Tritonus schrieb:Denn was hat diese Herausgabe des Fotos für Folgen gehabt? Überhaupt keine, würde ich mal sagen, außer dass alle Welt sieht, aha, ein süßer kleiner blonder Junge. Fremde würden ihn auf der Straße vermutlich gar nicht wieder erkennen, weil Tausende andere genauso aussehen. Außerdem kursieren im Netz mehrere Fotos von Emile. Wer die wohl herausgegeben hat. Und wurde den Herausgebern auch ihre Berufsausübung entzogen. Würde mich mal interessieren.
Ich habe das so verstanden, dass das kurz nach dem Verschwinden des Kindes war und es nicht nur um ein Foto von Emile ging, sondern dass auch weitere Angehörige auf dem Bild zu sehen waren.
Ja, mit dem jetztigen Wissen, dass einem oder mehreren Angehörigen eine vorsätzliche Tötung des Kindes vorgeworfen wird, kann man das durchaus als Flucht nach vorn sehen und als Versuch, Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken, sich selbst als Opfer darzustellen.
Andererseits verstehe ich es auch, dass eine Familie, in der so ein schlimmes Unglück (aus damaliger Sicht) passiert , nicht möchte, dass private Fotos in der Öffentlichkeit kursieren und man in seiner Trauer, Sorge und Verzweifelung gerne seine Privatsphäre gewahrt haben möchte. Die Presse hat den winzigen Ort regelrecht belagert, so sehr, dass der Bürgermeister ihn relativ lange komplett für Nicht-Einwohner sperren ließ. Und da kann ich schon verstehen, dass man es als Verrat durch einen Freund sieht, insbesondere wo dieser als Priester und Ordensbruder ja für diese tief religiösen Menschen sicher eine besondere Vertrauensstellung hatte.
Wahrscheinlich wurden damals, als das Verschwinden so akut war, sogar Polizisten eingesetzt, um die Familie vor Journalisten zu schützen und dann gerät so eine Foto durch eine Vertrauensperson in Umlauf.
Der Priester war Wissenschaftler, Ordensbruder und über 80 Jahre alt. Ich habe es nicht so verstanden, dass er tatsächlich der Priester der Gemeinde war, sondern dort nur ab und zu gepredigt, vielleicht auch die Messe abgehalten hat. Wenn so jemand dann so einen Vertrauensbruch begeht, verstehe ich schon, dass die Kirche als Arbeitsgeber oder zumindest Vorgesetzter sagt, sie will nicht mehr, dass er diese Funktion ausübt. Wie gesagt, so eine Aufgabe hat sehr viel mit der Vertrauensstellung zu tun.
Ich verstehe aber auch, dass das den Priester gekränkt und zermürbt hat, v.a. weil er sich im Moment der Bildherausgabe sicher nicht bewusst war, dass das so fatal aufgenommen werden könnte und solche Folgen hat. Gerade weil es sich wohl um einen hoch angesehenen Wissenschaftler handelt, ist so eine Degradierung, noch dazu gegen Ende des (Berufs-)lebens schwer zu ertragen, sowas kann in den Augen des Betroffenen alles bisher Erreichte und alle Verdienste zunichte machen.
petitprince schrieb:Ich glaube nicht, dass es der Grossvater war. Er wusste wohl nur darüber Bescheid..
Ich kann mir das durchaus auch vorstellen, dass er nur eine wesentliche Rolle bei der Verdeckung und Vertuschung gespielt hat. Als Patriarch hat er vielleicht versucht, seine Kinder vor der polizeilichen Verfolgung zu schützen.
Andererseits hieß es gestern in einem Pressebereicht, er sei an dem Tag in drei Sitzungen bis spät abends vernommen worden. Da hab ich schon gedacht, dass er der Hauptverdächtige sein könnte.
Allerdings stammen diese Infos von seiner Anwältin und die Anwälte der anderen drei haben sich nicht geäußert, insofern kann es ja auch sein, dass alle vier so intensiv und lange befragt wurden.