Das wird jetzt mein letzter Beitrag hier sein, um hier nochmals zu versuchen, die in Wirklichkeit wesentlichsten aktuellen Aspekte aufzuzeigen. Aktuell ist hier leider nur wieder einen Anti-UK-Stimmung aufgetreten, welche – sagen wir es mal so - beim ersten Hinsehen berechtigt erscheint.
Aber wir kennen in Wirklichkeit nur einen Bruchteil der zur Verfügung stehenden Hinweise, diese kennen nur die Ermittler und die StA.
Die Sichtweise der Ermittler und StA scheint offenbar eine andere zu sein:
Aktuell ist der Stand folgender:
Die Ermittler, die StA und das Amtsgericht haben unter Verwendung des Geständnisses von MS ihn als DRINGEND tatverdächtig angesehen.
Nur das LG sieht aktuell den DRINGENDEN Verdacht nicht als gegeben, worauf es zwar rein rechtlich ankommt, aber eben nicht die Ansicht der StA wiedergibt, welche in dem Fall aktuell NOCH deutlich weiter drin ist, als das LG. Das LG hat nur im Rahmen vom Haftprüfungsverfahren die Entscheidung getroffen, welche nicht eine tiefgehende Einarbeitung in den Fall erlaubt. Das kann erst im Hauptverfahren erfolgen.
Würden die Ermittler die Aussagen von UK für glaubwürdig halten, gäbe es schon im Ansatz keinen dringenden Verdacht gegen MS. UK hat sich selber der Tat bezichtigt und sollte das Telefongeständnis halbwegs richtig wiedergegeben worden sein, würde es sich kaum noch um einen Mord oder Totschlag handeln. Ein dringender Tatverdacht wegen Mordes wäre somit aus zweierlei Gründen nicht gegeben.
Das Geständnis von MS muss also bewirken, dass die StA und das Amtsgericht ihn für dringend tatverdächtig angesehen haben und vielleicht auch nach wie vor ansehen. Ich denke daran dürfte wohl nicht zu rütteln sein. Auch dem Artikel ist klar zu entnehmen, dass die Ermittler dieses Geständnis als Lüge ansehen. Eigentlich nichts anderes, als hier Großteils im September angenommen wurde, mit dem Unterschied, dass von Seiten der Ermittler hierzu weiter Ermittlungen erfolgt sind (vielleicht auch bzgl. der angeblichen Erpressung), die dann erstmal vom AG bestätigten dringenden Tatverdacht geführt haben. Das Bushäuschen passte von Anfang an nicht.
Ich denke, dass man mit hoher Sicherheit annehmen muss, dass die Ermittler MS bei dem Verhör mitgeteilt hatten, dass es eine Version von UK geben würde, bei dem MS als Beteiligter, aber nicht als Täter beschrieben wird und insgesamt es sich bei der Richtigkeit dieser Version sich vermutlich weder um einen Mord noch Totschlag gehandelt hätte und diese Taten verjährt wären. Dies wäre (im Gegensatz zum behaupteten Blutfleck) eine zulässige Vernehmungsmethode, solange man es nicht als bewiesen ausgibt.
Würde Kulacs Telefongeständnis zutreffen, wäre es für MS es extrem naheliegenden gewesen, wenn er die Version von Kulac bestätigt hätte. Dies ist jedoch nicht erfolgt.
Stattdessen erzählt er eine Geschichte, welche in Wirklichkeit nur als Variante aus den durch die Prozesse und Presse öffentlich gewordenen Geständnissen von Kulac entpuppt.
Wie wir wissen, hat Kulac bei den anderen Varianten nur den Verbringer und genauere Behauptungen um die Verbringungen herum ausgetauscht. Die Version, welche MS da zum Besten gegeben hat, war eine solche Variante, welche er genau aus dem Bekannten hätte phantasieren können. Es wäre kaum zu erklären, dass MS eine solche naheliegende Verbringungsstory fantasiert, wenn das Telefon-Geständnis zutreffen würde. So muss man eher annehmen, dass er eine deutlich stärkere Tatbeteiligung hat mit oder gar ganz ohne Beteiligung von Kulac. Genau diesen Grund nannten die StA auch im Dezember als Grund für den dringenden Tatverdacht.
Dafür spricht auch sein weiteres Verhalten nach dieser Vernehmung. Er hatte vielleicht gehofft, dass in etwa seine Version mit der Version Kulacs zusammen passt, was auch durchaus nachvollziehbar ist, die damalige Reaktion hier im Forum beweist es. Man vermutete letztlich hier sogar das von ihm behauptete Motiv. Sein Geständnis ist nichts anderes als eine Story, die wegen der damals öffentlichen und seinen eigenen Kenntnissen nahegelegen hat. Er konnte bis Dezember durchaus gemeint haben, dass er so der Variante Kulacs ausreichend nahegekommen ist und er so aus dem Schneider ist.
Im Dezember wurde dann versucht zu retten, was noch zu retten war, das Geständnis wurde widerrufen, vermutlich in der Hoffnung, dass es nicht verwertbar wäre, denn schließlich gab es wohl wirklich die sehr unvernünftige Bemerkung eines Ermittlers bzgl. des Verweises auf die StA als rechtlichen Beistand. Es hätte durchaus die Möglichkeit gegeben, dass auf Grund dieser Fehler dieses Geständnis nicht mehr verwertbar ist und so sah es immerhin auch das AG.
Die Rechtsansicht des LG vom 13.2.2019 viel dann so aus, dass dieses Geständnis verwertbar ist, aber zum aktuellen Zeitpunkt ein dringender Tatverdacht nicht vorliegt. Ob aber ein hinreichender Tatverdacht vorliegt, der für die Eröffnung des Gerichtsverfahrens notwendig wäre, hat naturgemäß das LG nichts beschlossen, dafür ist es auch nicht zuständig.
Die Telefongeständnisaktion war relativ zeitnah nach dem Beschluss des AG bzgl. der Nichtverwertbarkeit des Geständnisses. Ich persönlich halte es zumindest für fraglich, dass diese Aktion mit den Persönlichkeitsrechten Kulacs vereinbar war, das schließe ich mich
@monstra voll und ganz an. Es ist schlicht und einfach Abwägungssache und hier müsste man genau wissen, welche Intention die Ermittler/ StA dazu hatten. Allein nur um „Fragen“ zu stellen, dürfte wohl kaum ausreichend sein, dazu reicht eine Zusammenfassung der Aufnahme aus. Wenn sie zulässig gewesen sein soll, muss mehr dahinter stecken, vielleicht will die Gründe hierzu die STA aktuell auch öffentlich nicht nennen.
Ein Dienstgeheimnis ist die Tonaufnahme auf jeden Fall, denn sollte nun die Aufnahme in die Hände von MS gelangen, sind alle seine weiteren Aussagen, welche diese Version bestätigen, so gut wie wertlos. Man hätte eventuelles Täterwissen preisgegeben, auf das sich MS nun einrichten könnte um dann ein neues „Geständnis“ abzugeben. Die Möglichkeit der Glaubhaftigkeitsanlyse wäre durch dies Weitergabe an Dritte kaum noch möglich und damit ist die Aufklärung des Falles massiv in Gefahr. Ich denke wohl kaum, dass das hier jemand abstreiten will.
Aber man darf diesen vermutlichen Geheimnisverrat auch nicht überbewerten. Man muss sagen, MS hatte die Chance gehabt, spätestens zu dem Zeitpunkt mit der Wahrheit rauszurücken, als er das Geständnis im Dezember widerrief. Irgendwann muss auch dem Anwalt Einblick in die Ermittlungsunterlagen gewährt werden, das gebietet ein faires Verfahren. Wenn erst dann ein solches Geständnis versucht wird, dürfte es kaum noch glaubwürdig sein, es sei denn, es enthält weitere nachprüfbare Behauptungen, die man dann in Summe nur in diese eine Richtung interpretieren kann. Ich persönlich sehe diese Möglichkeit aber kaum mehr als gegeben an, aber man wird sehen.
Die Frage, ob das Tondokument hätte verwendet werden dürfen oder es sich um Geheimissverrat durch die Weitergabe an die Presse handelt, sind in Wirklichkeit Nebenschauplätze, trotzdem war die Anzeige gegen Unbekannt, welche die Weitergabe an die Presse betrifft vermutlich berechtigt. Auch die Unterlassung könnte erfolgreich sein, man weiß wie gesagt aber nicht, welche Gründe dahinter stecken. Unsinnig sind natürlich die weiteren Strafanzeigen, aber wie gesagt, das hat mit dem Fall als solchen in Wirklichkeit nichts zu tun.
Der zeitliche Zusammenhang deutet jedenfalls darauf hin, dass diese Aktionen dadurch notwendig erschienen, dass das Geständnis evtl. nicht mehr verwendbar war und damit – um zu versuchen weiterhin ein Verdacht des Mordes zu stützen, die Glaubwürdigkeit Kulacs Geständnisses weiter zu hinterfragen. Dieser Gedankengang wird auch dadurch gestützt, da eine Zeugin angab, dass sie sogar direkt nach dessen Glaubwürdigkeit befragt wurde. Welche anderen Fragen noch gestellt wurden, ist unbekannt.
Ich persönlich halte aber solche Ansichten von Laien nicht belastbar, da sie keine Aussageexperten sind und Kulac auch nie in dieser einer Ausnahmesituation solchen Ausmaßes kennen gelernt hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gericht im Hauptsacheverfahren es zulässt, dass solche Aussagen in das Verfahren eingeführt werden. Ich glaube – und das wird deutlich durch die zeitliche Komponente gestützt, dass die Befragung nur auf Grund des scheinbar nicht verwertbaren Geständnisses erfolgte, es war quasi der Griff nach dem rettenden Strohhalm.
Ich weiß nicht, ob hier noch ein Hauptverfahren geführt werden wird. Und selbst dann ist ungewiss, ob es noch etwas der Aufklärung dienen kann. Die Auswirkungen der SoKo II wirken nach wie vor fort und man wird diese nicht mehr eliminieren können. Man darf nicht vergessen, auch das Telefongespräch erfolgte in diesem Zusammenhang. Es wurde leider nicht geklärt und es wird kaum geklärt werden können, ob diese Drohung von Seiten des väterlichen Freundes erfolgt war. Wie ich schon mal gesagt habe, kann es durchaus sein, dass diese Drohung des väterlichen Freundes – sollte sie wirklich erfolgt sein – weitere Auswirkungen gehabt haben könnte. Denn er war nun mal auch – wie der Name sagt – mal der Freund des Vaters gewesen. Es daher durchaus möglich, dass Kulac selbst seinem Vater gegenüber die Tat „zugegeben“ hat, weil er befürchtet musste, dass der Vater dann auf den väterlichen „Freund“ zugegangen wäre. Kulac hätte durchaus davon ausgehen können, dass dann der väterliche Freund seine Drohung in diesem Fall wahr gemacht hätte.
Es wird naturgemäß drauf ankommen, wie die sachlichen Beweise zu werten sind. Wie das nicht Vorhandensein der Jacke und Hose und das getrennte Abstellen der Schuhe gewertet wird. Den Ermittlern wird sicher bekannt sein, ob die Hose durch Tiere verschwunden ist, oder Peggy ohne diese verbracht wurde. Sollte Peggy ein Gürtel getragen haben, ist das eher nicht anzunehmen und natürlich wissen die Ermittler, welche Teile noch aufgefunden wurden, worüber wir hier nur rein spekulieren können. Auch denke ich, dass MS sich durch den Widerruf des Geständnisses ohne mit der Wahrheit rauszurücken keinen Gefallen getan hat, er hat so weiter an Glaubwürdigkeit verloren.
Ich verabschiede mich hiermit erstmal, da in naher Zukunft auch nichts zu erwarten ist und hier aktuell auch wegen fehlender Infos kein sinnvolles Diskutieren möglich ist.
Schöne Zeit noch.