^^Valentini schrieb:1., 2. und 3. Reaktion dazu...
Ja deshalb bin ich ja so gespannt, auf das was er sagt.
Damit rührte Wulff an ein schwieriges Thema. Die türkische Regierung bemüht sich zwar seit einiger Zeit, die Stellung der Christen im Lande zu verbessern, grundlegend geändert hat sich aber bisher noch nichts. Der Bau von Kirchen wird von den Behörden weiterhin verhindert, die großen Konfessionen dürfen nach wie vor keine Priester ausbilden. In der Bevölkerung gibt es weiterhin ein hohes Misstrauen gegenüber Christen, obwohl diese nur noch etwa ein halbes Prozent der türkischen Bevölkerung ausmachen.
Selbst Staatspräsident Abdullah Gül, der Wulffs Rede in Bremen begrüßt und seine Landleute in Deutschland zur Integration aufgefordert hatte, schien das Thema unangenehm. Auf einer Presskonferenz wurde er gefragt, ob er auch der Meinung sei, das Christentum gehöre zur Türkei. Gül äußerte sich weitschweifig und sehr allgemein zur Frage, wie sich Migranten in ihre neue Gesellschaft einfügen müssten. Die Frage beantwortete er nicht.
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Zum EU-Beitritt der Türkei wiederholte Wulff lediglich die offizielle Position der Bundesregierung, die Verhandlungen müssten "ergebnisoffen" geführt werden. Dafür streifte er ein Thema, dass in der Türkei besonders belastet ist: Der Mord an Hunderttausenden von Armeniern während des ersten Weltkrieges. Die Türkei habe die volle Unterstützung Deutschlands für ihre Bemühen, das Verhältnis zu Armenien zu verbessern, sagte Wulff. Nach einem Exkurs über die deutsche Geschichte fügte er hinzu: "Die Überwindung historischer Gegensätze ist nicht möglich, ohne sich mit der eigenen Verantwortung auseinanderzusetzen." In der Türkei ist es ein Tabu, von einem Völkermord zu sprechen.
In Wulfs Rede fanden sich Passagen, die er wortgleich am 2. Oktober gesagt hatte. Für ihn seien beide Reden zwei Seiten einer Medaille, hatte er zuvor gesagt. Zumindest bei türkischen Politikern schienen aber seine Aussagen in Deutschland deutlich besser anzukommen als der Auftritt in Ankara. Als Wulff geendet hatte, verließen einige Parlamentarier sofort den Saal. Es gab es nur einen sehr kurzen, höflichen Applaus.
