Hanika schrieb:@eckhart
Hat Miegel in seiner Analyse berücksichtigt, wo der zu Unterhaltende lebt? Es ist sicher ein Unterschied, ob ich in Deutschland mit 430,- € leben muß, oder in Bangladesch.
Von dieser Berücksichtigung (allerdings in unvollständiger Form) handeln mehrere Bücher von ihm, wie auch das zitierte.
Miegel sagt (als Beispiel):
Der Arbeiter in China steht an einer Maschine, die der des deutschen Arbeiters gleicht.
Der Arbeiter in China hat einen Computer, der dem des deutschen Arbeiters gleicht.
Dem Arbeiter in China steht das gleiche Wissen und das gleiche Internet wie dem Deutschen zur Verfügung.
Der chinesische Arbeiter lebt in, nach unseren Maßstäben, ärmlichen Verhältnissen und nimmt einen 2stündigen Fußmarsch zur Arbeit und zurück, in Kauf, um modernste Hubschrauber zu bauen.
Trotzdem müsste sich sein Lohn viermal verdoppeln (was im Laufe der Zeit nicht auszuschließen sein wird), hätte dann aber immer noch nicht einmal die Hälfte der entsprechenden deutschen Lohnhöhe (auf Kaufkraft umgerechnet) erreicht.
China war nur ein Beispiel. Man könnte auch Rumänien oder unzählige andere Länder hernehmen.
Miegel berät u. a. auch die CDU.
Auf diese Problematik angesprochen, erklärte unsere jetzige Bundeskanzlerin:
Wenn der deutsche Arbeiter zwanzigmal besser verdient, muss er eben zwanzigmal besser arbeiten. Und dafür werden wir die Voraussetzungen schaffen, wenn wir regieren..... Merken wirs nicht ?
Miegel lachte sie aus: Zwanzigmal besser, bei gleichen Voraussetzungen ?
Wie soll der Düsseldorfer Busfahrer zwanzigmal besser Bus fahren, als sein Kollege in Shanghai ?
Man ahnt, worauf Miegel hinaus will.
Miegel fordert nicht ohne Hintergedanken (er berät das von der Deutschen Bank getragene „Deutsche Institut für Altersvorsorge“), dass unsere Politiker uns endlich reinen Wein einschenken:
"Mit unseren Löhnen muss es infolge der Globalisierung rapide abwärts gehen !"
Nun ahnt sogar Miegel, dass das in breter Front zur Folge hätte, dass die gesamte Lebenshaltung zusammenbrechen würde.
Deshalb:
"
Minderheiten der Vermögenden verhalten sich vorbildlich.
jedoch die
Mehrheit der Vermögenden will mit der Gesellschaft nichts mehr zu tun haben und fühlt sich teils sogar von ihr angewidert."
Nun sollen sich unsere Einkommen in Richtung Bangladesh bewegen.
Die Schere zwischen Arm und Reich ist jetzt schon innerhalb Deutschlands bis zur Überdehnung geöffnet.
Wenn die Vermögenden der frühindustrialisierten Länder nicht schleunigst von ihrem überhohen Turm herunterkommen, ist es nicht mehr auszudenken.
Es ist der kardinale Denkfehler unserer Eliten, dass sie dem Trugschluss unterliegen, ihre Wohlstandsshow weiter durchziehen zu können, während sich ihre Völker langsam dem niedrigen Weltstandart angleichen.
Unsere Eliten haben ein wahrhaft kindliche Vorstellung von Globalisierung.
Da die Deutschen (und insgesamt die frühindustrialisierten Gesellschaften) es selbst offenbar nicht begreifen, und zu schwerfällig sind, zu reagieren und ihre Eliten auf dem Weg nach unten mitzunehmen, werden das die jungen Gesellschaften der aufstrebenden Länder mit dem Mitteln des Wettbewerbes, den wir so lieben, übernehmen.
Deine Feststellung:
Hanika schrieb:Es ist sicher ein Unterschied, ob ich in Deutschland mit 430,- € leben muß, oder in Bangladesch.
wird zu unserer wichtigsten Frage,
@Hanika Die wichtigste Frage bleibt unbeantwortet:
Wie können in einem Hochpreisland die Löhne gesenkt werden, ohne dass der Binnenmarkt, Handel und Miete irgendwann zusammenbrechen ?
Offenbar macht sich niemand darüber Gedanken.
Das ist die Aufgabe von Wirtschaftsforschern, Denkfabriken und Politikern, falls ihnen das noch nicht aufgefallen ist.
Man beruhigt sich, dass die Spareinlagen der Deutschen sich auf mehrere Billionen Euro summieren. Ende 2006 erstmals auf über 4,5 Billionen Euro. Im statistischen Durchschnitt verfügte jeder Bundesbürger über ein Geldvermögen von etwa 55.000 Euro. (
http://www.besema.de/tipp-vermb-geldverm-d-deutschen.htm (Archiv-Version vom 27.01.2010) )
Statistisch genug, um den Binnenmarkt anzukurbeln, denkt man.
Vergisst jedoch, wie ungleich das Geld verteilt ist.
Im Durchschnitt war der Teich einen Meter tief und trotzdem ist die Kuh ertrunken !