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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 00:57
Wer nicht kämpft hat schon verloren!

Egal wie er heisst oder wer er ist. Grundsätzlich lohnt es im Allgemeinen immer zu kämpfen und für Gerechtigkeit im Besonderen sowieso.

Und ich bin mir sicher, irgendwann wird es auch in diesem Fall Gerechtigkeit geben und die Wahrheit ans Licht kommen, wenn es sie bisher nicht oder nur teilweise gab.

Ob wir hier ein Fehlurteil haben vermag wohl keiner hier abschliessend zu beurteilen.

Aber eines steht fest:

Es gibt mehr Gründe erneut zu ermitteln als dies nicht zu tun und zudem sind der oder die Mittäter noch nicht identifiziert und falls sie noch leben noch nicht der Strafverfolgung zugeführt.

Ich habe keinerlei Sympathie für Mazurek - keinerlei.

Trotzdem wünsche ich mir in unserem Rechtsstaat bei solchen erheblichen Zweifeln, dass dem Rechtsgrundsatz in dubio pro reo gerade in solchen schwerwiegenden Fällen mehr Gewicht zu kommt.

Eine frei Gesellschaft hat ihren Preis und besser kommt ein Schuldiger bei solchen erheblichen Zweifeln davon (wegen diesem Rechtsgrundsatz in dubio...) als dass ein Unschuldiger kein Leben mehr hat. Es hat schon seinen Grund warum es genau diesen Grundsatz gibt!

Mir geht es nicht um die Person Mazurek sondern um die Wahrheitsfindung und um Gerechtigkeit. Aus Überzeugung und den Glauben an Recht und Gesetz und unsere demokratische Gesellschaft.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 02:10
Zitat von PalioPalio schrieb:Ursula war mMn. ein geplantes Zufallsopfer bzw. ein zufälliges Planungsopfer. Die Idee war vermutlich dem Grunde nach schon da, das Opfer ergab sich zufällig und wurde dann spontan festgelegt, so dass sich weitere Planungen um dieses Opfer und seinen Weg zur Turnhalle entwickelten.
So ähnlich sehe ich das auch. Die Idee, zwecks Behebung der vorhandenen Geldsorgen, jemanden zu entführen, um an Lösegeld zu kommen, hatte M im Bekanntenkreis geäußert, ebenfalls, dass Staat und Kirche sich schon am Lösegeld beteiligen würden, wenn die Familie es nicht allein aufbringen könnte.

Irgendwann muss der Punkt gekommen sein, wo allmählich bei M der Plan Gestalt annahm. Es sollte ein Kind sein. Es wurden die Kiste - eben passend für ein Kind, nicht für einen Erwachsenen - gebaut, das Loch gegraben, die Erpresserbriefe geschrieben, aus denen sich ergibt, das ein Mädchen entführt werden sollte, weil in den Briefen das Wort „Tochter“ vorkommt. Ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt Ursila als Opfer schon feststand.
Zitat von PalioPalio schrieb:Sie wohnten knapp 800 Meter voneinander entfernt, aber es ist deiner Meinung nach nicht plausibel, dass sie sich zufällig dort begegneten, wo Ursula mit dem Rad langfuhr?
Eben, das ist unwahrscheinlich. Viel plausibler ist, dass M aufgefallen ist, dass Ursula mit gewisser Regelmäßigkeit zu bestimmten Zeiten Radwege zurücklegte, und daher die Chance bestand, sie auf einem dieser Wege alleine zu erwischen. Wenn er bis dahin noch nicht gewusst hatte, wer sie war, hat er, um zu wissen, an wen er die Erpresserbriefe schicken und wo er mit dem B3-Jingle anrufen musste, sich dann bemüht, herauszubekommen, wo sie wohnt. Und et hat seine Beobachtungsposten eingerichtet, um Ursulas Wege weiter auszukundschaften.

Viel unplausibler ist die Geschichte von einem Zufallsopfer, Wer vergräbt den eine Kiste im Wald und legt sich anschließend tagr- oder wochenlang an einer ganz bestimmten Stelle auf die Lauer in der Hoffnung, das irgendwann mal bitte, bitte ein passendes Mädchen vorbeiradeln könnte? Die Schluss des Gerichts, dass so jemand, dann Gefahr lief, zunächst gar nicht zu wissen, wen er überhaupt entführt hatte und an wen er Erpresserbriefe senden und wo er anrufen musste, ist naheliegend. Schon klar, der Täter hätte das entführte Kind fragen können, wie es heißt und wo es wohnt. Aber hätte er sich darauf verlassen, dass er auf diese Fragen sofort eine Anrwort bekommen hätte? Und die Grundfrage bleibt ja: Wie lange hätte so jemand damit rechnen müssen, auf der Lauer zu liegen, bis ein halbwegs passendes weibliches (!) Opfer für die Kiste vorbeikommt?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 02:20
Zitat von AndanteAndante schrieb:Schon klar, der Täter hätte das entführte Kind fragen können, wie es heißt und wo es wohnt. Aber hätte er sich darauf verlassen, dass er auf diese Fragen sofort eine Anrwort bekommen hätte?
PS: Ursula hatte anscheinend keine Abwehrspuren. Sollte er der Täter also, nachdem er sie vom Rad gezogen hatte, sie mit Lachgas betäubt und zur Kiste geschleppt haben, konnte er nicht damit rechnen, dass sie, bevor sie in der Kiste vergraben worden wäre, aufgewacht und imstande so imstande gewesen wäre, ihm ihren Namen und ihre Adresse zu sagen. Das gilt natürlich auch für ein betäubtes Zufallsopfer.

Ich finde, nach alldem spricht viel dafür, dass Ursula eben kein Zufallsopfer war. Der Täter wusste, wen er entführt hatte, und er wollte genau dieses Mädchen entführen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 08:16
Zitat von AndanteAndante schrieb:Wer vergräbt den eine Kiste im Wald und legt sich anschließend tagr- oder wochenlang an einer ganz bestimmten Stelle auf die Lauer in der Hoffnung, das irgendwann mal bitte, bitte ein passendes Mädchen vorbeiradeln könnte?
Keiner. Das hält doch vermutlich die Mehrheit hier für unwahrscheinlich, egal welchen Täter man in Betracht zieht.

Ausgangspunkt für die Suche eines beliebigen Opfers war nicht der Seeweg. Da könnte man ewig auf ein unbegleitetes Kind warten.

Was ich mir auch gut vorstellen könnte, ist, dass die Sporthalle der Ausgangspunkt für die Opferauswahl war. Mazurek und seine Frau hatten ebenfalls Kinder in dem Alter. Sie könnten sich einfach nach allen abendlichen Sportterminen für Kinder in dieser Altersklasse erkundigt und dann abwechselnd an der Sporthalle beobachtet haben, welche Kinder mit dem Rad kommen. Im Frühjahr waren noch keine geeigneten Kinder dabei, erst mit Ursula ergab sich im Juni wegen ihrer Wegstrecke ein geeignetes Opfer.

Ich gehe davon aus, dass Ursula im Juni oder Anfang Juli als Opfer feststand. Ihre erste oder zweite Fahrt zur Turnhalle wurde beobachtet. Entweder weil Mazurek speziell Ursula vorher schon beobachtete oder weil er sie zufällig auf dem Weg antraf oder weil er die Sporthalle zu bestimmten abendlichen Zeitpunkten observierte.

Selbstverständlich wusste Mazurek dann im Juni/Juli, als seine Wahl auf Ursula Herrmann fiel, dass es sich dienstags um einen regelmäßigen Sporttermin handelt und auch, dass dieser in den Ferien nicht stattfindet und dass der 15.09.81 der nächstmögliche Zugriffstermin für ihn sein wird.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Ich finde, nach alldem spricht viel dafür, dass Ursula eben kein Zufallsopfer war. Der Täter wusste, wen er entführt hatte, und er wollte genau dieses Mädchen entführen.
Ja.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 08:40
Zitat von PalioPalio schrieb:Was ich mir auch gut vorstellen könnte, ist, dass die Sporthalle der Ausgangspunkt für die Opferauswahl war. Mazurek und seine Frau hatten ebenfalls Kinder in dem Alter. Sie könnten sich einfach nach allen abendlichen Sportterminen für Kinder in dieser Altersklasse erkundigt und dann abwechselnd an der Sporthalle beobachtet haben, welche Kinder mit dem Rad kommen.
Das ist für mich im Urteil auch bemerkenswert, dass die Frau da nicht als Mittäterin verurteilt wurde. Nach Gesamtschau der Dinge (lange Vorbereitungszeit, Zeitungen im Geschäft gekauft, nach der Tat dann aber dort nicht mehr aufgetaucht, Kiste nicht in der Werkstatt von WM gebaut) dürfte dies zumindest diskutabel sein, wenn man von der Schuld WMs überzeugt ist.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 08:46
Zitat von FaktenfinderFaktenfinder schrieb:Es gibt mehr Gründe erneut zu ermitteln als dies nicht zu tun und zudem sind der oder die Mittäter noch nicht identifiziert und falls sie noch leben noch nicht der Strafverfolgung zugeführt.
Das Urteil steht und fällt m. E. mit der Aussage von P, die 1982 als unglaubwürdig eingestuft wurde, im Prozess fast 30 Jahre später dann als erlebnisfundiert bewertet wurde. Wenn dies so ist, muss aus meiner Sicht P auch Mittäter gewesen sein. Dann stellt sich höchstens die Frage nach möglichen weiteren Mittätern.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 10:42
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Er hat beständig seine Unschlud beteuert. Von Schweigen kann man bei ihm nicht wirklich sprechen.
Und wenn er es getan hätte wäre es berechtigt gewesen. Das Recht zu schweigen und nicht an der eigenen Verurteilung mitwirken zu müssen sind nicht explizit in der EMRK festgehalten, aber nach EGMR Rechtsprechung elementare Grundsatz eines fairen Verfahrens. Diese Grundsätze gelten auch hinsichtlich der Zwangseinwirkung bei Vernehmungen.
Zitat von PhischPhisch schrieb:Das Urteil steht und fällt m. E. mit der Aussage von P, die 1982 als unglaubwürdig eingestuft wurde, im Prozess fast 30 Jahre später dann als erlebnisfundiert bewertet wurde. Wenn dies so ist, muss aus meiner Sicht P auch Mittäter gewesen sein. Dann stellt sich höchstens die Frage nach möglichen weiteren Mittätern.
Man muss sich nur das Timing ansehen. Nach der Schlappe um Mazurek und Co., die noch im Herbst 1981 nach wenigen Tagen wieder entlassen werden mussten, kam man im Jänner/Februar 1981 mit ihm nicht weiter. Der öffentliche Druck auf die Ermittler zur Aufklärung war immens hoch. Da kam nach einem Hinweis seines Vermieters, mit dem er im Dauerstreit lebte (steht auch ansatzweise im Urteil), P. ins Spiel. Und hier kam es Ende Februar zu der Belastung Mazureks, von der bis heute kein Mensch weiß wie sie zustande gekommen ist, da es davon keine Aufzeichnung gibt, sondern nur das "Gedächtnisprotokoll". Die Belastung Mazureks war den Ermittlern natürlich willkommen, glaubte man jetzt endlich ein handfestes Indiz in der Hand zu haben. Doch es stellte sich heraus dass die wirren und widersprüchlichen Aussagen von P. wertlos waren. Die Ermittler damals zogen die richtigen Konsequenzen, erst 2008 wurde das invalide Geständnis als "erlebnisfundiert" aufgemotzt in das Belastungskonglomerat integriert. Tote können nicht mehr reden.

Dass es von Vernehmungen keine schriftlichen Aufzeichnungen zu geben scheint scheint kein Einzelfall zu sein. Oder wie ist erklärlich dass im Prozess eine Vernehmung nicht verifiziert werden konnte weil die vernehmenden Beamten bereits verstorben waren?


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Auf S. 44 des Urteils ist übrigens zu lesen dass Mazurek das Schwammerlsuchen im Bereich des späteren Kistenorts mit "möglicherweise" einschränkt. "Möglicherweise" ist ein Äquivalent zu "wahrscheinlich".


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 10:42
Weiss jemand von euch, ob sich WM je dazu geäußert hat, warum er überhaupt Angaben bei der Polizei gemacht hat? Sowohl durch seine Aussagen in den 80ern, als auch später, hat er sich immer selbst belastet. Alibi, Kauf des Tonbandgerätes, er kenne P nicht, usw. Hätte er einfach geschwiegen, wäre er, zumindest aus meiner Sicht, weniger angreifbar gewesen. Und spätestens bei der zweiten Festnahme hätte ihm dies doch klar sein müssen. Er hätte ja gar nicht sagen müssen, wo er das Tonbandgerät (angeblich) gekauft hat. Er hat sich aber ständig selbst belastet. Theoretische Gründe, warum er das tat - unabhängig ob schuldig oder nicht schuldig - gäbe es viele, ich würde aber gerne wissen, ob er sich selbst dazu jemals geäußert hat.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 10:54
@Sam789
Meines Wissens nie. Er hat sich in diesem Punkt wenig professionell verhalten und sich damit eigentlich selbst ausgeliefert. Ein anderer wäre bei so einem schweren Verdachtsmoment bereits zur ersten Vernehmung mit Rechtsanwalt erschienen. Er wurde auch von seiner Ehefrau und J und W nicht nur ent- sondern auch belastet. Alles wirkt wenig koordiniert und durchdacht. Dass ein derartig inkonsistentes Aussageverhalten vom Gericht als belastend gewertet wird ist natürlich logisch.


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Palio ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 10:58
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Alles wirkt wenig koordiniert und durchdacht.
Blinder Aktionismus. Wird schon schiefgehen... Wie auch das Entführungsprojekt.
Ja, so isser.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 11:13
Zitat von PalioPalio schrieb:Ja, so isser.
Ist diese Aussage auf M. bezogen?


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20.12.2020 um 11:21
Zitat von PhischPhisch schrieb:Das ist für mich im Urteil auch bemerkenswert, dass die Frau da nicht als Mittäterin verurteilt wurde. Nach Gesamtschau der Dinge (lange Vorbereitungszeit, Zeitungen im Geschäft gekauft, nach der Tat dann aber dort nicht mehr aufgetaucht, Kiste nicht in der Werkstatt von WM gebaut) dürfte dies zumindest diskutabel sein, wenn man von der Schuld WMs überzeugt ist.
Die Ehefrau war ja mit angeklagt wegen Beihilfe, u.a. bei Fertigung der Erpresserbriefe. Sie wurde freigesprochen, weil sich nach Ansicht des Gerichts nicht erwiesen ließ, dass sie vor Tatbegehung von der konkreten Entführung gewusst hatte. Das Gericht meinte, dass sie zwar von Ms Verbrechen Kenntnis hatte. Es war aber zu ihren Gunsten davon auszugehen, dass sie erst nach der Entführung gewusst haben konnte, wobei sie mitgeholfen hatte, Die darin ggf. liegende versuchte Strafvereitelung war aber verjährt bzw. ohnehin bei einem Angehörigen gesetzlich staffrei.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 11:21
Wurde der eigentliche Überfall auf dem Seeweg später von der Polizei nachgestellt? Wie soll der bzw. sollen die Täter es angestellt haben dabei vom Opfer nicht gesehen zu werden?
Der bzw. die Täter hatten sich mit dem Bau und der Ausstattung der Kiste grosse Mühe gegeben, ein Versteck zu schaffen, indem das Opfer einige Tage hätte überleben können. Es entstand der Eindruck, daß Überleben des Opfers wäre vom Täter geplant gewesen. Wenn es aber einen solchen Plan gegeben haben sollte, dann hätte die Täterschaft auch in der Planung des Überfalls Maßnahmen ergreifen müssen, um vom Opfer nicht gesehen und später wiedererkannt zu werden. Ging die ermittelnden Behörde davon aus, dass die Täter während des Überfalls maskiert waren? Zumindest die Person, die hinter der abgeschnittenen Fichte gelauert und das Opfer vom Fahrrad gestürzt oder gerissen haben soll wäre unmaskiert ein grosses Risiko eingegangen vom Opfer noch gesehen zu werden bevor dieses irgendwann das Bewusstsein verlor. Ursula Hermann war kein kleines Kind mehr. Sie hätte den Ermittlern der Polizei, wenn sie überlebt hätte, erzählen können, was geschah und was sie gehört und gesehen hatte. Ich halte diese Fragen für sehr wichtig, vor allem in Bezug auf die Fragestellung ob Ursula Hermann ermordet wurde, weil ein Täter Angst hatte von ihr später wiedererkannt zu werden.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

20.12.2020 um 11:24
Zitat von PalioPalio schrieb:Dann muss es wohl ein anderer Täter gewesen sein, bei dem es plausibler ist. Da fällt mir jetzt allerdings keiner ein.
Wie wäre es denn mit denen, die nachweislich wirkliche Waldkunde hatten und wesentlich näher an den Tatorten lebten als Mazurek?


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20.12.2020 um 11:30
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Meines Wissens nie. Er hat sich in diesem Punkt wenig professionell verhalten und sich damit eigentlich selbst ausgeliefert
Und hierfür gibt es zwei Möglichkeiten : 1) er war es und versuchte sich mit Lügengeschichten rauszuwinden, die jedes Mal in sich zusammengefallen sind

2) er war es nicht und hat aber geglaubt, immer was liefern zu müssen, was ihn am Ende wegen der Lügen und Inkonsistenzen zum Verhängnis wurde.

Dem anderen Tatverdächtigen wurde ja sehr wohlwollend das fehlende Alibi als positiv gewertet, weil er auch nicht versucht habe, sich eins zu verschaffen.


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20.12.2020 um 11:34
Zitat von PhischPhisch schrieb:Wenn dies so ist, muss aus meiner Sicht P auch Mittäter gewesen sein. Dann stellt sich höchstens die Frage nach möglichen weiteren Mittätern.
In diesem Zusammenhang finde ich es ganz interessant, dass das Gericht so quasi in enem Nebensatz den P. dann auch zum Mittäter stempelt ...
Aufgrund des Ergebnisses der Beweisaufnahme steht für die Kammer weiterhin fest, dass ___ auch am 15.09.1981 mit seinem Spaten im Weingartengebiet war und dort nach der Entführung des Kindes die Erde über die eingegrabene Kiste geschaufelt hat.
Quelle: Urteil, S. 169

... und dabei eine Formulierung wählt, die es haarscharf gerade noch denkbar erscheinen läßt, P. habe von der ganzen Sache nichts mitbekommten und nicht gwußt, was in der Kiste ist, die er da zuschaufelt - egal wie offensichtlich unplausibel das auch sein mag.


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20.12.2020 um 11:39
Zitat von PhischPhisch schrieb:2) er war es nicht und hat aber geglaubt, immer was liefern zu müssen, was ihn am Ende wegen der Lügen und Inkonsistenzen zum Verhängnis wurde.
Merkwürdig, er glaubte sogar, etwas liefern zu müssen außerhalb seiner polizeilichen Vernehmungen:
b. Alibianaaben am 12.10.1981
Am 12.10.1981 erschien der Angeklagte Mazurek gegen 8.30 Uhr auf der Dienststelle der KPI Fürstenfeldbruck und diktierte der Schreibkraft eine von ihm selbst verfasste detaillierte Stellungnahme zu den Tagesabläufen vom
15.09.1981 bis zum 18.09.1981 ins Protokoll, deren Inhalt durch den vernehmenden Polizeibeamten KHK glaubhaft in die Hauptverhandlung eingeführt wurde.
Danach sei er am Dienstag, den 15.09.1981, von 8.00
Quelle: Urteil

Da kann man beim besten Willen nicht sagen, er sei während einer Vernehmung unter Druck gesetzt worden, wenn er von sich aus bei der Polizei auftaucht und eines selbstverfasste Stellungnahme abgibt.


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20.12.2020 um 11:39
Ich hätte da mal eine Frage an die, die sich mit den Details besser auskennen:

Erolgte eigentlich am 16.09. eine Suche mit Hunden (bestimmt doch?!) und gibt es eine Theorie, warum die Hunde nicht den "Trampelpfad" zur Kiste gefunden haben?


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20.12.2020 um 11:48
@OpLibelle
Genaueres muss ich raussuchen, fest steht dass am 16.9. bereits im Bereich des Trampelpfades gesucht wurde - dabei wurde auch der Klingeldraht entdeckt - aber dann die Weisung erging, dass im Bereich des Ammerseeufers weiterzusuchen sei. Deshalb wurde der Weg Richtung oberer Weingarten zunächst nicht weiterverfolgt. Genaueres schreibe ich dir später.

Gruß EK


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20.12.2020 um 13:02
Zitat von meerminmeermin schrieb:Zumindest die Person, die hinter der abgeschnittenen Fichte gelauert und das Opfer vom Fahrrad gestürzt oder gerissen haben soll wäre unmaskiert ein grosses Risiko eingegangen vom Opfer noch gesehen zu werden bevor dieses irgendwann das Bewusstsein verlor. Ursula Hermann war kein kleines Kind mehr. Sie hätte den Ermittlern der Polizei, wenn sie überlebt hätte, erzählen können, was geschah und was sie gehört und gesehen hatte. Ich halte diese Fragen für sehr wichtig, vor allem in Bezug auf die Fragestellung ob Ursula Hermann ermordet wurde, weil ein Täter Angst hatte von ihr später wiedererkannt zu werden.
Das halte ich für eine wichtige Frage.

Geplant war vermutlich, nach Lösegeldübergabe das Kind wieder freizulassen oder anzugeben, wo das lebende Kind zu finden sei.

Aber was in einem Täter abläuft, wenn er den entscheidenden Schritt bereits getan hat (Entführung, Gefangennahme in der Kiste) und danach mögliche Konsequenzen durchspielt, wie das spätere Erkanntwerden , wissen wir nicht.
Ein Täter, der plötzlich seinen Plan ändert, weil er die Nerven verliert, kalte Füße bekommt und eine weitere Konfrontation mit seiner kleinen Gefangenen scheut,
ist doch vorstellbar.


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