margaretha schrieb:Laut Urteil soll KP ausgesagt haben WM habe ihn gebeten ein Loch zu graben, nicht einen bereits begonnenen Aushub fertig zu buddeln.
Ich habe eine andere Herangehensweise: Wenn es (vermeintliche oder echte) Lücken und Unplausibilitäten im Urteil gibt, denke ich nicht direkt, dass dann das gesamte Urteil falsch sein muss und Mazurek unschuldig, sondern ich versuche diese Lücken zu stopfen bzw. die Ungereimtheiten zu erklären unter der Voraussetzung, dass M. der Täter war und P. einer seiner Gehilfen. Meine Ausführungen enthalten also natürlich Spekulationen, die nicht immer mit den Urteilsausführungen übereinstimmen.
P. hat nur zum Teil die Wahrheit gesagt. Er hat ja nie gesagt und nie zugeben wollen, dass er Mittäter war. Das war er aber meiner Meinung nach.
Sein Arbeitsauftrag war das Buddeln. Dafür hat M. ihm eine Entlohnung, möglicherweise unabhängig vom Erfolg der Entführung und einer Beteiligung am Lösegeld zugesagt, das Versprochene aber nicht eingehalten.
Ganz zentraler Punkt meiner persönlichen These ist, dass Mazurek von den Turnstunden und Ursulas Teilnahme wusste und drumherumplante. Dazu waren meine Überlegungen, dass er oder seine Frau sich bereits Anfang des Jahres beim TSV Schondorf nach Sportterminen für Kinder bzw. speziell für Mädchen erkundigten und sie dann abwechselnd zu diesen Terminen die Halle beobachten, um zu gucken, ob geeignete Kinder allein kamen und wohin diese gingen/fuhren. Bei Ursulas Erscheinen war die Sache für ihn klar, er wusste, dass sie aus Eching kommt, welchen Weg sie nimmt und dass nun die Vorbereitungen zu treffen sind, um den Plan gleich nach den Ferien in die Tat umzusetzen.
Ich habe den Ablauf oben so dargestellt, wie ich mir vorstellen könnte, dass er sich abgespielt hat und wie die Maskenfundstelle weiter südlich vom Entführungsweg erklärt werden könnte. Interessant wäre halt noch, wo genau Ps. alte Wohnung war. Ich denke, er hat nur am Dienstag vor der Entführung dort gehalten, vielleicht, damit sie nicht oben bei der Aumühle zusammen gesehen werden oder um diese Waldseite abzusichern.
Des Weiteren ist die Leiter im Zusammenhang mit Ps. Aussage nicht erklärt. Diese würde ich mit parallelen oder früheren Buddelarbeiten durch Mazurek erklären. Evtl. hat Mazurek auch erst später bei der Fertigstellung geholfen und dieser benötigte im Gegensatz zu P. eine Leiter, um aus dem Loch herauszukommen. Dann hätte P. aber nie eine Leiter gehabt und wäre tatsächlich wie beschrieben im Kamingang aus dem Loch gestiegen.
P. wollte es so darstellen, als handele es sich um eine reine Auftragsarbeit, keine Gemeinschaftsarbeit (und damit keine Beteiligung an der Entführung seinerseits) und hat deswegen nicht erwähnt, dass sie abwechselnd oder auch gemeinsam gruben.
Dass auch M. buddelte, was P. aber nicht sagen wollte, darauf deutet auch seine Unwissenheit über den Verbleib des Erdaushubs hin. P wusste nicht genau, ob M. diesen evtl. weggefahren hat und hat deswegen die Sache mit dem Leiterwagen dazu erfunden.
margaretha schrieb:was der Vernehmungsdruck subjektiv bei ihm hinterließ und/oder auslöste weiß keiner.
Einen Anflug von Wahrheitsdrang und den spontanen Wunsch, den Haupttäter in diesem schrecklichen und aufsehenerregenden Fall zu nennen und seine eigene Rolle kleiner zu machen, als sie war. Genauso hatte er sich bereits im Vorfeld eine Aussage ausgemalt, sollte er in Bedrängnis geraten: Er würde dann sagen, er habe nur den Auftrag bekommen, ein Loch zu graben. Ansonsten wusste er von nichts, ansonsten gab es keine gemeinsamen Arbeiten und kein gemeinsames Ziel.
Ich denke, P. hat bei der Polizei quasi in vorauseilendem Gehorsam zum Teil die Wahrheit gesagt. Seine Angaben passen nunmal zu den verschiedenen Zeugenaussagen und zur Timeline.
Hinzu kommen stimmige Lochgröße, Erdschicht, Ortsbeschreibung, Jägerstand, Grundlosigkeit einer frei erfundenen Beschuldigung eines Unschuldigen.
Wahr ist dabei aber nicht alles, nur der Teil, der sich auf das Graben und den Auftraggeber bezieht. Einige Details hat er mMn. sogar aus der Presseerklärung behalten und übernommen, die er ausnahms- aber verständlicherweise mit großem Interesse las. Das meiste ist aber Erlebtes/vor Ort Gesehenes.
Ergänzung der Timeline von Mazurek und Co:
Der erste Erpresserbrief wurde um ca. 18.00 Uhr am 16.09. in Landsberg in den Briefkasten geworfen.
W. und J. waren am 16.09. bei der Frau von J. im Krankenhaus Landsberg.
Der zweite Brief wurde am 18.09. in München eingesteckt.
Am 17.09. ist W. lt. Mazurek nach München gefahren und hat Farben gekauft. Am 18.09. sei er selbst nach Eching gefahren und habe Kabelbäume ausgeliefert und habe mit J. im Landsberger KH dessen Frau besucht. Entweder war er dann noch in München oder es war W.
Die Mobilität und die Orte passen ebenfalls zu der Mazurek-Gruppe.