Sector7 schrieb:Übertrieben gesagt: Hätte MG ein Alibi für eine lebende LK beim Verlassen der Wohnung, hätte man die PD-Mitarbeiterin Marina, die Frau K. kurz vor 18:30 Uhr fand, quasi mit demselben Urteil und dem Ausschluss eines Unfalls in den Knast gebracht, wenn sie zB ab 17:30 kein Alibi gehabt und sich etwas verdächtig verhalten hätte + nen mitgehörten Streit wegen der Tabletteneinnahme am 24.12.2007 oder so.
Das hätte man bestimmt nicht mit der Mitarbeiterin gemacht ohne weitere Indizien. Hier wird immer wieder ausgeblendet, dass die richterliche Überzeugung sich nicht auf, ein, zwei, drei Einzelaspekte gründet, sondern auf ein ganzes Gebäude, nämlich den Inbegriff der Hauptverhandlung.
Helßt im Fall Marina: natürlich würde man angesichts der zur Fundzeit bereits mittelschwer ausgeprägten Totenstarre fragen, ob Marina überhaupt zeitlich als Täterin in Betracht kommen kann. Hätte sie für die Zeit vor dem Fund ein Alibi (zB Arbeit bei anderen Kunden), hätte sich das Thema schon erledigt. Hätte sie kein Alibi, blieben die Fragen, ob und wann sie wer in der Nähe der Wohnung gesehen hat (G?), ob sie Zeit und Gelegenheit gehabt hätte, die Wohnung aufzusuchen (eigenes Kfz, ÖPNV?), welches Motiv sie gehabt haben könnte, ob sie sich bei ihrer Vernehmung in Widersprüche verwickelt hat etc.
Aus dem Urteil ist doch durch die Gliederungspunkte ganz deutlich erkennbar, auf welche Indizien das Gericht sich alles gestützt hat, da muss man keine Popanze aufbauen á la „Leute, seht euch vor, ihr könnt schon lebenslänglich im Knast sein, wenn ihr eine frische Leiche findet“.
monstra schrieb:Und wie hoch, wenn seine Frau ein Verhältnis mit dessen Kfz-Mechaniker hat?
Auch da: Es wird geprüft, wann der Verunfallte zuletzt seinen Wagen in die Werkstatt gebracht hat, ob just dieser Mechaniker und nicht ein Kollege damals am Auto arbeitete, ob der Mechaniker vielleicht am betreffenden Tag Urlaub hatte oder krank war, ob die Ehefrau etwas von Autos versteht, ob der Verunfallte selber an Scheidung dachte, wie hoch das wechselseitige Interesse von Mechaniket und Ehefrau aneinander wirklich war, Vermögensverhältnisse (immer wichtig).
So eindimensional, wie sich manche polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen und dann eine Hauptverhandlung vorstellen, sind dieselben wirklich nicht.