Rick_Blaine schrieb:Ich persönlich kann mir immer noch nicht so recht vorstellen, dass 14 unabhängig voneinander befragte Zeugen zur Sichtung am 1.4. alle kollektiv die Erinnerung an den 31. und damit eine andere Kleidung als auf den Fotos beschreiben.
Hier wurde ja vor einigen Seiten auch schon spekuliert, ob die Datierung der Zeugensichtungen auf 1. April daran liegen könnte, dass die Vernehmungsbeamten das Datum "passend gemacht" haben (um rasche Ermittlungsergebnisse für den Tag des Verschwindens vorweisen zu können), oder ob sich der Vernehmende ständig verschrieben haben könnte, weil ein Datumsfehler fortlaufend übernommen wurde. An ein systematisches, aktives Verändern von Aussagen im Sinn von Aktenfälschung durch die Ermittler glaube ich weiterhin nicht, und auch nicht an ein 14-faches Verschreiben.
Ich halte aber aber für gut möglich, dass die Zeugen in diesem Punkt (Datum der Sichtung) suggestiv befragt wurden, weil man vor allem den 1. April rekonstruieren wollte (die Kamerazeiten hatte man noch nicht) und auf Angaben zu genau diesem Tag aus war. Und die Zeugen waren vermutlich bemüht zu helfen, damit die beiden jungen Frauen bald gefunden werden, und wollten nur zu gern zu diesem Tag Angaben machen. Und das vor dem Hintergrund, dass es meistens schon nach ein paar Tagen sehr schwierig ist, in der Rückschau zu sagen, an welchem genauen Tag eine zufällige Beobachtung stattfand. Der Zeuge muss dabei, wenn er suggestiv befragt wird, nicht lügen, sondern bestätigt nur, was der Fragesteller hören will. Wenn zB suggestiv gefragt wird: "das müsste doch dann wohl am 1. April gewesen sein, als Sie die zwei Frauen gesehen haben" ist die Antwort eher "ja, das kommt auf jeden Fall hin", statt "nein, so genau weiß ich das nicht mehr".
Suggestive Befragung zum Datum wäre zwar dumm, weil die Angaben dann nicht valide sind und die Ermittlungen damit in völlig falsche Richtungen gelenkt würden (und uns die Diskrepanz die Köpfe zerbrechen lässt). Ich würde den damaligen Ermittlern dort ein solches Vorgehen aber ohne weiteres zutrauen, wenn ich mir die sonstigen Ermittlungen so anschaue.
Ich will aber die Datumsdiskrepanz nicht auf Teufel komm raus wegerklären, und um zu bestätigen oder zu widerlegen, dass suggestive Fragen zum Datum gestellt wurden, bräuchte es den genauen Wortlaut der Vernehmungen (wobei solche Protokolle meistens nicht den kompletten Vernehmungsverlauf wiedergeben). Für eine denkbare Erklärung halte ich das aber schon.