Als ich heute eine Kurzstrecke vom Bushalt zum eigentlichen Ziel im Taxi fuhr, kamen im Gespräch mit dem netten Taxifahrer, dessen Frau MS hat, sehr viele Erinnerungen hoch an frühere Taxifahrten. Da wir damals ziemlich weit im Dorf wohnten, waren Taxifahrten die absolute Ausnahme.
Sogar als meine Mutter schwerkrank wurde, fuhren wir mit dem Bus zum Arzt und Krankenhaus, zuerst mit improvisiertem Rollator, dann im Rollstuhl. Da meine Mutter sehr oft diesen Bus nahm und sie im Dorf sehr beliebt war, erhielten ihre letzten Busfahrten ins Krankenhaus eine besondere Aura. Der Busfahrer strahlte sie liebevoll an und half ihr beim Ein-und Aussteigen. Seine Familie war mit meiner Schwester und meiner Nichte benachbart und befreundet. Seine Tochter und meine Nichte waren in derselben Klasse. Der Busfahrer kannte deshalb meine Mutter gut und wusste, wie schwerkrank sie war. Man sah es ihr natürlich auch an. Ich fand es bezaubernd, wie die beiden sich anlächelten, beide sehr spirituell aus unterschiedlichen religiösen Kulturen, doch verband sie sehr viel, eine wundervolle und innige Herzlichkeit.
Meine Mutter und ich hatten uns ein Leben lang kaum etwas gegönnt, aber wenn wir uns für eine Ausnahme entschieden, z. B. ein Taxi oder 1. Klasse im Zug, dann konnten wir das mit viel Humor genießen! Als sie im Krankenhaus in ein Einzelzimmer gebracht wurde, obwohl sie nur allgemein versichert war, fühlte sie sich ausgesondert. Ich wies sie darauf hin, dass sie das schönste Zimmer mit Fensteraussicht auf den Berg habe, 1. Klasse, Luxus, den sie aus Kindertagen kannte, bevor ihr Vater, ein Selfmade-Millionär, alles durch den Krieg verlor. Da lächelte sie. Es ist alles eine Sache der Perspektive!
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