Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
08.01.2021 um 01:23Naja, ganz ehrlich, P war schon einfach niemals ernst zu nehmen
Andante schrieb:Er hatte nach dem Widerruf natürlich immer noch das Problem mit der Erklärung der Spatenfahrten. Ich bin mir nicht sicher, ob er in diesem Zusammenhang bewusst ein „harmloses“ Zweitloch suggerieren wollte, an dem er dann grub.
meermin schrieb:Die Frau arbeitete, glaubt man den Aussagen Ps als Cutterin bei einer Münchner Filmfirma.Lieber @robernd
Palio schrieb:Daher blieb er dabei, dass WM Grabungen im Weingarten plante und das zufällig teilweise am Tatort hinterlassene Werkzeug haben wollte, er (Pfaffinger) aber nicht im Weingarten grub. Warum er mit dem Spaten umherfuhr, konnte er dann leider nicht mehr vernünftig erklären.Dass KP sich von dem gesamten Grabewerkzeug von Anfang an distanzierte, ist deutlich. Er will zunächst nur einen Spaten gehabt haben,
Palio schrieb:Wenn die drei gemeinsam an der Entführung beteiligt waren, ist es einleuchtend, dass zwei Mittäter sich den Verräter vorknöpfen. Ansonsten ist es nicht unbedingt einleuchtend, warum WM seinen Freund DJ mitnimmt, der Pfaffinger angeblich gar nicht kennt.Wenn Mazurek sich den KP wegen eines „Verrats“ in der Entführungssache hätte vorknöpfen wollen, hätte er sicher nicht jemanden mitgenommen, der von der Sache gar nichts weiß. Was mir noch unklar ist: Wieso geht KP hin und erzählt einem Reporter der TZ brühwarm davon, was er bei der Polizei geplaudert hat? Wollte er Geld für seine Geschichte sehen?
Was dann noch weniger verständlich ist, ist Janovskys angebliche Beteuerung: "Wir haben dich nicht angezeigt." (Bild 503). Warum "wir"? DJ hat doch mit den Autogeschäften zwischen WM und KP gar nichts zu tun? Die haben sich angeblich bei diesem Besuch zum ersten Mal gesehen.
Oder hat Pfaffinger den beiden in Wirklichkeit etwas anderes vorgeworfen, nämlich eine Bezichtigung bei der Polizei wegen der Entführungssache, worauf J. dann erwiderte: "Wir haben dich (im Gegensatz zu dir) nie angezeigt?"
Miss_Paula schrieb:Was ich mich immer fragte: Wer macht sich solche Umstände? Es war leicht, ein Audio-Magnetband zu schneiden. Auch Amateurfilmer, die seinerzeit auf 8 oder 16 mm filmten, nutzten dazu ein kleines Schneidegerät für den Hausgebrauch (siehe Link weiter unten).Die Antwort auf Deine Frage ist simpel: Der oder die Täter haben sich solche Umstände gemacht. Man kann im Nachhinein natürlich überlegen, ob es nicht auch effektiver möglich gewesen wäre. Das hilftaber in der Sache kaum weiter.
Miss_Paula schrieb:Jetzt lese ich heute, dass Ps Gattin als Cutterin arbeitete.Deine Erklärungen, dass ein Cutter nicht nur Bild, sondern auch Ton schneidet, halte ich für plausibel. Insofern ist es plausibel, dass die Ehefrau von KP beruflich in der Lage war, Ton zu schneiden.
Miss_Paula schrieb:Wurde jemals der Gedanke, dass das Band (die Kassette), das zum Abspielen während der Telefonanrufe bei der Familie Hermann genutzt wurde, als ganz normaler Tonschnitt wie z. B. mit diesen Hobby-Geräten oder einer Profi-Bandmaschine (s. u.) hergestellt wurde?Die Frage verstehe ich nicht. Da scheint das entscheidende Wort zu fehlen.
Ram13 schrieb:Die Frage verstehe ich nicht. Da scheint das entscheidende Wort zu fehlen.Richtig, da fehlt das entscheidende Verb: Wurde jemals der Gedanke verfolgt, ....
Ram13 schrieb:Der oder die Täter haben sich solche Umstände gemacht.Meine Frage impliziert: Ist es sicher, dass das entsprechende Band so und nicht anders, nämlich zum Beispiel durch einen simplen Tonschnitt, hergestellt wurde? Darauf ist das keine Antwort.
Ram13 schrieb:Das hilftaber in der Sache kaum weiter.Doch! Dann nämlich wäre die ganze Debatte um das inkriminierte "Gerät vom Flohmarkt" obsolet.
JosephConrad schrieb:Ich verstehe nicht, warum du immer auf die Statur von Werner Mazurek abhebst immer mit einem zynischen oder ironischen Unterton.Die Statur von M. ist herausragend auffällig. D.h. selbst ein vermummter, verstummter M. könnte in einer solchen Begegnung
Das Fahrzeug ist sehr markant und somit von Weitem gut identifizierbar.
Man kann sich doch Szenarien vorstellen:
Er muss er ein CB-Funkgerät mitnehmen auf Kanal 12 und soll eine bestimmte Strecke abfahren bis er den Abwurfbefehl erhält. Die Täter haben vielleicht einen Bereich ausgesucht, den sie weiträumig einsehen können, um zu verhindern das die Polizei folgt. Vielleicht muss er abwerfen, wenn er auf einer Brücke ist. Da kann man sich doch beliebige Szenarien vorstellen. Ich erinnere an Arno Funke alias "Dagobert". Der hat sich die abstrusesten Übergabeszenarien einfallen lassen (jetzt sag' aber nicht, der war ja auch hochbegabt).
Wie es hier genau laufen sollte, kann nur der Täter erzählen.
Miss_Paula schrieb:Jetzt lese ich heute, dass Ps Gattin als Cutterin arbeitete. Viele denken dabei an Film, was im Prinzip auch richtig ist. Aber auch der Tonschnitt fällt in dieses Arbeitsfeld (wenn auch bei professionellem 16mm - was damals beim Fernsehen üblich war - oder 35mm Format der Ton auf einem einseitig perforierten Magnetfilm vorlag. Darauf wurde er zuvor überspielt, denn beim Dreh wurde auf "Schnürsenkel" aufgenommen. Synchronisiert wurde per Pilotton). Eine Cutterin musste also beste Tonschnitterfahrung haben. Und was die wenigsten Filmzuschauer wissen: Ton ist weitaus sensibler zu schneiden als das Bild.Die Frage nach Frau von KP - selbstständige Cutterin, angestellt beim Bayerischen Rundfunk, ist mM. aus mehreren Gründen Interessant.
Ich weiß, wovon ich spreche. Wurde jemals der Gedanke, dass das Band (die Kassette), das zum Abspielen während der Telefonanrufe bei der Familie Hermann genutzt wurde, als ganz normaler Tonschnitt wie z. B. mit diesen Hobby-Geräten oder einer Profi-Bandmaschine (s. u.) hergestellt wurde?
Sam789 schrieb:dass WM nicht eine solche Tat mit jemanden plant, mit dessen Frau er eine AffäreHast Du einen Beleg dafür oder sind das wieder nur Aussagen von KP?
Sam789 schrieb:Für mich sind das eher die Motive die KP hatte, WM falsch zu belasten.Ja mit Motiven jemanden falsch zu belasten haben sich die Profis hier noch nicht hinreichend auseinander gesetzt. Da ist die
Miss_Paula schrieb:Doch! Dann nämlich wäre die ganze Debatte um das inkriminierte "Gerät vom Flohmarkt" obsolet.Auch das.
julina32 schrieb:Sam789 schrieb:Im Urteil auf S. 65 findet man dazu etwas. Es kommt von einem anderen Zeugen.
dass WM nicht eine solche Tat mit jemanden plant, mit dessen Frau er eine Affäre
Hast Du einen Beleg dafür oder sind das wieder nur Aussagen von KP?
Sam789 schrieb:Im Urteil auf S. 65 findet man dazu etwas. Es kommt von einem anderen Zeugen.Danke, warum steht da nicht der exakte Zeitraum, der beobachteten abendlichen Besuche?
Sam789 schrieb:Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die 2-Löcher-These komplett durchdrungen habe, finden sie aber auf jeden Fall interessant
julina32 schrieb:Was sagt KP selber dazu? Wo war er da (selber Zeitraum s.o.), wenn das "Gesexel" stets bis mitten in die Nacht gegangen sein soll?Das weiss ich nicht, aber KP war ja im Frühjahr 81 in Haft. Seine Frau hat in der Zeit ja auch ohne ihn ein Auto bei WM gekauft. Könnte sich also auf den Zeitraum beziehen.
Sam789 schrieb:Mir fehlt aber noch der entscheidende Link, warum WM dann zwingend der Mittäter gewesen sein muss.
Sam789 schrieb:und noch dazu anzeigt
Palio schrieb:Wir dürfen wohl daraus schließen, dass die Umstände und die Aktenlage keine Verbindungen von Pfaffinger zu möglichen anderen Freunden mit Gelegenheit, örtlicher Nähe, handwerklichem Können, kriminellen Ideen und großem Motiv hergeben.Ich nehme jetzt mal die Perspektive der damaligen Ermittler ein: sie haben KP und dessen Geschichte nicht geglaubt. Sie haben nicht geglaubt, dass KP das Loch gegraben hat, Geständnis hin oder her. Davon ausgehend gab es daher bestimmt keine grossen Ermittlungen in die Richtung: KP hat das Loch gegraben, WM widerspricht, wer hätte ansonsten dann noch als Mittäter für KP in Frage kommen können? Folglich steht daher dazu dann vielleicht auch nichts in den Akten, da man gar nicht die Notwendigkeit sah, alternative Mittäter von KP zu ermitteln, da man damals eben KP nicht ernst nahm.
Sam789 schrieb:Sie haben nicht geglaubt, dass KP das Loch gegraben hat, Geständnis hin oder her. Davon ausgehend gab es daher bestimmt keine grossen Ermittlungen in die Richtung: KP hat das Loch gegraben, WM widerspricht, wer hätte ansonsten dann noch als Mittäter für KP in Frage kommen können? Folglich steht daher dazu dann vielleicht auch nichts in den AktenPfaffinger stand ja vor seiner verwirrenden Aussage bereits wegen der Spatenfahrten im Verdacht, dort das Erdloch ausgehoben zu haben. Entsprechene Ermittlungen rund um seine Person wurden ganz bestimmt durchgeführt. Durch seine Täuschungsversuche waren die Ermittler allerdings so verwirrt, dass sie keine handfeste Indizienkette sahen. Später kam der Aumühlenzeuge hinzu und machte eine Grabung durch P. an besagtem Ort unabhängig von dessen Aussagen sehr wahrscheinlich.
julina32 schrieb:Selbst wenn es einen Gelbton gegeben hätte, würde ich die Machbarkeit für MH sen. einen solchen Wagen in kurzer Zeit aufzutreiben, für nahezu aussichtslos halten. Es sei denn er hätte den auf die schnelle noch extra lackieren lassen. KP hatte mal einen Fiat 500 und hat sich eventuell mit dessen Farben beschäftigt.Interessant ist, dass der von der Polizei besorgte gelbe Fiat ausgerechnet aus Landsberg am Lech stamme. Dort waren die Herren Pfaffinger, Mazurek und Janovsky desöfteren unterwegs. Vielleicht hat ja einer den Wagen herumstehen oder -fahren sehen.
robernd schrieb am 10.12.2018:Der von der Polizei beschaffte gelbe Fiat 600 zur eventuellen Lösegeldübergabe wurde von einem privaten Besitzer im Landkreis Landsberg zur Verfügung gestellt.
... Am 16.09.1981 warf der Angeklagte den ersten Erpresserbrief in einem Briefkasten in Landsberg ein, der am 18.09.1981 bei der Familie Herrmann einging.
P. der nach seiner Kündigung im Januar 1981 zunächst Arbeitslosengeld und dann Arbeitslosenhilfe in Höhe von XY bezog , leistete am 03.06.1981 beim Amtsgericht Landsberg die eidesstattliche Versicherung ..Quelle: U S.23
Am Sonntag, den 13.09.1981, sei RJ mit dem Range Rover von DJ wegen einer notwendigen Operation in das Kreiskrankenhaus Landsberg gefahren und dort sofort stationär aufgenommen worden.Quelle: U. S47
Hervorzuheben ist auch, dass die für den Kistenbau verwendeten Holzplatten der Sorte "pinus radiata" nur von wenigen Händlern vertrieben wurden und einer dieser Händler die Fa. X in Landsberg am Lech war, bei der auch die Fa. VAT, deren Geschäftsführer der Angeklagte war, einkaufte.Quelle: U. S104
julina32 schrieb:Die Statur von M. ist herausragend auffällig. D.h. selbst ein vermummter, verstummter M. könnte in einer solchen Begegnung mit MH sen. eine Wiedererkennung provozieren. Zur Zahl der Täter. Wieviele siehst du denn da? MH geht von 3-4 aus.Ich sehe 2-3 Täter. Die Statur der Täters ist dann ohne Belang, wenn sie gar nicht vor hatten, bei der Übergabe mit den Eltern Herrmann zusammenzutreffen (etwa wenn das Geld z.B. in einem Waldgebiet hinterlegt werden sollte oder unterwegs abgeworfen ...).
Palio schrieb:In der Diskussion hier ist eine Wende entstanden. Viele User haben erkannt, dass kein Weg an der Schlussfolgerung vorbeiführt, dass Pfaffinger das Kistenversteck in der Erde gebuddelt hat. Pfaffinger könnte aber immer noch einen oder mehrere andere Komplizen gehabt haben. Ich selbst gehe nicht davon aus, aber theoretisch wäre das möglich.Nö, warum das denn? Es gibt Bezüge zur Tat, sicher. Spatenfahrten. In der Nähe gesehen. Was ist denn wenn Pfaffinger die Kiste in Auftrag gegeben hätte. Ein Wahrheitselement aus seiner Story. Weil er mit seinen 1.67 nicht der richtige ist ein Loch zu graben, welches tiefer ist, als er groß und weil er eh lieber trinkt als arbeitet. Dann hätte er das Loch vielleicht zeitweise inspiziert. Auffallend ist, dass er anscheinend gleich losheult, wenn der Druck mal wirklich groß wird.
Palio schrieb:Pfaffinger stand ja vor seiner verwirrenden Aussage bereits wegen der Spatenfahrten im Verdacht, dort das Erdloch ausgehoben zu haben. Entsprechene Ermittlungen rund um seine Person wurden ganz bestimmt durchgeführt.Allerdings muss man hier nochmal erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt beispielsweise HW noch gar nicht im Visier der Ermittler war. Er und sein Jagdkumpel wurden erstmals im Mai (?) 1982 befragt als Zeugen, also zu einem Zeitpunkt, als KP das Geständnis bereits widerrufen hatte. Beschuldigter wurde HW erst zwei Jahre später, da war KP schon kein Thema mehr (soweit ich das verstanden habe). Natürlich kann ich nicht beschwören, dass keine Verbindung gesucht wurde. Aber ich halte es auch für möglich, dass man das überhaupt nicht in Betracht gezogen hat. Wie du es richtig sagst, man müsste die Akten kennen.
Palio schrieb:Pfaffingers Geständnis enthält also (fast) nur Lügen, die man über seine dahinter stehende Absicht interpretieren muss (und kann). Dass er in der Lage ist, seine Interessen zu vertreten und entsprechende Aussagen zu machen, ist für mich eindeutig.Eben und deswegen ist es doch zumindest möglich, dass er auch bzgl. seiner Mittäter gelogen hat. Natürlich kann es auch so gewesen sein, wie du sagst, da widerspreche ich ja gar nicht.