Noumenon schrieb am 25.01.2025:Historisch wurden unzählige und zunächst unerklärliche Naturphänomene ("Donner & Blitz") übernatürlichen Kräften oder Wesen zugeschrieben. Kann man machen, der Supranaturalismus hatte damit in seiner Geschichte bereits seinen Auftritt, erklärt nur eben nichts.
paxito schrieb am 25.01.2025:Ja wenn das keine Erklärung sein soll, was ist es denn bitte dann? Dadaistische Poesie? „Den Donner macht Thor“, das ist eine Erklärung, die kann falsch sein, aber es bleibt eine Erklärung.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Nein, da verwechselst du Erklärung mit Erklärungsansatz oder Hypothese bzw. - in deinem Fall - bloße Spekulation.
paxito schrieb am 27.01.2025:Nein, Du ziehst mal eben einen spezifischen Erklärungsbegriff aus der Schublade.
Korrekt, weil beides eben nicht das Gleiche ist. Anderenfalls hast du das Problem, zwischen richtigen und falschen Erklärungen unterscheiden zu müssen. Diese Unterscheidung ist allerdings problematisch, weil der Begriff der "Erklärung" bspw. voraussetzt, dass die Erklärung plausibel, konsistent und in sich kohärent ist. Und eine Erklärung, die auf falschen Prämissen oder Schlüssen beruht, wird von den allermeisten Menschen als
Scheinerklärung betrachtet - kannst du mir erneut vorwerfen, schon wieder einen Begriff aus der Schublade zu holen, hilft dir nur nicht. Wir wissen ja beide, worauf es hinausläuft: Du möchest plausible, konsistente, kohärente, überprüfbare (wissenschaftliche) Erklärungen auf eine Stufe mit
hanebüchenen Schwachsinn stellen. Da steht dann eben Thor als "Erklärung" für Donner und Blitz auf einer Stufe mit "Rumpelstilzchen hat einen Wutanfall" und neben tatsächlich korrekten, plausiblen, überprüfbaren und konsistenten wissenschaftlichen Erklärungen. Und damit kommst du natürlich nicht durch, weder bei mir, noch bei anderen rational denkenden und aufgeklärten Menschen.
paxito schrieb am 27.01.2025:Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Erklärung synonym mit Deutung, da gibt es keinen Leitfaden der Unterscheidung oder Kriterien die erfüllt werden müssten, weil es sonst nur Ansatz oder Hypothese ist. Eine Erklärung ist schlicht das deuten eines Phänomens, nicht mehr.
Das mag schon sein, dass es Menschen gibt, die da nicht weiter zu differenzieren wissen. In Philosophie und Wissenschaft gibt es aber eine klare Unterscheidung zwischen Begriffen wie Erklärung, Erklärungsansatz (Hypothese) und Deutung.
paxito schrieb am 27.01.2025:Weiter handelt es sich auch nicht um Spekulation, es ist Überlieferung. Das siehst du schon an den Begriffen: Donner, von Donar/Thor. Niemand rät da, vermutet etwas oder denkt sich etwas aus.
Ich sehe da keinen Widerspruch zwischen Spekulation und Überlieferung. Da könntest du genauso gut behaupten, Rumpelstilzchen sei kein Märchen, sondern Überlieferung. Und deine darauf basierende Schlussfolgerung ist dann natürlich entsprechend Mumpitz.
paxito schrieb am 27.01.2025:Naja, wenn derartige Erklärungen auf dem Niveau von „Schenkelklopfer Unsinn“ liegen, wie bitte erklärst du dir, dass sie Kultur- und zeitunabhängig immer wieder auftreten und die Mehrheit der Menschen ihnen anhängen?
Argumentum ad populum. Wie oft noch?! Da kannste genauso gut auch fragen, warum so viele Menschen an Horoskope glauben. Die Gründe dafür sind beim Menschen selbst zu suchen (Stichworte kognitive Verzerrung, Neigung zu Aberglauben, mangelnde Aufklärung, fehlendes kritisches Denken, Einfluss durch soziale, kulturelle und mediale Faktoren etc.) und nicht etwa darin, dass an Horoskopen
tatsächlich - im Sinne von überprüfbar und nachweislich - etwas dran wäre.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Es geht insbesondere um den methodischen Naturalismus, der Common Sense unter Naturwissenschaftlern ist.
paxito schrieb am 27.01.2025:In der Wissenschaft, es gibt doch genug Gläubige Naturwissenschaftler.
Noch einmal: Der methodische Naturalismus ist Common Sense unter Naturwissenschaftlern. Das ist schlichtweg Fakt und ändert sich auch nicht dadurch, dass es einen gewissen Anteil an Naturwissenschaftlern gibt, die das irgendwie mit einer religiös-spirituellen Überzeugung vereinbaren können. Du wirfst hier halt auch wieder nur mit irgendwelchen leeren Worthülsen um dich, kommst halt wie so häufig mit irgendwelchen Suggestionen und hoffst, damit irgendwie durchkommen zu können. Viele Naturwissenschafter wie bspw. Einstein sind nicht gläubig im klassischen Sinne, sondern eher religiös-spirituell unterwegs, wo sie bspw. eine tief spirituelle Bedeutung in den Wundern der Natur und des Universums finden, ohne aber an einen persönlichen Gott oder übernatürliche Entitäten zu glauben.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Was die durchschnittliche Hausfrau oder der typische Maurer darüber denkt, kann ich dir nicht sagen. Da kannst du möglicherweise noch "Mehrheiten" für deine supranaturalistische Weltsicht gewinnen.
paxito schrieb am 27.01.2025:Die Mehrheit der Menschen hatte und hat eine solche Sicht.
Und im Mittelalter glaubte die Mehrheit der Menschen beispielsweise, dass sich die Sonne um die Erde dreht und die Erde erst ein paar tausend Jahre alt ist. Und?
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Worauf genau möchtest du also mit deinem Argumentum Ad Populum-Einwand hinaus?
paxito schrieb am 27.01.2025:Das ist kein Argumentum ad Populum. Sondern eine Kritik an deinen mittlerweile herabwürdigenden Auslassungen zur einer weitverbreiteten Haltung. Das ist dann schon erklärungsbedürftig, wieso derartig viele Menschen Schenkelklopfer Unfug glauben. Sind sie dumm? Wurde der Mensch erst mit wissenschaftlichen Revolution vernünftig? Bzw. auch da nur eine kleine, hauptsächlich weiße, westliche, männliche Elite?
Nö, deine Einwände sind und bleiben
argumentum ad populum. Dass eine Mehrheit der Menschen bspw. glaubt, die Sonne drehe sich um die Erde und die Erde sei erst ein paar tausend Jahre alt, tut genauso wenig etwas zur Sache wie der Umstand, dass die Mehrheit der Menschen an übersinnliche Phänomene, Astrologie, Esoterik, pseudowissenschaftlichen Unfug uvm.
glaubt.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Für Dich und Mich mag der biblische Gott nicht mehr sein, als eine Fantasiegestalt. Für andere ist er sehr real. Und das ganz ohne empirische Evidenz. Für mich sind andere Wesen real, du lehnst (so glaube ich) alles in der Richtung ab.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Und damit befinden sich Gott und andere Wesen in bester Gesellschaft mit Halluzinationen, Illusionen, Einbildungen und anderen Formen von Trugwahrnehmungen.
paxito schrieb am 27.01.2025:Das kannst mit jeder Erfahrung machen, wenn dir langweilig ist.
Nö, Sonne, Mond und Sterne sind intersubjektiv überprüf- und wahrnehmbare Dinge, Fabelwesen hingegen nicht.
paxito schrieb am 27.01.2025:Religiöse Erfahrungen sind nicht selten tiefgreifend und überwältigende Empfindungen. Selbst wenn du den Inhalt bezweifelst, kannst du schlecht die Erfahrung als solche bezweifeln (sagtest du ähnlich auch selbst). Nun, wenn die Menschen um dich herum derartige Erfahrungen machen, dann hat das natürlich auch eine Konsequenz für dich, auch da sind wir uns hoffentlich einig?
Ich kann dir nicht folgen, welche Konsequenz genau soll das sein?
Noumenon schrieb am 25.01.2025:Keine Ahnung, worauf du hinaus möchtest. Es geht ja nicht darum, ob sich Gott im Labor reproduzieren lässt. Es geht um Plausibilität, Konsistenz, Kohärenz und Überprüfbarkeit.
paxito schrieb am 25.01.2025:Das läuft doch auf Gott im Labor hinaus. Ich hab diese Frage ähnlich schon anderen gestellt, wie soll empirische Evidenz für sowas wie den biblischen Gott bitte aussehen? Was kann man sich darunter vorstellen? Oder wenn wir in meiner heidnischen Welt bleiben wollen, nimm Trolle statt biblischem Gott.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Und was die empirische Evidenz angeht, versuchst du hier, bereits den berühmten zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Ich weiß bspw. nicht, was Trolle sind. Daher kann ich dir auch nicht genau sagen, wie empirische Evidenz für Trolle auszusehen hätte. Sprechen wir über biologische Wesen ähnlich wie Big Foot? Oder Fabelwesen?
paxito schrieb am 27.01.2025:Troll ist ein Sammelbegriff für Wesen der nordischen Mythologie. Die meisten dürften aus Fleisch und Blut sein, zumindest wenn wir uns die Mythen anschauen.
Super, ist 'n Anfang. Wenn wir über Trolle als Wesen aus Fleisch und Blut sprechen, wäre empirische Evidenz bspw. in Form von fossilen oder anatomischen Überresten gegeben, also Knochen oder Schädel, die nicht mit bekannten Spezies übereinstimmen und auf eine humanoide, aber riesenhafte Kreatur hinweisen, zu denen Beschreibungen von Trollen passen könnten.
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Allgemein müsste empirische Evidenz aber auf nachprüfbaren, objektiven Fakten beruhen.
paxito schrieb am 27.01.2025:Es ist ein Irrsinn, das eine Methode die auf Erfahrung rekuriert, derartig abwertend gegenüber der Erfahrung ist. Nachprüfbar, objektiv heißt wieder: reproduzierbar und messbar. Selbst wenn der Bibelgott persönlich nun in meinem Zimmer stände und jeder der vorbei käme das bezeugen könnte - wenn er sich nicht reproduzierbar herbeirufen lässt und keine messbaren Fußabdrücke hinterlässt, dann gibt es eben keine empirische Evidenz.
Nö, das ist schlichtweg Unfug. Unzählige Phänomene wie bspw. eine Supernova, eine Sonnenerruption, ein Vulkanausbruch oder ein Erdbeben sind ja auch nicht reproduzierbar, nichtsdestotrotz würde niemand an der empirischen Evidenz für diese Dinge zweifeln. Da haust du halt einfach mal wieder Dinge durcheinander, von denen du ganz offenkundig nix verstehst. Aber ja, empirische Evidenz basiert mindestens auf Mess- bzw. Beobachtbarkeit. Und wenn bspw. der Bibelgott persönlich in deinem Zimmer stände und jeder, der vorbei käme, das bezeugen könnte, dann fällt das unter
Beobachtbarkeit.
paxito schrieb am 27.01.2025:An mir ist nix besonderes und ich bin ganz sicher kein Medium. Das besondere sind die Erfahrungen die ich meinem Leben gemacht habe und die zu dem Standpunkt führten, den ich heute habe. Der Witz: würde dir nicht anders gehen. Ein einziges religiöses Erweckungserlebnis und das war es dann mit dem Naturalismus.
Nein, ich würde außergewöhnliche Erlebnisse stets kritisch hinterfragen. Aber ja, ich würde ggf. natürlich auch mein Weltbild und meine Auffassung über Realität hinterfragen. Zu welchen Schlüssen man dann aber abschließend gelangt, ist 'ne andere Sache. Man kann bspw. auch unter dem Einfluss halluzinogener Drogen diverse Erlebnisse haben, extrem positive wie negative. Die Frage, um die es hier aber die ganze Zeit geht, ist: Was genau soll das für Folgen für
andere Menschen bzw. unser Verständnis der Realität haben, wenn jemand auf seinem Drogentrip blaue Schlümpfe oder die Gummibärenbande sieht?
Noumenon schrieb am 26.01.2025:Es ging um die Existenz übernatürlicher Dinge, Phänomene oder Wesen, exemplarisch Götter. Und zwar in einem real-objektiven Sinne wie Sonne, Mond und Sterne.
paxito schrieb am 27.01.2025:Weder der Bibelgott noch „meine“ Trolle sind so einfach zu fassen. Übrigens Sonne und Mond sind wieder Begriffe, die auf Götter verweisen: Suna und Manu. Aber nein, ich kann weder auf einen Troll zeigen, damit du ihn messen kannst, noch auf den Bibelgott. Scheint also kein real-objektiver Sinn von Existenz zu sein oder ich kann es nicht aufzeigen.
Dann kann man auch nicht sagen, dass es übernatürliche Dinge oder die blauen Schlümpfe in vergleichbarer Weise gibt wie all die anderen Dinge, die sich intersubjektiv beobachten, erfahren, überprüfen, beschreiben und/oder erklären lassen.