lilleby schrieb:Warum dann bei Tagesanbruch nicht einfach umkehren?
Wenn Du Dich verlaufen hast (ich weiß... für Dich unvorstellbar, dass es solche Super-Trottel geben kann, die sich im Urwald verlaufen, obwohl dies auch Einheimischen schon mal passiert, aber jetzt mal rein theoretisch angenommen, es gäbe Leute, denen so etwas total Abwegiges tatsächlich in diesem Fall passiert sein
könnte :) ), wohin willst Du dann "umkehren"?
Ein "Umkehren" setzt der Logik nach voraus, dass Du weißt, wo Du her gekommen bist oder wohin Dich Deine "Umkehr" führen wird, was im Falle eines Verirrens schlicht und ergreifend ein Paradoxon ist. Es liegt in der Natur des Verirrtseins, dass man nirgendwohin "einfach so" zurückkehren oder zielgerichtet hinlatschen kann, denn sonst wäre man ja nicht im Zustand des Verirrtseins, sondern man wüsste, wo man ist.
Dazu können physische/körperliche Hindernisse kommen wie Verletzungen, was in diesem Fall zumindest für Lisanne sogar erwiesen ist, da ihr Fuß gebrochen gefunden wurde (gut, der genaue Zeitpunkt der Fraktur lässt sich nicht mehr ermitteln).
Im Übrigen ist das Gebiet jenseits des Mirador wohl kartenmäßig nicht sonderlich gut erfasst, so dass von einer ausgeklügelten Vorbereitung eher nicht auszugehen ist. Hier jemand, der die Situation vor Ort kennt:
http://www.websleuths.com/forums/showthread.php?255646-Panama-Lisanne-Froon-22-amp-Kris-Kremers-21-Boquete-1-April-2014-5&p=10989050#post10989050Ich bin bei längerem Nachdenken inzwischen ziemlich überzeugt davon, dass die Mädels an einem der Tage recht früh nach dem 01.04. tatsächlich im Flussbett an (oder in Sichtweite von) einer der cable bridges ein Lager aufgeschlagen und sich dort "häuslich" eingerichtet haben in der festen Überzeugung sehr schnell gefunden zu werden.
Dafür spricht:
- Sie hatten dort sicheren dauerhaften Zugang zu Wasser (was ihnen auch teilweise letztlich zum Verhängnis geworden sein könnte wegen bakterieller Verseuchung)
- Sie waren relativ gut vor Viehzeug geschützt, da die im Fluss liegenden hohen Felsen weit über dem Boden liegen.
- Sie konnten an einer solchen Stelle sehr gut gefunden werden, falls jemand die cable bridge benutzen sollte
- Die Stelle liegt relativ offen, wenn auch teilweise durch das Blätterdach überragt. Dennoch konnten sie hier ihre "rescue markers" halbwegs sinnvoll einsetzen im Gegensatz zum dichten Wald.
- Sie könnten wegen der exponierten Lage diesen Ast mit den Tütenfetzen außer als Markierung oder zum Wedeln auch als Sonnenuhr genutzt haben, wodurch sich auch die regelmäßigen Handyaktivitäten erklären lassen. Bei einem bestimmten Sonnenstand (ca. alle 3 Stunden... die meisten Versuche sind ja so gegen 10/13/16 Uhr) haben sie ihre Handys mal kurz eingeschaltet, um nach Empfang zu schauen. Die Uhrzeiten würden gut passen. So gegen 10:00 bis 11:00 dürfte die Sonne über die Bäume geklettert sein, so dass die Mädels ihre mutmaßliche Sonnenuhr nutzen/ablesen konnten. Dasselbe nachmittags gegen 16:00 bis 17:00 Uhr als die Sonne langsam wieder hinter den Bäumen verschwand.
- Eine cable bridge als etwas von Menschenhand Erschaffenes, dürfte auch psychologisch Sicherheit gegeben haben. An einem Fixpunkt von Zivilisation Lager zu beziehen, würde mir als sinnig erscheinen. Hätte ich je nach Umständen und Mobilität vielleicht auch gemacht.
Die einzige Frage ist, warum kam da vermutlich über längere Zeit keiner? Warum wurden sie nicht gefunden? Dafür müsste man wissen, an welcher cable bridge genau sie Position bezogen haben könnten. Wenn man nach dem Fundort der Shorts geht, dann haben zumindest die offiziellen Suchtrupps von SINAPROC niemals in der Gegend gesucht. Siehe hier:
http://www.websleuths.com/forums/showthread.php?257954-Panama-Lisanne-Froon-22-amp-Kris-Kremers-21-Boquete-1-April-2014-6&p=11029895#post11029895Ob inoffizielle Teams da jemals in dem Gebiet waren weiß keiner so genau. Zudem: Anfang April mag zwar noch relativ(!) trocken gewesen sein, aber für die einheimischen Ngobe galt das schon als Regenzeit und in der Zeit benutzen die die Pfade mit den monkey bridges wohl nur noch, wenn es unbedingt sein muss. Auch die Guides waren vielleicht eher auf anderen Pfaden unterwegs, da das Wetter in den Tropen blitzartig umschlagen und trockene Flussbetten sich in reißende Ströme verwandeln können. Dazu das Erdbeben am 02.04., das möglicherweise auch abschreckend auf Touristen gewirkt haben mag, so dass viele Touren abgesagt wurden.
Letztlich könnte eine Verknüpfung sehr unglücklicher Umstände dazu geführt haben, dass da tatsächlich mal ein paar Tage einfach keiner kam (zumal die Suche sich auf die Boquete zugewandte Seite fixierte). Hier ein Guide dazu, der es eigentlich wissen müsste und der bestätigt, dass es dort recht einsam zugeht:
http://www.websleuths.com/forums/showthread.php?255646-Panama-Lisanne-Froon-22-amp-Kris-Kremers-21-Boquete-1-April-2014-5&p=10993053#post10993053