@YoshiYoshi schrieb:Diese Realität ist eine Illusion, die man sich selbst erschaffen hat.
Oder man selbst, was man von sich eben so glaubt, ist eine Illusion, die von der Realität erschaffen wurde
;)Zumindest kenne ich Niemanden, der sich "die Realität" völlig frei nach seinem Willen erschafft.
Dabei sind mir die konstriktivistischen Gedanken nicht fremd und sogar sympathisch. Nur ab einem gewissen Punkt zu einfach.
Ich behaupte sogar, dass es nicht einen Menschen gibt, der die REALITÄT so wahrnehmen kann, wie sie ist.
Denn dann müsste man ja davon ausgehen, das der schmale Ausschnitt, den wir sinnlich wahrnahmen können, alles sei.
Und damit meine ich Wahrnehmung in "beide" Richtungen. Nach extern mit den physischen Sinnen und deren "Verlängerungen" (z.B. Mikroskope, Makroskope etc. pp.) und nach intern durch Introspektion (Meditation, Gebet etc. pp.).
Sogenannte "Gipfelerlebnisse" laß ich mal aussenvor. Denn diese, wenn sie denn verbalisiert werden, unterliegen ja wieder den internen Filtern, Glaubens- und Realitätskonstrukten der jeweiligen Individuen. Insofern erkenne ich solche Erlebnisse zwar an, weigere mich aber strikt, die aus diesen Erlebnissen erlangten "Wahrheiten" der Menschen als allgemeingültig anzuerkennen. Da beziehe ich mich ein, was für mich gilt und was ich für mich als gültig gefunden habe, muss naoch lange nicht für andere Menschen die gleiche Gültigkeit haben.
@Topic:
Die neueren Forschungen bzw. die neueren Erkenntnisse aus der Neurobiologie sind nicht so einfach zu lesen. Die Entscheidungen, die schon längst gefallen sind und die messbar belegen, dass der Mensch erst verzögert "bemerkt", für was er sich entschieden hat, diese Entscheidungen sind in den Versuchsreihen auch immer eingeschränkt. Sonst sind die Daten nicht spezifisch und man könnte, etwas lästerlich gesagt, auch Hausnummern notieren.
Das heißt, wir haben in einem
deffinierten Versuchsaufbau die Aufgabe, uns zwischen ZWEI Alternativen zu entscheiden. Und dieser Vorgang wird beobachtet und ermöglicht es dem Neurologen Sekunden vor der Bewußtwerdung zu sagen: "Er/Sie wird A tun und NICHT B!"
So faszinierend solche Versuche auch sein oder wirken mögen, viele Neurobiologen sind sich nur allzu klar darüber, dass die Auswertung und Interpretation solcher Daten sehr sensibel ist. Denn so einen vergleichbar simplen Versuchsaufbau auf die alltägliche Tätigkeit des Gehirns auszuweiten, ist viel zu simpel gedacht (Stichwort: Libét-Experiment => aus diesem eine generelle Unfreiheit abzuleiten war viel zu vorschnell).
Natürlich gehe ich davon aus, dass unsere Erfahrungen und unsere Bewertungen unsere Entscheidungen maßgeblich mitbeeinflussen. Daraus jetzt aber abzuleiten, wir seien im wesentlichen unfreie, determinierte Wesen ohne eigenen Anteil an den Entscheidungen die wir täglich treffen, halte ich für dummen Quatsch. Das scheinen mir überholte Vorstellungen eines all zu einfachen, maschinistischen Weltbildes zu sein.
Lebende Organismen sind eben keine Maschinen.
Auf der anderen Seite sind wir, meiner Meinung nach, auch nicht völlig Frei. Die Entscheidungen werden ja nicht von einer "tabula rasa", einem leeren und ungeprägten Zustand aus getroffen. Insofern stelle ich mir "Freiheitsgrade" des Menschen vor, frei, gewisse Entscheidungen nicht immer in gewohnten Mustern zu treffen und (wenn man Glück und Lust dazu hat) ein Lebenlang zu lernen. Und eben auch abhängig von vielerlei äusseren Faktoren. Wer einmal erlebt hat, wie sich die Persönlichkeit eines Menschen nach einem Frontalhirnschaden verändert hat, der muß diese Dinge in irgenteiner Form in seine Überlegungen intergrieren. Naja und solch Abhängigkeiten wie einatmen/ausatmen, Nahrung, Sonnenlicht und Biosphäre leuchten wohl jedem ein.
Vielleicht sind wir ja auch frei (in gewissen Graden
;) ), aber diese Freiheit ist gar nicht so super, eher wie ein blöder Fluch, den man nicht mehr los wird. Denn wenn ich die Freiheit habe, mich für etwas oder gegen etwas zu entscheiden, dann habe ich auch die Verantwortung dafür. Die wollen, so scheint es mir, sehr viele Menschen aber gar nicht haben. Lieber den Politikern, dem System, dem Schicksal oder sonst wohin schieben
:)Und wenn ich dann die Verantwortung habe, ob ich das will oder nicht, stellt sich wieder die Frage, wer, was und wie dieses "Ich" ist.
:D@instinctinstinct schrieb am 10.04.2007:Ebenso denkt der Mensch meist nicht, bevor er redet, die Rede wird erst durchdacht undbegriffen, wenn der menschliche Mund sie bereits ausformuliert hat.
Das hat mir gut gefallen! Ganz nach dem Motto:
Woher soll ich wissen was ich denke, bevor ich höre, was ich sage! ;)instinct schrieb am 10.04.2007:Ist die Schrift und Sprache die Vorraussetzung bzw. Mutter unseresIntellekts ?
Nein, denke ich nicht. Viele Grundelemente auch unserer sog. höheren kognitiven Fähigkeiten finden sich auch bei verschiedenen anderen Tieren wieder. Von der Fähigkeit, sich in einem Spiegel zu erkennen über die Fähigkeit, Handlungsmuster zu planen bis zu der Fähigkeit zur empathischen Anteilnahme.
Nagut, wenn man Sprache nicht nur als System von Symbolen begreift, sondern als den Austausch, die Interaktion zwischen den Individuen einer Spezies, dann kann ich mit der Annahme gut leben. Quasi als ein Faktor von mehreren.
Aber Schrift ist ganz sicher keine Voraussetzung für den Intellekt. Die Schrift ist eine recht neue Erfindung und ich gehe mal nicht davon aus, dass die Zeit vor der Erfindung der Schrift ohne intellektuelle Leistungen war. Und diese Zeit ist, anthropologisch gesehen, sehr viel länger und sicher prägender, als die relativ kurze Zeit der Schriftkulturen.
Kulturhistorisch gesehen ist es auch möglich davon auszugehen, dass die Schriftsprache den stärkeren Einfluss ausübt. Und unter diesem Gesichtspunkt könnte man doch sagen, dass die Schrifft die echte Voraussetzung für die intellektuellen Ergüsse der Menschen ist ;D
in diesem Sinne LG