So erstmal:
"Das hat Kennedy auch schon und Eisenhower usw."
Völlig andere Situation das sollte klar sein, wobei Eisenhower eigentlich sagte:
'Präventiv Kriege sind eine Erfindung Hitlers. Mal ehrlich, ich würde keinen ernstnehmen, der mir eine derartige Idee unterbreiten würde.'
+Welche anderen Staaten beteiligt sind spielt überhaupt keine Rolle solange sie unter dem Kommando der NATO stehen. Darum geht es, Hoheitsrecht. So wie es schon im Rambouillet Abkommen verlangt wurde.
+Ich hatte darauf hingewiesen das dieser Eingriff die Grundsteinlegung einer 'neuen' Doktrin war. Es ging hier um die Schaffung eines Präzedenzfalls.
Das war allerdings nur ein Grund. (wobei ich diesen für den wichtigsten halte)
August Pradetto, Professor an der Bundeswehrhochschule Hamburg wird bei diesem Thema gerne zitiert.
Er hielt gut 1 Jahr vor dem Angriff einen Vortrag über diese Angelegenheit.
Kurzer Auschnitt daraus:
Exkurs I: DerKosovo-Streit zwischen Rußland und den USA unter machtpolitischen Aspekten
Abgesehen von den aufgezeigten Spezifika des Kosovo-Konflikts, spielen für die Entscheidung über einen weiteren Einsatz der NATO auf dem Balkan, seine Limitierung und Bindung an Beschlüsse von Gremien, in denen nicht nur die NATO-Mitglieder entscheiden, nicht nur humanitäre, politische, völkerrechtliche und militärische Aspekte eine Rolle, sondern auch machtpolitisch-strategische. Es geht auch um die Auseinandersetzung über die Kompetenzen und die Reichweite politischer Entscheidungen und des militärischen Zugriffs der westlichen Allianz. Nach dem Zusammenbruch von Warschauer Pakt und Sowjetunion werden diverse Machtressourcen in Europa und weit darüber hinaus neu verteilt. Die damit verbundenen Konflikte finden auf vielen Ebenen ihren Ausdruck, z.B. im Disput mit der russischen Führung über die Erweiterung der NATO um einige ehemalige Mitglieder des Warschauer Paktes, über das Ausmaß derMitsprache Moskaus bei der Entwicklung der europäischen Sicherheitspolitik sowie den Entscheidungen der Allianz im Gefolge des im Mai 1997 etablierten NATO-Rußland-Rat, über die Einflußnahme auf die Ölreserven in der nun der unmittelbaren Moskauer Kontrolle entzogenen Region um die Kaspische See usw. Beim Streit zwischen Moskau und der NATO über eine mögliche militärische Intervention in Kosovo geht es auch um die Frage, ob die Allianz akzeptiert, daß ein solcher Einsatz von der Zustimmung Moskaus (oder Pekings) abhängig gemacht wird, indem militärische Interventionen betreffende Entscheidungen der NATO an Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrates gebunden werden.
Kosovo ist auch in dieser Hinsicht der Präzedenzfall in der Zeit nach dem Kalten Krieg. Während beim ersten Einsatz der Allianz out of area in Bosnien-Herzegowina der Konsens mit Rußland gegeben war und Moskau an den Aktivitäten der NATO mitwirkte, ist Kosovo der erste militärische Einsätze anbelangende Testeiner Auseinandersetzung zwischen der NATO und Rußland auf der europäischen Bühne über die souveräne Entscheidungskompetenz der Allianz, deren Interessen diesmal deutlich von denen Rußlands – und auch Chinas – divergieren. Das Problem Kosovo und militärisches Eingreifen der NATO ist also auch eine Kontroverse über die Abgrenzung von Sphären politischen, sicherheitspolitischen, militärischen und sonstigen Einflusses. Für die Allianz geht es um eine Neubestimmung des Wirkungskreises, in dem sie ihre Interessen zur Geltung bringen kann – und zwar, wenn erforderlich, auch ohne Einverständnis Rußlands. Für Rußland geht es um eine Einhegung der Reichweite der NATO und um die Verteidigung der eigenen Einwirkungsmöglichkeiten und Machtpositionen in Europa. Eine der wenigen Möglichkeiten, die Moskau in seiner gegenwärtigen Rückzugs- und Schwächeposition in der Außenpolitik verblieben ist, um diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen, ist der Versuch der Bindungwestlicher Politik an internationale Institutionen, in denen Moskau Mitentscheidungskompetenz aufweist.
In der Tat wurden von Moskau eine Reihe von Sicherheitsbedenken in bezug auf die Politik des westlichen Bündnisses in Kosovo geäußert, die nur beschränkt mit dem konkreten Konflikt, jedoch sehr viel mit geo- und machtpolitischen Erwägungen zu tun haben. Im Kontext der intensivierten Kooperation der NATO mit Albanien und Makedonien, der Einrichtung von "Verbindungsbüros", der Nutzung militärischer Einrichtungen in diesen Ländern und mit deren Streitkräften gemeinsam durchgeführter Manöver wurde die Befürchtung geäußert, die NATO baue unter dem Vorwand der Eindämmung des Konflikts in Kosovo ihre Präsenz in Südosteuropa aus, schaffe sich auf diese Weise neue Optionen und strategische Positionen in Südosteuropa, sei es in Vorbereitung einer neuen Erweiterungsrunde, sei es durch den Aufbau einer Achse von Ungarn über die 1994 von den USA vermittelte kroatisch-bosnischeFöderation, Kosovo, Albanien, Makedonien bis in die Türkei auch ohne formale NATO-Mitglied-schaft der genannten südosteuropäischen Länder. Zugleich könne diese Achse in Südosteuropa bei Bedarf zu einer erneuten containment-Politik gegen Rußland genutzt werden. Der Einsatz militärischer Kräfte der NATO in Kosovo wiederum ohne Legitimation durch den UN-Sicherheitsrat und aufgrund eines Mandats, das sich die NATO auf Basis einer von ihr definierten Unsicherheitslage und dabei zu treffender militärischer Maßnahmen selbst erteile, wird als Präzedenzfall für mögliche zukünftige Einsätze im unmittelbaren Vorfeld Rußlands gewertet, etwa im Kaukasus unter Nutzung ethnischer Konflikte und zwischenstaatlicher Querelen, wo in der Auseinandersetzung um die Erdölressourcen in der Kaspischen Region und den Nießbrauch bzw. die Verlegung von Pipelines ein heftiger Konkurrenzkampf zwischen westlichen und russischen Ölkonzernen bzw. zwischen Washington und Moskau im Kontext strategischerInteressen entbrannt ist.
Dies mögen Imaginationen aus den geopolitischen Denkmustern des Kalten Krieges sein. Tatsache ist, daß sich aus dieser profanen Sichtweise russische Reminiszenzen an "panslawische Gemeinsamkeiten" und die Unterstützung von antiwestlichen und Anti-NATO-Kräften ergeben, seien es Serben gegen die NATO oder griechische Zyprioten gegen die Türkei. Im Gegenzug gilt dies den "realistischen" Kräften in der NATO als Beweis für ihre These von der "nach wie vor imperialen Politik" Rußlands, mit der Konsequenz, Forderungen nach entsprechenden Abschreckungsmaßnahmen gegen die "Moskauer Expansionspolitik" zu erheben. Auf diese Weise sind tatsächlich Anfänge eines neuen "kleinen Kalten Krieges" zu erkennen, in welchem allerdings Rußland eine erheblich schlechtere Ausgangsposition aufweist als nach 1945. Moskaus außenpolitisches Machtpotential befindet sich nach wie vor in der Talsohle; die militärischen Kapazitäten wären gegenwärtig im Ernstfall nichteinmal zu einer Selbstverteidigung fähig; der ökonomische Hintergrund wie auch die politische Stabilität des Landes befinden sich in einem katastrophalen Zustand; das Land ist von Zuwendungen durch westliche Finanzinstitutionen abhängig. Diese Schwächeposition birgt jedoch für den Westen neben der zusätzlichen Betonung eigener Überlegenheit auch erhebliche Unsicherheitsfaktoren. Der Westen könnte dieses Rußland sehr schnell in einer isolationistischen Position wiederfinden, mit autoritären internen und systematisch antiwestlichen außen- und sicherheitspolitischen Lösungsversuchen. Angesichts der Krisenhaftigkeit der Lage in Europa, angesichts der Herausforderungen, vor denen die westlichen Länder und Institutionen beim Versuch stehen, den östlichen Teil des Kontinents zu stabilisieren und an die westlichen "Strukturen" anzubinden, könnte eine solche Entwicklung die Bedrohungslagen für den Westen verschärfen und komplizieren."
Was noch erwähnt werden sollteist das Bill Clinton* einige Zeit vor dem Konflinkt ein Papier ausarbeitete welches die Veränderung der Politik nach amerikanischen Vorstellungen etwas präzisierte. Im Grunde ging es darum die UN mit der NATO auszuhebeln um diese Autonom agieren lassen zu können.
Oben im Text wurde das Kaspische Öl erwähnt. (weitere Parallele zu Afghanistan)
Hier einige Informationen zur Nachkriegs Entwicklung
:(Friedensratschlag)
"Die Entwicklung der amerikanischen Einflusssphäre in Südosteuropa - in Komplizenschaft mit Großbritannien - dient den Interessen der Ölgiganten, zu denen BP-Amoco-ARCO, Chevron und Texaco gehören. Die Kontrolle der Pipeline-Strecken und ihr «Schutz» ist die Grundbedingung für den Erfolg dieser zig Milliarden Dollar schweren Unternehmungen: ein erfolgreiches internationales Ölregime ist eine Kombination von ökonomischen, politischen und militärischen Arrangements, die die Förderung des Öls und seinen Transport zu den Märkten unterstützen.
Das angloamerikanische Konsortium, das das Projekt der transbalkanischen AMBO-Pipeline kontrolliert, die den bulgarischen Hafen Burgas mit Vlora an der albanischen Adriaküste verbindet, schließt die Teilnahme des konkurrierenden europäischen Ölgiganten Total-Fina-Elf weitgehend aus. Anders gesagt, die strategische Kontrolle der USA über den Pipeline-Korridor soll die Rolle der EU schwächen und konkurrierende europäische Geschäftsinteressen auf Distanz halten.
Das US-gestützte Pipeline-Konsortium AMBO ist direkt verbunden mit der Zentrale der politischen und militärischen Macht in den Vereinigten Staaten und Vizepräsident Dick Cheneys Firma Halliburton Energy. Eine Machbarkeitsstudie für die Ölpipeline von AMBO, die von Brown & Root Ltd. durchgeführt wurde - einer internationalen Firma für Ingenieurwesen, Halliburtons britischer Filiale - hat dafür gesorgt, dass diese Pipeline ein Bestandteil der entscheidenden Ost-West-Korridor-Infrastruktur der Region werdenwird, zu der Schnellstraßen, Bahnlinien, Erdgaspipelines und Glas-faserkabel für die Telekommunikation gehören.
Nach Fertigstellung der Studie von Halliburton wurde ein Spitzenmanager dieses Unternehmens zum Vorstandsvorsitzenden von AMBO bestellt. Halliburton erhielt auch einen Vertrag über Wartungsarbeiten für die US-Truppen auf dem Balkan und den Auftrag, «Bondsteel» im Kosovo zu bauen, heute «die größte amerikanische Militärbasis im Ausland, die seit Vietnam errichtet wurde». Zufällig hängt auch White and Case LLT, das New Yorker Anwaltsbüro, zu dem Präsident William J. Clinton wechselte, als er das Weiße Haus verließ, in dem AMBO-Pipeline-Deal mit drin."
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«Ost-West-Korridor 8»
Das AMBO-Pipeline-Projekt ist verbunden mit einem anderen strategischen Projekt namens «Corridor 8», das ursprünglich von der Clinton-Administratio-n im Zusammenhang des Balkan-Stabilitätspakt vorgeschlagen wurde. «Corridor 8», von strategischerBedeutung für die USA wie für die Europäische Union, umfasst die Schnellstraßen-, Bahnlinien-, Elektrizitäts- und Telekommunikationsinfrastruktur. Die vorhandene Infrastruktur dieser Bereiche wird, unter Aufsicht von IWF und Weltbank, zur Deregulierung und Privatisierung (zu Schleuderpreisen) zerschlagen.
Obgleich von den Verkehrsministern der EU als Teil der europäischen ökonomischen Integration abgesegnet, wurden die Machbarkeitsstudien zu «Corridor 8» von unmittelbar von der TDA finanzierten US-Gesellschaften durchgeführt. Anders gesagt, Washington scheint die Übernahme des Verkehrs- und Kommunikationswesen dieser Staaten vorbereitet zu haben. Amerikanische Konzerne wie Bechtel, Enron und General Electric konkurrieren, mit finanzieller Rückendeckung durch die US-Regierung, mit Unternehmen aus der EU.
Washingtons möchte den gesamten Korridor im «wirtschaftlichen Hinterhof» der EU, wo die Macht der D-Mark bisher tendenziell größer als die des US-Dollars ist,für die US-Multis öffnen.