Ich befinde mich nun im kleinen Café des Krankenhauses bei den Polstersitzen, wo ich mir einen kleinen gemischten Salat und einen Cappuccino genehmige. Ich schlief etwas nach bis 10 Uhr und bestellte dann ein Taxi, weil ich einfach zu müde war, um die letzte Wegstrecke zu Fuß zu gehen. Später wäre kein Taxi mehr frei gewesen. Deshalb bin ich jetzt auch zu früh im Krankenhaus. Aber ich brauche diese Vorlaufzeit gerade heute bei diesem wichtigen Termin, wo ich möglichst viel Transparenz erfragen will. Dafür muss ich voll präsent sein und alle Wahrscheinlichkeiten und Eventualitäten durchdacht haben.
Meine Wahrträume dazu geben mir dabei gute Hinweise. Ganz ehrlich: Ich habe mir auch schon überlegt, gegebenenfalls den Chirurgen zu wechseln, aber dann wäre er nicht mehrmals in meinen Wahrträumen aufgetaucht. Das schafft nur jemand, der länger und tiefergehend eine Rolle in meinem Leben spielt, denn meine Wahrträume sind in der Regel zeitlich gerafft. Also kommt es irgendwie zu einer Einigung zwischen mir und den behandelnden Fachärzten.
Mein Angiologe unterstützt mich und meine Entscheidung. Ihn muss ich nicht überzeugen. Er kennt mich und meine Patientenakte am besten und aus seiner fachlichen Sicht macht meine Entscheidung auch Sinn. Ich habe den Eindruck, dass mein Angiologe sich gut in meine Patientensichtweise einfühlen kann. Er hat wirklich darüber nachgedacht, welche Folgen das alles für mich hat. Er weiß, was für mich Priorität einnimmt. Und er besitzt einen gesunden Menschenverstand, ohne Abgehobenheit, Lebensfremdheit oder Fachidiotentum. Er ist jemand aus meiner Welt, mit dem ich normal reden kann. Kein Gott in Weiß. Das tut so gut, ein normaler Mensch, der meine Sicht versteht und berücksichtigt.
Das heißt nicht, dass die anderen Fachärzte diesbezüglich Schwächen aufweisen. Ich kenne sie einfach noch zu wenig. Das wird sich mit der Zeit ändern.
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