FrokenLisbeth schrieb:Jeder Mensch mit einem Funken Empathie sollte doch alles daran setzen, dass aufgeklärt wird, was ihr geschehen ist.
Wie passt das zusammen mit dieser absoluten Vehemenz eine 'Schuld' des Tatverdächtigen, der dies nicht grundlos ist, absolut auszuschließen?
Ich habe hier noch niemanden gelesen, der mit einer absoluten Vehemenz eine Schuld (ob mit oder ohne Anführungszeichen) absolut ausschliesst. Wie soll das auch gehen?
Ich empfinde aber darüber hinaus den Versuch, den leisesten Verweis auf minimale Anforderungen an die Grundlagen eines Rechtsstaates, nachdem man einem Verdächtigen seine individuelle Schuld nachweisen muss, irgendwie negativ und oder gar als unempathisch und unmenschlich zu framen, als reichlich befremdlich.
Die vermeintliche "Empathie" die hier hochgehalten wird, ist dann keine, wenn man sich noch nicht einmal ansatzweise Mühe geben mag, sich in andere Menschen hinein zu versetzen und hier mit einer Vehemenz (!) und mit einem Furor grundsätzliche Lebensentscheidungen anderer Menschen und konkrete Handlungen von Menschen, in deren Situation man nicht ist und in die man auch nicht so ohne weiteres Gefahr läuft, zu kommen, auf eine Art und Weise pseudomoralisch und anekdotisch auseinandernimmt und einer kritischen Würdigung unterzieht, die außerhalb dieses Forums ganz konkrete Konsequenzen für ganz konkrete Menschen hat. Die Familie der Verschwundenen (und gleichzeitig die Familie des Tatverdächtigen) berichtet glaubhaft von einem Zustand des Terrors, dem sie sich ausgesetzt sehen. Niemand, der hier mit ganz großen Lettern über diesen Fall in seiner Freizeit nachrätselt, kann auch nur ansatzweise nachempfinden, wie es sich anfühlt, auf der Titelseite der Bildzeitung deutschlandweit vorgeführt zu werden.
Man kann das nachlesen, man kann Wallraff lesen, man kann Bildblog lesen, man kann Menschen zuhören, wenn sie reden.
Es ist sehr leicht, theoretisches Mitgefühl mit einer 15-jährigen Verschwundenen zu haben und absolute Aufklärung zu fordern. Das kann jeder. Und das hat und tut auch jeder. Dabei aber die Perspektive derer nicht aus den Augen zu verlieren, die das ganze betrifft und deren Leben das massiv beeinflusst, das kann allerdings auch jeder. Und es schliesst sich noch nicht einmal aus.
rhapsody3004 schrieb:Möchte nochmal erwähnen, dass die EB ihre Vermutungen durch ermittelte Fakten stützen, begründen können. Bzw. überhaupt nur deswegen zu ihrer Schlussfolgerung und wer dafür verantwortlich sein könnte gekommen sind.
Vermutungen, die auf Fakten basieren, bleiben Vermutungen. Sonst wären es wilde Spekulationen. Ich weiß gar nicht, was daran so schlimm sein soll, das zu schreiben. Die Ermittlungsbehörden sagen das selbst. Wie kann es also eine Kritik an den Behörden sein, wenn man die zitiert?