Outback schrieb:Punkt (1) reichte scheinbar im Groben für die Einstellung der Ermittlungen. Ortsbezogene und technische Nachermittlungen (inkl. Profiling) sowie Plausitests (wie zB Absturztests im Fall Tanja Gräff oder Boden- / Pollenanalysen) zu den Punkten 2-4 fehlen, obwohl ein reines Unfallgeschehen wenig faktenbasiert und ziemlich offensichtlich stark zweifelhaft ist / war (aus meiner Sicht).
Tja. Panama ist nicht Deutschland. Aber - ich hatte es schon erwähnt - auch eine deutsche StA hätte im Ergebnis aufgrund von (1) auch keinen Anfangsverdacht für ein Tötungsdelikt gesehen. Es gibt zwar einen Berg an Spekulationen oder meinetwegen ungeklärten Merkwürdigkeiten, aber eben keinen echten "Anfasser", keine Tatsachen, der es in DEU erlaubt hätte, ein Ermittlungsverfahren wegen einer vorsätzlichen Tötung (gegen unbekannt) zu eröffnen.
Für mich persönlich sind dabei die Punkte (2) und (4) viel weniger belastbar als die Punkte (1) und (3).
Zu (2): (Irgend-)Ein Geschehen nach Foto #508 ist zwingend. Es ist unwahrscheinlich, dass die (Nacht-)Fotos nicht von Lisanne gemacht worden sind. Leider sind diese Nachtfotos nicht vollständig veröffentlicht, skaliert und um 90% ihrer Bilddaten beraubt und zudem vorher mit einem Programm bearbeitet worden. Wer immer das war, Unbefugte, Behörden oder die Quelle, es scheint nicht klar. Ob die EXIF-Daten korrekt sind, ist m.E. nicht gesichert.
Ob die Notrufe "unsinnig/lebensfremd" in einer Situation sind, in der ich mich (und fast alle Menschen, die ich kenne) noch nie befunden haben, bezweifle ich erst einmal grundsätzlich. "Lebensfremd" ist im Übrigen ein sehr beliebtes (Totschlags-)Argument in gerichtlichen Urteilen, hinter dem Juristen gerne eine nicht wirklich belegbare subjektive Anschauung verbergen (das ist von Dir nicht beabsichtigt, das ist mir klar). Da ich z.B. noch nie in einer Notsituation war, habe ich mich noch nie mit der Notruffunktion meines iPhone beschäftigt. Ob ich dann sinnig handle, das wissen die Götter...
Zu (4): Eine Beteiligung Dritter ist natürlich nicht ausgeschlossen. Es fehlen aber wohl belastbare tatsächliche Anhaltspunkte, dass die Beiden nicht zu Zweit, sondern zu Dritt den Trail auf den Mirador gewandert sind. Theoretisch können sie auf dem Weg oder da oben jemandem begegnet sein, der sie dann ins Verderben führte. Sie nicht stürzten, sondern gestoßen wurden. Wie dann Notrufe und Nachtfotos zustande kamen, bleibt der Fantasie überlassen. Es gibt vage Indizien, die aber nach meiner (oberflächlichen) Beurteilung genauso gut Lücken der Aufklärung oder schlicht Spekulationen aufgrund von Nichtwissen sind.
Mir scheint im Ergebnis in 10 Jahren jedes Blatt so oft gewendet worden zu sein, dass es kein Wunder ist, wenn immer mehr DNA, Faserspuren und Fingerabdrücke darauf gefunden werden.
Doctective schrieb:Beweise nein, Anhaltspunkte könnten sein:
Beweise sowieso nicht. Was bewiesen ist, wäre nicht widerlegbar.
Tatsächliche Anhaltspunkte (i.S.v. Beweisanzeichen oder Indizien, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen bestimmten Sachverhalt schließen lassen) sind die von Dir genannten Umstände alle nicht:
Was - um Himmels Willen - sind untypische Zeichen?
Wie hat ein Dritter vor #509 verhindert, nicht gegen seinen Willen fotografiert zu werden?
Was ist "erstaunlich schnell"?
Und kann aus einer Nichtbeobachtung durch Zeugen geschlossen werden, die Beiden wären einen bestimmten Weg nicht gegangen? Ein Indiz könnte erst daraus werden, wenn sie a) zwingend gesehen worden sein müssten, b) der Zeuge sich auch daran erinnert und c) er (und lückenlos auch alle anderen) auch entsprechend befragt worden ist. Schließlich d): Ist c) nicht erfolgt (durch Behörden oder Dritte), kann nicht auf a) geschlossen werden.
Mir ist die Stoßrichtung Deiner Argumente schon klar, aber zureichende tatsächliche Anhaltspunkte ist nichts davon.