Auch ich weiß, wann mit Hickhack, und Hin-und-Her genug ist...daher poste ich die Gesamtübersicht statt in einem neuen Thread dann eben doch wieder hier:
Normandie, 1904. Ein Mann wird geboren, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges eine interessante Entdeckung machen wird - Roger Llohomy. In bäuerlichen Verhältnissen geboren, strebt er zunächst an, katholischer Priester zu werden, bricht seine Weihe jedoch ab, da er von Geschichten über die Burg eines kleinen zentralfranzösischen Städtchens gehört hat - Gisors. Laut diesen Legenden ruht auf Burg Gisors ein Schatz, der nur einmal im Jahr gefunden werden könne - während der Christmette, am Heiligen Abend.
Llohomy ist fasziniert von diesen Legenden. Er zieht nach Gisors, und umlagert die Burg solange, bis es ihm gelingt, eine Anstellung als Burgwart. Er bewirkt eine - leider lediglich - mündliche Grabungsgenehmigung beim Bürgermeister - und buddelt im Burghof einfach mal drauflos. Als er in einem seiner - ungesicherten - Stollen beinahe verschüttet wird, verlagert er seine Suche, und rückt von der Idee ab, sich am alten Brunnen abwärts zu graben.
1946 stieß er schließlich an seiner neuen Grabungsstelle des nachts auf einen...nun, “Hohlraum” trifft es wohl nicht ganz. Es handelte sich um eine romanische Kapelle, sie lag in 16 Metern Tiefe, und zwar ziemlich am Ende eines 13 Meter langen Querstollens. Die Länge betrug dreißig, die Breite neun, und die Höhe exakt 4,5 Meter. Darin befanden sich 19 Steinsarkophage und 30 Truhen aus Edelmetall, die 1,6 Meter tief, 2,5 lang, und 1,8 hoch waren. Llohomy betrat diese über eine Seitenmauer, natürlich unausgefugt, aus der er mehrere Steine herausbrechen musste, und leuchtete sie mit einer Kabellampe aus. Längen und Höhen, bzw. Tiefen war er leider gezwungen, zu schätzen.
Was nun geschah, kann nur als höchst fraglich und seltsam bezeichnet werden. Denn am nächsten Tag meldete Llohomy seine Entdeckung im Rathaus von Gisors. Er war fest davon überzeugt, einen Schatz gefunden zu haben, auf den er auch Anspruch erheben konnte. Zumindest ein Drittel davon wollte er haben, und auf etwas, das er "zufällig" gefunden hatte - wer konnte ihm schon das Gegenteil beweisen - durfte er auch - in Teilen - Anspruch erheben. Aber die Stadtverwaltung tat ihr Bestes, um jeden in Gisors davon zu überzeugen, dass Llohomys Arbeit selbstmörderisch gewesen sei, und er keinen Schatz gefunden habe. Llohomy organisierte zwei Freiwillige, einen Feuerwehrmann, sowie seinen Bruder, die sich bereit erklärten, in das Gangsystem hinabzusteigen, um zu untersuchen, was Llohomy dort gefunden haben könnte. Doch Llohomys Bruder gab den Versuch nach nur wenigen Metern auf, und dem Feuerwehrmann gelang es zwar, sich der Krypta zu nähern, doch betreten konnte er sie nicht. Llohomys Gänge waren beiden Freiwilligen einfach zu einsturzgefährdet. Denn, wie bereits erwähnt, Llohomy hatte diese nie gesichert. Der Feuerwehrmann warf einige Steine in Richtung der unterirdischen Kapelle, und sagte später aus, er habe ein deutliches Echo vernommen, es müsse dort unten also einen größeren Hohlraum geben. Dennoch weigerte der Gemeinderat sich, diese Aussage anzuerkennen, und ließ einen Trupp deutscher Kriegsgefangener heranschaffen, um den Eingang zu Llohomys unterirdischem Reich wieder zuzuschütten. Man verwieß Llohomy der Stadt, und behauptete, er sei wahnsinnig, beschäftigte sich jedoch gleichzeitig in unzähligen Gemeinderatssitzungen mit Llohomys Entdeckung, wie die Protokolle dieser Sitzungen belegen.
Nun, jedenfalls, Roger Llohomy stürzte tief. Er lebte einige Zeit lang in Paris, wo er sein Geld mit dem Schälen von Kartoffeln verdiente. Doch, wie das Leben so spielt, einige Jahre nach seiner Entdeckung in Gisors bewarb er sich auf einem kleinen Langut als Knecht, das einem Journalisten namen Gérard de Sède gehörte. Er wurde eingestellt. Nach langem Zaudern nun erzählte Llohomy auch de Sede seine faszinierende Geschichte, und de Sede beschloss - als guter Journalist - sofort, zu recherchieren.
Er veröffentlichte ein Buch über seine Recherche, "Die Templer sind unter uns Oder Das Geheimnis von Gisors", in dem er Vermutungen anstellte, Llohomy hätte den Templerschatz - woraus auch immer er bestehen mag - gefunden. Nun, wie dem auch sei, der interessante Teil seines Berichtes über seine Recherche ist der, in dem er angibt, während seiner Arbeit mehrfach von Behörden behindert worden zu sein. Beispielsweise fehlten in vielen Büchern öffentlicher Archive genau die Bücher - oder, sofern diese vorhanden waren, exakt die Seiten, die für ihn bedeutsam waren. Teilweise wurde er auch gar nicht erst in die entsprechenden Archive gelassen - trotz Presseausweis...
Abschließend berichtet de Sede noch, dass zwei mit ihm befreundete Journalisten nach Gisors reisen wollten, um seine Berichte nachzuprüfen. Dummerweise hatten sie ihre Fahrt im Vorfeld angekündigt. Während dieser Fahrt in das kleine französische Städtchen wurde ihnen eine Kugel in den Wagen geschossen...
Die vollständige Liste der fehlenden Dokumente: Archives Nationales: Manuskript JJ 106, Blatt 402.
Archives départementales de l´Eure: Manuskript G 701.
Archives départementales de la Seine-Maritime: Manuskript Y 14 (2).
Archives privées.
Geheimarchive des Vatikans: Regist. Aven. N° 48. Benedicti XX, Band I,
Blätter 448—451.
Bibliothèque Nationale: Griechische Manuskripte 1505 und 2511. Lateinisches
Manuskript 10 919, Blatt 84 und Rückseite.
Britisches Museum: Manuskript M. 33. Caligula, D. 111, Blatt 4.
Public Record Office »Exchequer´s Accounts« — Rechnungslegung des
Schatzamtes — (E 101). Rechnungsbericht von William Allington,
Oberschatzmeister der Normandie (1419 und 1422).
Norman Rolls (Aktenzeichen C 64). (Zahlreiche Unterlagen über die Organisation
der englischen Herrschaft in Gisors.)
Additional Charters (sechzig Urkunden, die Geschichte von Gisors betreffend).
Thory: Acta latomorum (Chronologie der Freimaurerei).
Eine wichtige Anmerkung zu den Dokumenten wäre noch, dass de Sède behauptet, der Vatikan besitze ein spezielles Dokument, eine bis dato unbekannte Liste mit den Namen entkommener Templer, und obwohl de Sède die vollständige Signatur des Blattes angibt, leugnet der Vatikan bis heute, im Besitz eines solchen Dokumentes zu sein.
Wichtig: De Sède schrieb im Jahre 1960 in der kleinen Zeitung Ici Paris einen Artikel über die Geschehnisse rund um Gisors - drei Jahre bevor sein Buch erschien. Leider ist mir dieser trotz sorgfältiger Recherche bisher noch nicht in die Hände gefallen.
Interessant: De Sede berichtet, auf diesen Artikel hätte sich ein Herr mittleren Alters bei ihm gemeldet. Dieser Herr mittleren Alters gab an, für die schweizerische Landesregierung in Frankreich nach mittelalterlichen Dokumenten zu suchen. Er zeigte de Sede eine KARTE EINER UNTERIRDISCHEN KRYPTA - offensichtlich der Krypta unter Burg Gisors, die Roger Llohomy Jahre zuvor gefunden hatte. Er erzählte de Sede, dass dieser in GENF (?) mehr erfahren könne...leider hat de Sede dort nie nachgeforscht...die könnte aber durchaus auch ein versteckter Hinweis an den Leser sein, in Genf nachzuforschen...Hier der entsprechende Textauszug:
Der geheimnisvolle Anrufer wohnte in einer hinter Bäumen versteckten Villa eine Viertelstunde von Paris entfernt. Er entsprach dem Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte: ein großer, interessanter Mann. Sein Arbeitszimmer glich einer Benediktinerzelle – wenig Möbel und viel Bücher. Er kam sofort zur Sache. "Etwas in Ihrer Reportage macht mich stutzig", sagte er. "Und zwar der Plan, den Sie veröffentlicht haben. Niemand hat die Kapelle gesehen. Sie zweifeln ja sogar ihre Existenz an. Wie konnte dann dieser Plan entstehen?" Ich erzählte es ihm. "Das ist mehr als seltsam", meinte er und entrollte ein altes Papier, das er aus einer Schublade gezogen hatte. "Dieser Plan hier ist seit mehreren Jahren in meinem Besitz. Seitdem bemühe ich mich vergebens, festzustellen, wohin er wohl gehören könnte. Das möchte ich zu gern erfahren. Die zu dem Plan gehörenden Dokumente bezeugen nämlich, daß er einen Ort angibt, an dem im 14. Jahrhundert die wichtigsten Geheimnisse des Templerordens in Sicherheit gebracht wurden. Ich kann Ihnen die Dokumente nicht zeigen, weil ich dazu nicht befugt bin. Aber sehen Sie sich den Plan an. Ich glaube, er wird Sie interessieren." Der Plan entsprach so genau demjenigen, der nach den Angaben Lhomoys von der unterirdischen Kapelle gemacht worden war, daß mir zunächst der Gedanke an eine geschickte Mystifikation durch den Kopf schoß. Mein Gastgeber konnte ja sehr wohl den Plan nach der Veröffentlichung kopiert haben. Bei näherer Überlegung mußte ich jedoch einsehen, daß diese Erklärung zu einfach war. Die Reportage war gerade erschienen. Ein Fälscher hatte demnach keine Zeit, eine auf den ersten Blick derart gelungene Kopie herzustellen. Überdies war dieser Plan ohne Zweifel alt. Und schließlich erhob sich die Frage, weshalb der Urheber einer möglichen Fälschung in manchen Punkten vom Original abgewichen war. Denn eine aufmerksame Prüfung ergab unterschiedliche Einzelheiten: auf dem nach Lhomoys Angaben gefertigten Plan maß die Kapelle dreißig auf neun Meter; auf diesem hier aber waren es einunddreißig Meter achtzig auf zehn Meter sechzig. Lhomoys Plan verzeichnete ein Kuppelgewölbe, das auf dem anderen fehlte. Vor allem eines fesselte meine Aufmerksamkeit: unten auf dem Plan entdeckte ich eine eigenartige Zeichnung – ein schraffiertes Kreuz in einem Kreis, der wiederum in ein Viereck eingezeichnet war. Das berühmte Templerkreuz? Vielleicht, doch das bewies nicht viel. Weit erstaunlicher war, daß ich dieses unverwechselbare Emblem bereits irgendwo gesehen hatte. Aber wo und wann? Es fiel mir rasch wieder ein. Das seltsame Steinkreuz, das seit 1188 vergessen inmitten eines Feldes steht, war mir erst vor acht Tagen aufgefallen, und zwar auf der Straße von Neaufles nach Gisors. Die Generalstabskarte verzeichnet sie als "Straße der Königin Bianca". "Kennen Sie die Schweiz?" fragte mich mein Gastgeber auf dem Weg zum Bahnhof. "Ich auch. Ich bin von Beruf Archäologe. Die schweizerische Regierung hatte mich mit der Suche nach verlorengegangenen mittelalterlichen Urkunden beauftragt, und ich habe Glück dabei gehabt. In Genf können Sie Näheres darüber erfahren." Doch ich hörte nicht mehr zu.
Die zum Plan gehörenden "Dokumente", die der geheimnisvolle Herr nicht vorzeigen DARF (!?) geben den Ort an, an dem im 14. Jahrhundert die WICHTIGSTEN GEHEIMNISSE DES TEMPLERORDENS in Sicherheit gebracht wurden...setzt man Llohomys Bericht und diese Karte (von der es Fotos gibt) in Verbindung, dann möchte man fast vermuten, dass Gisors vielleicht nicht einen riesigen Goldschatz bewacht hat, aber eventuell ein paar andere, interessante Dinge...vergessen wir auch die "Truhen aus kostbarem Metall" und die "Steinsarkophage" nicht...und, beachten wir, dass Genf ganz unauffällig und unscheinbar eingebaut wird, als solle es den Blick des Lesers gar nicht anziehen soll...ich wiederhole, eventuell ein versteckter Hinweis de Sèdes? Meiner Meinung nach hätte der Herr mittleren Alters in Genf als Archäloge wohl am ehesten für das Wikipedia: Musée_d’art_et_d’histoire_(Genf) gearbeitet...
Alternativ kämen noch in Frage:
Villa Bartholoni und Musée d’histoire et sciences
oder:
Wikipedia: Bibliothek_von_Genf
Wobei ich, was die Bibliothek von Genf betrifft, die aufschlussreich Entdeckung gemacht habe, dass diese eine Abteilung für den Erhalt mittelalterlicher Dokumente und Karten eingerichtet hat:
Die Abteilung der Inkunabeln und Manuskripte bildet den wichtigsten Teil der Sammlung. Darin befinden sich auch besonders wertvolle und seltene Dokumente, die das Interesse von Forschern der ganzen Welt hervorrufen. Andere, spezialisiertere Dokumenttypen vervollständigen den Bestand: Plakate, die Genfer Ikonografie, Karten und Pläne.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn...was haltet ihr von dieser Variante der Geschichte über den Templer(? davon hat schließlich nicht Llohomy, nur de Sède gesprochen/gemutmaßt) Schatz, wie weit haben euch eventuell schon eigene Recherchen gebracht?