Hanna W. tot aus der Prien geborgen
17.11.2023 um 18:26
Bericht Freitag, 17.11
Der Erste Zeuge war ein Mithäftling der JVA Traunstein, der den Angeklagten im Arbeitsbetrieb im Dezember kennengelernt hat. Er meinte, dass ihm ziemlich schnell klar war, dass Sebastian der Beschuldigte im Eiskellerfall ist, da er mit mehr Überwachung untergebracht wurde und bei Ankunft der Hausarbeiter nicht mitlaufen durfte. Außerdem hätten die anderen Insassen schnell darüber gesprochen.
Der Angeklagte hat teilweise mit ihm über den Fall gesprochen. So hat er ihm gesagt, dass er gar nicht versteht, warum er hier ist, da er unschuldig ist. Sebastian erzählte ihm , dass Hanna über zwei Promille im Blut hatte und dass sie von hinten angegriffen wurde. Dies habe er ihm im Dezember oder Januar gesagt. Das hätte T. aus der Akte gehabt. Die Gespräche fanden im Dezember und Januar statt.
Nach der Persönlichkeit des Angeklagten gefragt, meinte der Zeuge, dass der Angeklagte an sich recht freundlich sei. Auf seine Intelligenz angesprochen, denkt der Zeuge, dass T. eher im unteren Bereich anzusiedeln sei. Er sei manchmal dadurch aufgefallen, dass er Aussetzer hat in denen er wahnsinnig aufgedreht ist, aber dann auch lange überhaupt nichts sagt. Auch sei er teilweise wirr in Gesprächen gesprungen. Auch habe er oft eher grundlos gelacht und sei dann plötzlich wieder traurig gewesen. Aggressives Verhalten habe der Zeuge nicht erlebt, hat aber mitbekommen, dass T. nach einem Gespräch mit dem Gutachter gegen eine Wand geschlagen hat und sich dabei die Hand brach. Gehänselt wird er im Knast nicht.
Den Belastungszeugen M. kennt der Zeuge eher nur flüchtig. Gefragt, ob er sich mal mit M. unterhalten hat, oder ob der Belastungszeuge mal auf ihn zugekommen wäre um über T. zu reden, verneinte er. Er hätte auch nicht darauf reagiert, da M. wohl wegen pädophilen Geschichten einsitzt, auch wäre er ihm so nicht sonderlich sympathisch gewesen. Der Zeuge wurde mehrmals gefragt, worin sich das begründet. Konnte aber keine Antwort geben, sondern es nur mit einem gewissen Gefühl beschreiben.
Der Zeuge wurde gefragt, ob er den Fall über die Medien verfolgt hat. Das bejahte er und auch die XY-Sendung habe er geschaut, weil die damalige Täterbeschreibung auf den Angeklagten gepasst hätte, hätte er ihn auch schnell als Beschuldigten identifiziert. Er wurde mehrmals gefragt und aufgefordert scharf nachzudenken und blieb dabei. Womit er den Zorn der Beisitzerin auf sich zog und an seine Wahrheitspflicht erinnert wurde, da ja damals nur nach einem Uhrenbesitzer gefahndet wurde. Er meint er hat es so in Erinnerung, wenn er sich täuscht tut es ihm leid.
Der Zeuge wurde weiter gefragt, ob der Angeklagte mal was von einer Bedrohung erzählt hat. Er bejahte, dass T. ihm von einer Sache erzählt, dass eine Freundin von ihm gegen ihn ausgesagt hat, sich aber im Tag täuscht, auch gestanden hätte er ihr die Tat nicht. Sebastian
machte sich Sorgen um V. , dass sie Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn sie falsch aussagt.
Der Insasse wurde von der Verteidigung gefragt, ob er das „von hinten angefallen“ aus der Akte erzählt bekommen hat. Der Zeuge bestätigte, dass T. ihm gesagt hat, dass er es aus der Akte hat. Der Zeuge wurde entlassen.
Daraufhin gab RA Baumgärtl eine Erklärung ab, dass er Anfang Dezember die Akten bekommen hat und sie von Anfang an ausführlich mit seinem Mandanten besprochen bzw. sie auch ausgehändigt hat.
Es folgte ein Mann, der auch am 3.10 im Eiskeller war. Den Angeklagten kennt er aus dem Kindergarten oder der Grundschule, kann sich aber nicht erinnern. Hanna kennt er vom Grüßen aber nicht näher. Er hat dann am Sonntag gearbeitet und ein Arbeitskollege hätte ihm zwischen 16 und 17 Uhr gesagt, dass sein Nachbar gesagt hat, dass eine Leiche in Kaltenbach gefunden wurde. Diese hat ein Tattoo und braune Haare, sei weiblich.
Später ist er dann u.a. mit dem Nachbar von H. zusammengesessen und hat in die Freundesgruppe geschrieben, dass eine weibliche Leiche gefunden wurde, es kann aber auch jemand anders sein. Später haben sie die Bestätigung aus der Eiskeller-Gruppe bekommen.
Jetzt war der Kollege dran. Er habe auf dem Weg zur Arbeit, die in der Nähe vom Auffindeort liegt, Rettungskräfte gesehen. Zur Bergung und ob es mehrere Leute gesehen haben, kann er nichts sagen. Von seinen Eltern hat er erfahren, dass der Nachbar, wie sich herausstellte,ist es der Zeuge der H. aufgefunden hat, eine leicht bekleide Leiche in Kaltenbach gesehen hat. Diese wäre in seinem Alter. Er hat auch von seinem Kollegen gesagt bekommen, dass bei ihnen im Kreis eine abgehen würde, es wurde aber von keinem ein Gewaltverbrechen erwähnt.
Nun kam ein Mithäftling dran, den der Erste Zeuge als enge Bezugsperson von T. in der Haft bezeichnet hat.
Es ist ein älterer Mann, der sich an T. gewandt hat, da er gemerkt hat, dieser wird öfter gehänselt, aufgrund des Delikts. Das fand er nicht richtig, auch weil er die Geschädigte verunglimpft sah. So hat ihn gestört, dass die Mithäftlinge Sachen sagen wie „Wenn dass die H. jetzt wüsste.“ Er sprach Sebastian drauf an, ob ihn dies nicht stören würde. Der Angeklagte, meinte das stört ihn nicht, da er unschuldig ist und darauf vertraut, dass die Justiz das alles aufklärt.
Sie haben oft zusammen Runden gedreht, dabei hat ihm der Angeklagte anvertraut, dass er unter seinem festgestellten IQ leidet und er ihm mitteilt, dass gemeint wird, er sei jetzt dumm. Der Zeuge beruhigte ihn, dass er doch nicht dumm sei und jeder seine Fähigkeiten hat und er Schach spiele, wobei er besser als der Zeuge sei.
Generell wollte der Zeuge eher wenig über die vorgeworfene Tat des Angeklagten sprechen, da er mit seinem eigenen Verfahren zu tun hat, er hat T. auch angelogen und von einem ihm vorgeworfenen Finanzdelikt gesprochen. Man konnte indirekt ziemlich raushören, dass wohl Aßbichler wohl auch sein Verfahren geleitet hat.
Aber hin und wieder sei es doch dazugekommen. So erzählte T. ihm, dass er Hanna noch nie gesehen hat und da der Zeuge wissen wollte, wie groß sie ist, hat er mit „1,83“ geantwortet. Der Mithäftling meinte dann zum Angeklagten, dass er das doch kaum gemacht haben kann, da er ein „grischperl“ ist und von der Körpergröße her „gring“. Sebastian stimmte daraufhin zu.
Enttäuscht war der Zeuge jedoch, als ihm T. offenbarte, dass Gewaltvideos bei ihm gefunden wurden. Er habe Sebastian daraufhin konfrontiert, warum er sich denn sowas anschaue. Der Angeklagte entgegnete ihm, dass ihn sowas halt faszinieren würde. Ungefähr zu der selben Zeit in der dieser Themenbereich bei Gericht behandelt wurde, hat der Zeuge auch erzählt, dass Sebastian zu ihm mal gesagt hat „Man kann Dinge auch ganz gut verdrängen.“ Der Zeuge bezog es auf die Tat, als ihm aber ein Vorhalt aus der Aussage gemacht wurde, hätte man es auch so verstehen können, dass er es auf die Gewaltvideos bezog. Da wurde mir irgendwie zu wenig von allen Seiten nachgehakt. Wenn ich es auch richtig verstanden habe.
Die Videos hätte er dem Jungen nicht zugetraut, da er ihn als einfachen Menschen kennt, der den Sport und die Natur liebt und gerne seinem kürzlich verstorbenen Großvater in der Landwirtschaft ausgeholfen hat. Darüber hätten sie auch lange und gute Gespräche geführt. Auch von seiner Familie hat er erzählt, dass er eine Schwester hat und zu erwähntem Großvater ein enges Verhältnis hat. Über Probleme in der Familie hat er nichts gesagt, nur dass er früher in einer besonderen Einrichtung war, die der Zeuge als Förderschule vermutet hat.
Er hat auch erzählt, dass er sehr für Verena geschwärmt hat, aber nichts gelaufen ist. Auch dass er ihr die Hand auf den Oberschenkel gelegt hat, wusste er, aber nicht wie R. reagiert hat.
Der Angeklagte hat seinem Kumpan auch erzählt, dass er der Mutter der Zeugin erzählt hat, dass er es war, das habe er aber spaßig gemeint. Der Zeuge hat ihn gefragt, warum er sowas macht, da man doch darüber keine Witze macht.
Ich glaube, dass das die Stelle war, wo sich der Zeuge nicht mehr sicher war. Ich habe nicht mehr so gut in Erinnerung wie genau. Ob er sich nicht mehr sicher war, ob er das aus den Medien hat, dass es die Mutter war oder ob er sich überhaupt nicht mehr sicher war. Er meinte zumindest, dass er sich in einem Themengebiet nicht mehr sicher ist, da er zur Scheidung zurück nach Traunstein musste, er ist seit ein paar Monaten woanders in Strafhaft, und er eine „Süddeutsche“ in die Hand gedrückt bekam, als er wieder dort einrückte. Kann aber auch um die Sache mit dem Messer gegangen sein.
Er sagte heute dazu „Ich will den Sebastian nicht mit Dingen belasten, die ich nicht mehr sicher weiß.“
Auf jeden Fall, der Artikel hat bei ihm auch zu einer Meinungsänderung geführt. Eigentlich war er sich immer sicher, dass der Angeklagte unschuldig ist, auch die meisten Gefangenen mit denen er sich ausgetauscht hat, wären dieser Meinung, bis auf ein paar Ausnahmen. Seit dem Artikel in Kombination mit der damaligen „Verdrängung“-Aussage war er sich nicht mehr so sicher. Er riet dem Angeklagten wenn er es war, jetzt besser ein Geständnis abzulegen für einen Neuanfang. Es sei nicht nur er betroffen, sondern auch die Eltern von Hanna und auch er müsse länger bleiben und könne nicht arbeiten in der Haft. Das würde weite Kreise ziehen, er hat auch entschlossen seine Delikte aufzuarbeiten.
Der Staatsanwalt fragte den Zeugen, ob er den Angeklagten als Freund sieht, da er gesagt hat, er will ihn nicht belasten. Der Zeuge korrigierte, dass er dazu gesagt hat, wegen etwas, dass er nicht sicher weiß. Hat man eigentlich schon deutlich gehört, finde ich.
Der Psych. Sachverständige hat ihn dann gefragt, ob T noch wegen etwas anderem gehänselt wurde, als dem Vorwurf. Zum Beispiel wegen seiner Größe. Das verneinte der Zeuge, aber er wurde öfter kritisiert, weil er bei der Arbeit nicht immer alles richtig gemacht hat. Auch das fand der Zeuge ungerecht, da er sich immer sehr bemüht hat.
Generell habe der Zeuge sich dann aber ein bisschen zurückgezogen vom T., weil er die Anstalt ohnehin bald verlassen hätte und Sebastian auch mittlerweile besser integriert war. Er hätte viele gefunden, die mit ihm gerne Schach gespielt hätten. Generell hatte er den Eindruck, dass ihm die U-Haft gut tun würde, er sei offener geworden und auch reifer. Das hat das Gericht sehr interessiert, wegen möglicher Nachreifung, was für eine Verurteilung nach Jugendrecht sprechen würde, falls es zu einem Urteil kommen sollte.
Auch wurde er vom Gericht generell nochmal über kindisches Verhalten beim Angeklagten gefragt. Er erzählte, dass sich Sebastian immer viele Süßigkeiten gekauft hat und beschlossen hat, er will jetzt immer dicker werden. Der Zeuge hat dann zu ihm gemeint, er solle doch damit aufhören, da das doch dumm ist, sich so kaputtzumachen, aber der Angeklagte bedeutete ihm „Nein,Nein das ist doch witzig.“ Der Zeuge wurde danach entlassen.
Rechtsanwältin Rick hat dann eine kurze Erklärung zur Zeugenaussage abgegeben. Ich kriege es aber nicht mehr ganz zusammen. Vielleicht das man festhalten kann, dass es auch aus den Medien gewesen sein kann.
Worauf der Staatsanwalt auch gefragt wurde, ob er was dazu sagen will. Er meinte dann sinngemäß, ER wolle noch nicht plädieren. Worauf Rick entgegnete „Solche Spitzen können Sie sic ha sparen. Ich habe nur eine ganz kurze Erklärung abgegeben. " Die Richterin ging schlichtend dazwischen.
Nun sagte der letzte Zeuge für heute aus. Auch ein Mithäftling der JVA Traunstein. Er arbeitet seit Mitte Juni mit Sebastian zusammen.
Nach seiner Einschätzung gefragt, sagte er dass er T. für einen „guten Typen“ hält. Er sei ruhig, fleißig und gut in der Arbeit. Er lernte den Zeugen auch ein. Auch mit ihm spielt er Schach und er gewinnt meist gegen ihn. Der Angeklagte musste offen mit lachen und schien generell sehr gelöst. Auch als der Zeuge meinte, sie spielen mittlerweile mehr Tischtennis, aber dass Sebastian in Schach besser sei. Er habe aber dadurch wieder abgenommen.
Am Anfang wollte T. nicht darüber reden was ihm vorgeworfen wird. Der Zeuge wusste es aber bald, da ihn andere fragten, warum er sich mit ihm abgibt.
Später hätten sie beiläufig über die Tat gesprochen. Sebastian bestritt sie und meinte er hat H. nicht gekannt. Er hätte viel mehr das Gefühl, man wolle ihm was anhängen. Auch bei Verena hätte er das Gefühl und versteht nicht, warum sie das sagt.
Ihm wurde dann vorgehalten, dass er bei der Polizei vor drei Wochen gesagt hat, Sebastian hätte ihm mal gesagt, er kann sich nicht erinnern, die Tat begangen zu haben. Das „Erinnern“ hat der Zeuge mehrfach bei der polizeilichen Vernehmung bestätigt. Bei Gericht brauchte es, hat es aber eher bejaht. Grundsätzlich hält er den Angeklagten aber nicht fähig so eine Tat zu begehen. Die Aussage war dann vorüber.
Nun soll am Dienstag u.a der Arbeitgeber aussagen und am 23. die Rechtsmedizin. Generell wird der Prozess jetzt wohl auch noch im Januar weiterlaufen.
RA Rick wandte ein, dass sie es problematisch findet, wenn die Gutachter mitten in der Beweisaufnahme aussagen und fragte, ob das in Traunstein so üblich ist. Die Richterin beruhigte sie, dass es ein vorläufiges Gutachten ist, sie aber glaubt, dass was für die Gutachterin eine Rolle spielt, ohnehin schon durch ist. Aber sie jederzeit greifbar wäre. Sie betonte das auch das Gericht an der absoluten Wahrheit interessiert ist. Die Anwältin schien skeptisch zu schauen, da die Richterin gesagt hat „Da brauchen sie gar nicht so zu schauen. Es ist wirklich so. Wir müssen wirklich alle hier miteinander ohne Vorurteile aufeinander zugehen. Die Verteidigerin meinte, sie schaut nicht, aber sie ist generell ein skeptischer Mensch. Ist aber einverstanden, wenn sie die Zusage bekommt, dass man die Gutachterin wieder hinzuziehen kann. Das versprach die Vorsitzende.