oneeightseven schrieb:Das sinnlose und brutale einschlagen auf den Jungen macht überhaupt keinen Sinn wenn das Ziel die Schlachtung sein sollte.
Es ist auch durchaus denkbar, daß dein Punkt
oneeightseven schrieb:A) Abgrund tiefer Hass auf Tristan
das Motiv für die Tat gewesen sein könnte, und daß nach den ersten Schlägen seine Wut eskalierte, der Täter sich in eine Art Blutrausch hineinsteigerte, und sich dann in Folge, möglicherweise schon länger in ihm gährende, kannibalistische Fantasien Bahn gebrochen haben, die er dann bei der Gelegenheit schließlich umgesetzt, und zu Ende ausgeführt hat.
Ein Trophäenjäger muß aber nicht notwendigerweise ein kannibalistisches Interesse an Körperteilen haben. Sie könnten ihm auch allein als Fetisch dienen, um seine Machtgefühle (Triumph über die ersehnte Beute, die das Opfer für ihn darstellt) erneut abzurufen, oder sexuelle Fantasien auch später noch irgendwie an den Objekten ausleben zu können.
Allerdings deutet die überwiegende Auswahl der entnommenen Körperteile schon auf den wahrscheinlichen Zweck des Verspeisens hin.
Falls das Motiv der Tat aber nicht aus einer persönlichen Kränkung, Beleidigung, Zurückweisung, oder Ähnlichem herrührt, kann das brutale Einschlagen am Beginn des Angriffs aber auch nur der Betäubung des Opfers gedient haben, um leichter zum eigentlichen Ziel des Überfalls, der Beschaffung der Trophäen zu gelangen.
Die Schläge zu Beginn müssen nicht unbedingt emotional befeuert gewesen sein, sie können auch nur Mittel zum Zweck gewesen sein.
Ein Soldat im Gefecht tötet auch nicht unbedingt aus Hass, sondern folgt nur Befehlen, und einer "Logik" des Krieges.
Kampfsportler verfügen auch über enorme Körperkontrolle und emotionale Selbstbeherrschtheit, nehmen Treffer (meistens) nicht persönlich.
Ein Metzger erkennt auch nicht das Leid eines Tieres, das er schlachtet, er hat in den meisten Fällen wohl kein sadistisches Interesse am Zufügen von Schmerzen, aber er tut es mechanisch, um zum gewünschten Resultat zu gelangen - einem Produkt seiner Arbeit.
Eine gewisse seelische Disposition ist dazu jedoch schon vonnöten, mindestens Abgestumpftheit, Unsensibilität und Ignoranz sind dafür doch Voraussetzungen.
@anonymous91 hat in dem hervorragenden Beitrag vom 03.09.21 auf der vorangegangenen Seite 1.088, in einem Szenario sehr gut die möglichen Beziehungs-Hintergründe beleuchtet, warum "...wir deshalb geplant und auch ungeplant bzw. spontan wirkende Aspekte" haben.
Die Diskrepanz der unterschiedlichen Handschriften, einerseits rohe Gewalt - andererseits relativ akkurate Schnittführungen, quasi-chirurgische Eingriffe - führt unter anderem zur Annahme der Zwei-Täter-Theorie.
Aber vielleicht ist es doch möglich, daß jemand von einem brutalen, affektiven Modus schon kurz darauf in einen ruhigeren Handlungsmodus umschalten kann?
Wenn er nämlich nicht, wie die meisten von uns, eine hohe Hemmschwelle besitzt, sondern wenn seine Hemmschwelle aus mehreren Gründen extrem niedrig ist, ermöglicht dies ihm eine derart kaltblütige Tat durchzuführen.
SvenBVB09 schrieb:Durch massive Faustschläge wird unheimlich Adrenalin aufgebaut, ob man dann innerhalb kürzester Zeit einen Ruhepuls herstellen kann, der einem bei spärlichem Licht präzise Schnitte ermöglicht?
Hierzu ein paar Links zu einer interessanten Studie zum Zusammenhang von Pulsfrequenz und Risikobereitschaft, bzw. Kriminalität:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/studie-kaltbluetig-1.2640562https://www.spektrum.de/magazin/antisoziales-verhalten-welche-rolle-spielt-die-herzfrequenz/1328868https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/persoenlichkeit/kaltbluetige-kriminelle-was-der-puls-ueber-ihre-gewaltbereitschaft-verraet_id_4939799.htmlDa bekommt der Begriff der Kaltblütigkeit auch ein physiologisches Fundament.
oneeightseven schrieb:B) Der Täter stand unter Drogen oder Medikamenten
Das glaube ich auch. Zumal bereits die längerfristige Einnahme eines gängigen Schmerzmittels dazu führen kann, daß sich die Risikobereitschaft erhöht:
"Schmerzmittel wirkt auch auf die Psyche
Doch Paracetamol wirkt nicht nur auf den Körper: Studien belegen, dass der Wirkstoff – ein verbreitetes Schmerzmittel und Bestandteil in etwa 600 Medikamenten – auch die Emotionen von Patienten beeinflusst: Sie dämpfen beispielsweise Trauer, Freude und das Mitgefühl für andere."
Quelle:
https://www.scinexx.de/news/medizin/paracetamol-erhoeht-die-risikobereitschaft/Noch extremer bezüglich der Eindämmung von Mitgefühl bei gleichzeitiger Steigerung des Aggressionspotentials, sind natürlich die Folgen von Drogenkonsum, besonders durch Amphetamine, Crystal Meth, Kokain und Crack:
Psychotische Zustände, aggressives asoziales Handeln, seelisches Einfrieren (innere Vereisung), ausgeprägte Fehlhandlungen, Größenwahn, maßlose Selbstüberschätzung, Gefühlskälte, Verfolgungswahn, Hemmungsabbau, erhöhte Konzentration, paranoide Halluzinationen, Horrortrips, Gehirnschaden.
(aus:
https://drogen.dvr.d/langzeitfolgen_drogenarten.htm)
oneeightseven schrieb:C) Sadistischer Psychopath
Ein abartiger Psychopath ist der Täter sicherlich.
Den Begriff Sadismus im Zusammenhang mit der Tat, würde ich nur im erweiterten Sinne verwenden, denn es ging dem Mörder ja nicht ums Quälen im eigentlichen Sinn, sondern er tötete schnell, um sein eigentliches Ziel (die Beschaffung der Trophäen) zu erlangen, so sagte es der Fallanalytiker Hoga in einer Spiegel TV Reportage, wenn ich mich recht erinnere.
Ich glaube, daß bei dem Mörder verschiedene Faktoren in seine schwerst gestörte Persönlichkeit einfließen. Bestimmt ist das ein extrem einsamer Mensch, krankhaft narzistisch, getrieben von einem nie zu einer echten Befriedigung kommen könnenden Verlangen, mit einer fehlenden Hemmschwelle gegen Grausamkeiten. Ein Beutegreifer, der keine tiefergehenden Beziehungen pflegen kann, der sich alles, was er braucht nur mit Geld kaufen kann, oder eben mit Gewalt rauben muß. Eine armselige Existenz.