeld der Tötung seiner Frau zu einem Streit gekommen. Und dann sei es einfach passiert. Auf die Frage, warum es passiert sei, gibt er an, er sei einfach wütend gewesen, man habe sich gestritten, ihre Mascara sei verschmiert gewesen, er habe die Trennung gewollt und er könne sich nicht erklären, woher seine Wut auf einmal gekommen sei, aber er sei wütend auf sie gewesen. Dann habe er sie umgebracht.
Die Geschichte ist fabuliert. Es klingt zunächst alles soweit plausibel und logisch: Streit - wegen Trennung - Wut - Affekttat.
Hinweise auf die Fabulierung ergeben sich, da es keinerlei Details seinerseits gibt, was genau warum wie passiert ist, ebensowenig Details gibt es zu den Hintergründen seiner Wut. Aber: es gibt ein Detail, das in dieser Schilderung als "detailreich" eingestuft würde, u.a., da es heraussticht, weil es zunächst keinerlei Bezug zur Gesamttat aufweist, es in Bezug auf den globalen Erzählstil dieses Täters keine Erklärung dafür gibt, weswegen er nun ausgerechnet auf einen solchen Mikrostil schwenkt und es für die Frage, die ihm gestellt wurde, weder zu erwarten war noch logisch erscheint:
Ihre Mascara sei verwischt gewesen. Diese Angabe ist ein Hinweis auf ein tatsächlich beobachtetes Element in seiner Schilderung, das sich anhand des späteren Autopsy-Reports auch als wahres Detail verifizieren ließ und seiner Angabe, wie es zur Tötung kam, widersprach. Auch dieser Täter gab zuvor wiederkehrend ungefähr die gleiche Story wieder, mit leichten Veränderungen: Statt eines wütenden Streits war es dann eher ein emotionaler Streit. Statt seiner Wut war es eher Angst, statt der Trennung von ihr war es die Trennung von den Kindern. Aber ein Detail blieb gleich, nämlich das der Mascara. Das ist in der Glaubhaftigkeitsanalyse mit "Konstanz" gemeint: Da gewisse unerwartbare Details und/ oder die Grobstruktur der Erzählung auch bei Wiederholung in etwa gleich bleibt.