Danke
@Rick_Blaine für die erstklassigen Beiträge !
Rick_Blaine schrieb:Der Azubi geht also aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen am Abend nach oben und genau vor dem Zimmer hört er "einen Schuss." Er bekommt es mit der Angst zu tun, verlässt das Stockwerk und erstattet seinem Chef Bericht.
Vor allem wenn man auch einfach hätte anrufen können. Die Bestätigung der letzten Nachricht erfolgte ja kurz bevor der "deputy-security" losgeschickt wurde. Aber ich selbst bin auch nicht auf diese simple Idee mit dem Anruf gekommen. Wie dem auch sei, erscheint mir der Auftrag des "deputys" immer merkwürdiger. Es war ca. 19:50 Uhr, als das Drama seinen Lauf nahm. Um diese Zeit sollten eigentlich keine Entscheider mehr im Haus sein. Nur noch die Nachtbesetzung und vlt. ein "Zwischendienst", der noch bis 20-22 Uhr unterstützt. Man mußte davon ausgehen, dass der Gast es sich bequem gemacht hat, unter der Dusche steht oder schon im Bett liegt. Was, wenn sich JF über den abendlich Überfall hätte beim Management beschweren wollen ? Da war relativ sicher niemand mehr zugegen. Und was sollte er JF genau vortragen ? Das sie direkt die Koffer packen und gehen kann, wenn sie nicht sofort an der Rezeption das Finanzielle regelt und den Ausweis vorlegt ? Für mich persönlich erscheint das Verhalten einem Luxushotel unwürdig. Solche persönlichen "Besuche" sind mMn eher mal was für die Tagschicht und das Management, zumindest aber den Sicherheitschef persönlich, nichts für einen"deputy-security" allein, um 19:50 Uhr.
Rick_Blaine schrieb:"Meine erste Reaktion: ich rufe auf dem Zimmer an." Wenn ich den Gast am Apparat habe und er mir sagt, klar, da hat eben ein Sektkorken geknallt, wir feiern hier etwas... dann ist schon mal sehr viel Spannung raus.
Ich hätte mir gerade gerne vor die Kopf gehauen, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Ich mußte fast schon lachen. Eine sehr simple und sehr effektive Lösung. Na gut, wenn sie schon die Bildschirmmeldungen ignorierte, wäre sie vlt. auch nicht an das Telefon gegangen. Aber es wäre in jedem Fall die zunächst beste Lösung gewesen, noch bevor man einen persönlichen Besuch in Erwägung zieht.
Rick_Blaine schrieb:Schliesslich zum Gedanken, das Hotel könnte von sich aus irgendwie die Sache verschleiert haben, verzögert haben usw. Er sagt dazu nur: "do you think they pay me enough to do that?"
Prinzipiell muß man dazu die Strukturen/Herarchien in diesem Hotel näher beleuchten. Wie war das Verhältnis zwischen dem Sicherheitschef und dem Management ? Wie hoch war seine Position im Unternehmen angesiedelt ? Wie weit gingen seine Kompetenzen ? Zwischen Europa und den USA liegen in diesen organisatorischen Belangen oft Welten und Verhältnisse zwischen einzelnen Mitarbeitern und deren Vorgesetzen sind vielfach anders in Europa als in Übersee. In den USA z.B. sind Arbeitnehmerrechte nicht so ausgeprägt geregelt wie hier in Europa. Stichwort "hire & fire" drüben, Kündigungsschutz in der BRD. Ich weiß nicht, wie es in Norwegen damit aussieht. Aber das kann ein Faktor sein, der das individuelle Verhalten von Mitarbeitern beeinflusst. Mancher Mitarbeiter hat so ein blind-vertrautes Verhältnis zu seinem Chef, dass er sich quasi alles "erlauben" kann, obwohl er damit gegen Leitlinien verstößt oder eigene Kompetenzen überschreitet. Oder er trägt alles was das Management veranlasst ohne zu hinterfragen einfach mit, nur weil er dem "Chef" nicht vor den Kopf stoßen möchte oder Konsequenzen für sich fürchtet. In den USA ist das allgemein anders.
Nudelkugel schrieb:Hast du deinen alten Kollegen dazu befragt, ob er direkt die Polizei rufen würde, wäre er eben nicht bewaffnet?
Ein wichtiger Punkt. Er war unbewaffnet, wahrscheinlich ohne polizeiliche Ausbildung und hatte daher nur wenig Erfahrung mit Gewalttätern. Seine Kompetenz, Dinge allein regeln zu können, endete an dieser Stelle aufgrund des mangelnden Eigenschutzes. Un das unterscheidet unseren Security elementar von den Kollegen in den USA.
Rick_Blaine schrieb:Dinge, die intern geregelt werden können, sollen intern geregelt werden. Ein Schuss, der in einem Zimmer abgegeben wird, ist allerdings etwas, das nicht mehr intern geregelt werden kann und soll. Nur die Entscheidung, ob wirklich ein Schuss gefallen ist oder nicht - das ist die Schwierigkeit hier.
Exakt. Er mußte abwägen, wie ernst die Situation tatsächlich ist und in wie weit er dem "deputy" bei dessen Einschätzungen trauen kann. Andererseits mußte er Profi genug sein, die Situation als zu gefährlich für eine persönliche Überprüfung einzuschätzen. Immerhin waren er und sein Kollege unbewaffnet und in solchen Dingen auch wahrscheinlich nicht ausreichend ausgebildet. Zumindest der "deputy" war es nicht. Der war Student und verdiente nur ein paar Kronen damit nebenher. Ihn in Gefahr zu bringen, war mMn ziemlich fahrlässig, selbst wenn er ihm den "Schuß" nicht als solchen abgenommen hätte.
VanDusen schrieb:Er sagt ziemlich am Anfang des Videos, dass ihm die Polizei Teile der Ermittlungsakte zur Verfügung gestellt habe. (Ich vermute, weiß aber nicht, dass man ihm alles gegeben hat außer den Teilen, welche die Kommunikation mit den Nachrichtendiensten betrafen.) Die Einschränkung, dass er keine gegenwärtigen MA des Hotels interviewen durfte, hat er später persönlich kommuniziert.
Ok, hatte ich gerade nicht auf dem Schirm. Danke für die Info.
Rick_Blaine schrieb:Passive stains können auch nach dem Tod einer Person entstehen, impact stains in der Regel nur im Moment der Tat oder solange das Herz noch schlägt.
Hier also liegt das Opfer auf dem Bett. Blut tritt aus einer oder mehrerer Kopfwunden auf. Nach Eintritt des Todes kann es nur durch die Schwerkraft austreten, also nur unterhalb einer Wunde zu finden sein. Die Menge des so ausgetretenen Blutes kann immens sein.
Ich gehe davon aus, der Schuß wurde aufgesetzt oder aus allernächster Nähe (ein paar cm vom Kopf entfernt) abgefeuert, als das Opfer auf dem Bett lag. Sowohl Projektil, als auch das Gros der ausgetretenen Flüssigkeiten/Gewebe gelangte so durch den Hinterkopf durch die Austrittswunde direkt auf/in das Bett und verteilten sich nicht in größerem Ausmaß durch den Raum. Da unmittelbar nach der Schußabgabe ein Kreislaufstillstand eingetreten sein dürfte, dürfte das Restliche Blut/Material in der Folge -der Schwerkraft folgend- langsam ausgetreten sein. Anders an der Eintrittswunde. Hier dürfte der Großteil derjenigen Blutspritzer entstanden sein, die im Raum zu sehen sind. Sie entstanden nur im Moment der Schußabgabe durch das eindringende Geschoss, da sofort danach besagter Kreislaufstillstand gefolgt sein dürfte.
Rick_Blaine schrieb:Hier jedenfalls ist mir aufgefallen, dass weder am Opfer, vor allem an den Händen, Armen und im Gesicht, noch an der Waffe Blut so gefunden wurde (back spatter), wie ich es erwarten würde, wenn das Szenario (Schuss im Liegen über dem Kopf abgegeben) so stimmen soll. Dazu hatte ich ja auch mal entsprechende Bilder hier gepostet.
Da bin ich voll und ganz Deiner Meinung. Das Ausbleiben einer üblichen Spur mag vorkommen. Das alle üblichen Spuren fahlen, ist vermutlich so wahrscheinlich wie drei aufeinanderfolgende Sechser im Lotto durch ein und die selbe Person. Das ist für mich einer der wichtigsten Indizien für ein Kapitaldelikt.
VanDusen schrieb:Ebenso den Sicherheitschef nicht, obwohl der längst nicht mehr in dem Hotel arbeitet. Dies, plus der Umstand, dass von dieser Person noch nicht einmal die Initialen genannt werden, plus der Umstand, dass das Internet keinen einzigen Treffer zu dieser Person liefert, lässt mich vermuten, dass es sich dabei nicht um einen Ex-Cop handelt, sondern dass der Mann damals noch recht jung war und seitdem eine steile Karriere beim Nachrichtendienst hingelegt hat.
In der Tat könnte dieses Szenario vieles erklären und eine Begründung für das lebensgefährliche Agieren des Sicherheitschefs sein. Vlt. wußte er nämlich schon, was ihn oben erwarten würde. Natürlich gibt es dafür bislang keine ausreichenden Hinweise, aber ich habe das auch genauso im Hinterkopf. Denn der Sicherheitschef ist in diesem Fall der geheimste Mitarbeiter von allen. Und das, obschon er eine zentrale Figur ist.