Andante schrieb:Hat er wirklich gesagt „vermutlich keine Anklage? Nun ist für die Entscheidung über eine Anklage ja nicht das Gericht zuständig, das ist Sache der StA.
Das kommt darauf an, wie man das insgesamt verstehen mag. Es kam doch aus dem Munde des vorsitzenden Richters und bekanntlich lässt das Gericht Anklagen nur zu, wenn sich für das Gericht aus Lesen der Anklageschrift ein dringender Tatverdacht des Anzuklagenden ergibt, und das Gericht die Anklage zum Hauptverfahren zulässt. Über die Wirksamkeit einer Anklage entscheidet demnach
nur das Gericht.
@robernd Da du dich offensichtlich am intensivsten mit dem Fall beschäftigst, hätte ich ein paar Fragen, die natürlich auch jeder andere beantworten kann.
WM hatte 2 Kinder (J/M) im ähnlichen Alter wie UH. In der Urteilsschrift wird geschrieben, dass WM sich auf die Entführung eines Mädchen festlegte. Wie erklärt man sich die absurde Ausstattung in der Kiste. Horror-, Western- und Beziehungsromane und einen recht großen Jogginganzug in maximaler Kindergröße (auch in Anbetracht der Kistendimension)? Hatte der Täter wirklich Kinder?
WM bereitete Autos auf und arbeitete an einem Mercedes. Jemand, der Fernsehtechniker in den 80ern ist, kennt zudem eine solide Verarbeitung. Warum sollte man da einen anfälligen Fiat 600 als Fluchtauto wählen, die doch schon "damals im Prospekt rosteten" (die italienischen Autos aus den 70ern genossen nicht grade eine zuverlässigen Ruf)?
Der grüne Signaldraht war eine über 130m lange Doppellitze (2 Signalleitungen) die kurz vor einem Ende durch Brückung (4 Litzen) auf 2 Endpunkte verlegt wurde?
Ich höre immer von den Störgeräuschen, Tastenklacker und Lautstärke einzelner Töne in der Tonfolge des B3 Jingles? Was ist mit der Tonhöhe des gesamten Jingles im Erpresseranrufes. Der ist wesentlich niedriger (tiefer), was durch eine langsamere Geschwindigkeit kommt. Wie ist hierzu die Erklärung?
Die Bandeisen, die als Schlosszylinder für die 7 Riegel verwendet wurden, weisen für einen Flachriegel sehr große Rundlöcher auf. Die Durchmesser lassen sich in der vorliegenden Qualität nur mit einer großen Ständerbohrmaschine aus eine Werkstatt herstellen und nicht am Schraubstock mit einer Handbohrmaschine. Wie ist hierzu die Erklärung?
robernd schrieb:gab es den neuen Chefermittler E. in der 2. Soko. Der ist auch heute noch von WMs Unschuld überzeugt (einer der wenigen Leute, die es tatsächlich sind). E. war kurz davor eine Indizienkette gegen HW fertigzustellen, als die Soko aufgelöst wurde.
Was HW betrifft, hat das Strafgericht E. ziemlich brutal heruntergebügelt.
KHK E hatte ja auch bei der Tatortbegehung mit HW bleibende Eindrücke sammeln können. Schwitzen, Nervosität, Zusamenbruch, Abbruch der Begehung und Forderung n. Anwaltsbeistand, so beschreibt er es in einer Doku.
Ich habe den Eindruck, dass man in Verhören ohne Anwalt ziemlich viel verlieren kann und nichts gewinnen. Das besonders im Hinblick
auf Gesamtschau in einem Indizienprozess. Sagt WM er hat 20 Euro statt 50 für das TB bezahlt und seine Frau sagt eigentlich 100 Euro so ist WM ein Lügner. Leugnet er den Besitz eines Fernglases, so ist es eine Vorsatztat und keine Schutzbehauptung, weil er doch Kenntnis darüber hat, dass ein Fernglas ein Tatmittel ist. Genauso wie Abhören des Polizeifunks usw.
Ein Gericht auf der anderen Seite ist für mich alleine aus dem Tagesgeschäft heraus nicht wirklich neutral. Wie sollte das auch gehen, wenn man überwiegend mit Tätern zu tun hat. Da manifestiert sich doch unweigerlich so etwas wie "Wir kennen unsere Pappenheimer". Ich tendiere auch zu der Meinung, dass sich ohne das Tatmittel TK 248 in der Gesamtschau kein hinreichender Tatverdacht mehr in Richtung WM ergibt. Woraus denn auch? Aus dem Motiv einer Überschuldung? Dem Hund in der TK, oder etwa der Aussage von KP? Für mich müsste wenigsten ein Hardfact die Gesamtschau erhärten. Ein Kaufbeleg oder verwendetes Material mit Tatbezug im Besitz von WM. Ein Augenzeuge der KP beim Graben des Erdlochs gesehen hätte oder so etwas.
Gewichtet man dabei noch den bestandenen LDT von WM, so wird mMn. die Gesamtschau deutlich in Frage gestellt.