In ihrem zweiten Erpresserbrief fordern die Entführer, die Geldübergabe möge mit einem gelben Fiat 600 erfolgen, mit welchem nicht schneller als 90 km/h gefahren werden soll.
Wozu diese Forderung? Drei Vorschläge von mir:
1.)
Es gab keinen speziellen Grund. Der Täter handelten infantil, so wie sie sich eben eine Entführung vorstellen. Einen möglichen Bezug zum "Clever & Smart" - Heft in der Kiste hatten wir ja schon.
Das muss allerdings kein Hinweis auf Interntasschüler sein, es wäre eher ein Frage der geistigen Reife, als des Lebensalters.
Ich neige nicht zu dieser Lösung.
2.)
Den Tätern war bewußt, dass es der Familie Herrmann nicht möglich sein würde, ohne die Hilfe der Behörden ein solches Fahrzeug zeitnah zu besorgen (so war es ja auch; wenn ich
@2r2n richtig verstanden habe, stand ein gelber Fiat 600 bereit, aber nur, weil die Polizei einen solchen organisiert hatte).
Dafür könnte es zwei Motive geben:
a.)
Die Täter dachten sich das Test, ob die Familie die Polizei über die Erpressung informiert hatte oder nicht. Hätte die Familie bei dem nächsten angekündigten Anruf gesagt, das Geld stünde bereit, man habe aber keinen passenden Wagen besorgen können, wäre der Test sozusagen bestanden gewesen.
b.)
Die Täter wollten, dass die Familie die Polizei informiert, weil nie eine Geldübergabe geplant war. Stattdessen sollten sich die Familienmitgliedern gegenseitig Vorwürfe über den Abbruch des Kontaktes zu den Tätern machen. Dies wäre denkbar, wenn die "Entführung" keine Entführung, sondern ein Racheakt an der Familie war.
Ich neige auch zu diesen beiden Lösungen eher nicht.
3.)
Ganz praxisorientiert:
Ein gelbes Fahrzeug ist leichter zu erkennen und wiederzuerkennen, insbesondere wenn die Geldübergabe in der Dämmerung oder Dunkelheit hätte sattfinden sollen.
In einem Fiat 600 können sich keine Polizisten im Kofferraum oder im Fußraum vor der Rückbank verstecken. Bei einem "normalen" Wagen könnte es sonst einem Täter passieren, dass bei einer persönlichen Geldübergabe (oder kurz hinter einem Ablageort) gleich ein ganzes SEK aus dem Wagen springt.
Falls zur Geldübergabe eine Art Schnitzeljagd geplant war, so von versteckter Anweisung in einer Telefonzelle zur nächsten versteckten Anweisung an einem Autobahnrastplatz, konnten sich die Täter jeweils einen gewissen Vorsprung herausfahren, wenn sie selbst deutlich schneller als mit 90 km/h unterwegs waren (und ein Fiat 600 geht ja ohnehin kaum über 100 km/h). Damit hätten sie dann an verschiedenen Orten beobachten können, ob der Fahrer allein im Wagen ist und ob ggf. andere Fahrzeuge folgen.
Ich neige zu dieser "praxisnahen" Lösung, die übrigens auch von einem Einzeltäter noch am ehesten zu realisieren wäre.
Gibt es weitere Vorschläge zu dem gelben Fiat 600?