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Der Niedergang des amerikanischen Imperiums
06.05.2006 um 23:19Link: www.uni-kassel.de (extern)
Sehr interessanter Text müsst ihr euch reinziehen^^
Der Niedergang desamerikanischen Imperiums
Von Gabriel Kolko*
Seit einem halben Jahrhundertleben die USA mit dem Dilemma, dass die Prioritäten, die sie bei der Haushaltsplanung undbei ihren imperialistischen Vorhaben setzen müssen, niemals Maßstab ihres tatsächlichenHandelns gewesen sind. Immer sind sie – wie es auch ratsam ist – davon ausgegangen, dassEuropa bzw. die Kontrolle über Europa für die zukünftige Machtverteilung in der Weltentscheidend sein würde. Gekämpft haben sie jedoch in Korea, Vietnam und nun im Irak,kurz in der so genannten „Dritten Welt“, wo machtpolitisch wesentlich weniger auf demSpiel stand.
Vorrangig konzentrierten sich die USA auf einzelne Staaten,gleichzeitig stellte das Land sich auch die Aufgabe, die ganze Welt zu kontrollieren bzw.die Führung zu übernehmen in der Welt, die doch recht groß ist. Immer wieder erwies sich,dass diese Aufgabe die amerikanischen Ressourcen übersteigt und dass ihre imperiale Machtdafür nicht ausreicht. In den meisten Ländern der Dritten Welt, in denen die USA ihreMacht in großem Umfang direkt einsetzten, haben sie verloren. Ihre militärische Machterwies sich als unwirksam. Ihre Stellvertreter vor Ort, auf die sie sich verließen, warenin den meisten Ländern korrupt. Dafür haben sie einen enormen Preis gezahlt, sowohl infinanzieller Hinsicht als auch durch die Entfremdung der amerikanischen Öffentlichkeit,die daraus folgte.
Das Pentagon baute eine strategische Luftmacht auf undentwickelte Atomwaffen, wobei die UdSSR das Hauptziel darstellte. Außerdem rüstete essich für einen umfassenden Landkrieg in Osteuropa aus. Dieser teure Ansatz war für dieWaffenhersteller äußerst vorteilhaft und sie stellen nach wie vor eine wichtige Größe beider Gestaltung der US-amerikanischen Außen- und Haushaltspolitik dar.
Aber densowjetischen Feind gibt es nicht mehr. Das Dilemma der USA – und dies ist einentscheidender Widerspruch – besteht nun darin, dass seine teure Militärmacht alsInstrument der Außenpolitik weitgehend nutzlos geworden ist. Den Krieg in Vietnam habensie verloren und obwohl es ihnen gelungen ist, Volksregierungen in Brasilen, Chile undanderswo in Lateinamerika zu stürzen, nützt ihnen ihre militärische Macht im Umgang mitden Auswirkungen größerer sozialer und politischer Probleme nichts. Lateinamerika, derNahe Osten und Ostasien sind weniger abhängig von der Steuerung durch die USA als jezuvor.
Strategisch sind die USA auch viel schlechter dran als der Nahe Osten,weil sie jeden nur erdenklichen Fehler gemacht haben: Sie haben den islamischenFundamentalismus unterstützt, als es gegen den Kommunismus ging bzw. gegen den sekulärenNationalismus. Sie haben in den achtziger Jahren den Irak gegen den Iran unterstützt undsind dabei, nicht nur den Krieg im Irak militärisch zu verlieren, sondern sich auch diemeisten ihrer früheren Freunde in der Region zu entfremden. Und der Iran ist dabei, sichdort zur entscheidenden Macht zu entwickeln.
Das Grundproblem der heutigen Weltbesteht im Vormachtstreben der USA. Dieses stützt sich auf die Illusion, dass ihre großemilitärische Macht ihnen erlaubt, überall, wo sie möchten, die Richtung politischer undsozialer Entwicklungen zu bestimmen. Als es die UdSSR noch gab, wurden sie darin etwasbehindert, weil die sowjetische Militärmacht die amerikanische neutralisierte und es einpartielles Gleichgewicht – ein Gleichgewicht des Schreckens – in Europa gab. Außerdemriet die UdSSR den befreundeten und ihr nahe stehenden Nationen stets zur Vorsicht, umdie USA nicht zu provozieren. Dieses Hemmnis gibt es heute nicht mehr.
Ebensowie der Warschauer Pakt verschwunden ist, ist andererseits die NATO im Zusammenbruchbegriffen und könnte den gleichen Weg gehen wie SEATO, CENTO usw. Der Krieg gegen Serbienim Jahr 1999 machte ihr Ableben viel wahrscheinlicher. In der von den USA geführtenAllianz gab es tiefgehende Differenzen über den Irak-Krieg und sie wird sichwahrscheinlich de facto, vielleicht auf formal auflösen. Die Bush-Administration hat eineKrise in ihrer Allianz hervorgerufen und den Irak, der immer ein künstlicher Staatgewesen war, seitdem die Briten ihn nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reichs imersten Weltkrieg geschaffen hatten, zu einem sehr instabilen Land gemacht.
AchtStaaten verfügen bereits über Atomwaffen, die UNO geht jedoch davon aus, dass ca. weitere30 über das Wissen und die Mittel verfügen, um Atommächte zu werden. Die Welt entgleitetder Kontrolle durch die USA, aber ebenso den Formen von Kontrolle, die zu Zeiten derUdSSR bestanden, als die Staaten zu arm waren, um Atomwaffen zu produzieren. Die Welt istvorwiegend deshalb gefährlicher geworden, weil die USA nicht bereit sind, die Grenzenihrer Macht zu erkennen und die gleichen Ambitionen wie vor 50 Jahren verfolgen. DieVerbreitung aller Arten von Waffen hat jedoch eine Eigendynamik, die durch dieWaffenexporte der USA immens gefördert wird.
Der Irak stand für dieBush-Administration nicht an oberster Stelle, als diese 2001 ins Amt kam. Bush hatte sichjedoch einer „nach vorne gerichteten“ Außenpolitik verschrieben, um es mit RumsfeldsWorten auszudrücken und einem größerem militärischen Tatendrang. Ohne den elftenSeptember hätte die Bush-Administration wahrscheinlich eher die Konfrontation mit Chinagesucht, das über Atomwaffen verfügt, und das sie als ebenbürtige Konkurrenz in derriesigen Region Ostasiens betrachtet. Dies kann immer noch geschehen, obwohl sich derIrak militärisch und geopolitisch als totale Katastrophe für die US-Regierung erwiesenhat. Die US-amerikanische Öffentlichkeit hat sie sich dadurch weitgehend entfremdet,vielleicht noch schneller als dies im Vietnamkrieg geschehen war.
DieStreitkräfte der USA befinden sich im Zerfall, ihre Waffen haben sich als unwirksamherausgestellt. Auf der politischen Ebene ist es wahrscheinlich, dass der Irak in mehrereregionale Herrschaftsgebiete zerfallen wird (wie in Afghanistan), vielleicht gibt eseinen Bürgerkrieg – wer weiß. Für die Iraker war der Krieg eine Katastrophe, aber eswiederholte sich auch die Niederlage, die die Amerikaner in Korea, Vietnam und anderswoerlebt hatten.
Die Tatsache, dass der irakische Widerstand gespalten ist, wirddie USA nicht vor einer Niederlage retten. Nur wenige glauben, dass dem Irak ein großesTrauma erspart werden wird. Tatsache ist, dass viele amerikanische Funktionäre das vordem Krieg vorausgesagt hatten und nicht beachtet wurden – ebenso wie diejenigen nichtbeachtet wurden, die in den sechziger Jahren eine Katastrophe in Vietnam vorausgesagthatten.
Die Tragik besteht darin, dass in der heutigen Welt der Krieg gleichsamehrenhafter als der Frieden erscheint. Da die Rüstungsproduzenten am Krieg und nicht amFrieden verdienen, predigt ihre Lobby die alten Weisheiten des Waffenkults.
Wiesehr die USA auch versuchen, sich aus ihrer Zwangslage im Irak zu befreien – nur der Irankann ihnen dabei helfen. Ironischerweise hat der Iran geopolitisch am meisten von SaddamHusseins Niederlage profitiert und hat keinen Grund, die Bush-Administration vor derNiederlage zu retten, der sie sich nun sowohl im Irak als auch bei zukünftigen Wahlen inden USA gegenübersieht.
Die Welt entgleitet der amerikanischen Kontrolle,gleichzeitig werden politische Bewegungen und Staaten nicht mehr durch sowjetischeUmsicht gehemmt. Die Gegner der USA sind viel dezentralisierter als früher und die USAkönnen sie weniger als je zuvor unter Kontrolle halten, obwohl sie dabei bankrott gehenund beim Versuch, ihre Vorherrschaft zu erhalten, ihre Allianzen aufkündigen könnten.
Das gibt Anlass zu einem gewissen Optimismus, auf der Grundlage einerrealistischen Einschätzung des Gleichgewichts in der Welt. Wir sollten es vermeiden,Optimismus und Pessimismus einander gegenüberzustellen und stattdessen realistisch sein.Wenn die Amerikaner auch vieles zerstören, verlieren sie doch auch Kriege und ruinierensich wirtschaftlich und politisch. Doch die Welt hat seit einem Jahrhundert Kriegegeführt. Die USA sind seit 1946 die führende Kriegsmacht gewesen und haben doch dieTorheit nicht für sich gepachtet. Entscheidend ist jedoch, dass die Politik der USA nureine Widerspiegelung des Militarismus und der Irrationalität darstellt, die seit übereinem Jahrhundert so viele Staatsmänner in der Welt geblendet hat.
Die Aufgabebesteht nicht darin, die USA daran zu hindern, dass sie in der vom Unglück verfolgtenWelt weiteren Schaden anrichtet, wie es zurzeit im Irak geschieht. Vielmehr sollte mandie seit langem bestehenden globalen Illusionen, die zu der Aggression geführt haben, mitder Wurzel ausreißen.
* Gabriel Kolko ist als Historiker führend auf demWissensgebiet der modernen Kriegsführung. Er ist Autor der Bücher „Das Jahrhundert derKriege“ und „Another Century of War?“. Außerdem hat er die beste Geschichte desVietnamkriegs verfasst „Anatomy of a War: Vietnam, the US and the Modern HistoricalExperience“. Sein neuestes Buch „The Age of War“ erscheint im März 2006. Er ist unterkolko@counterpunch.org zu erreichen.
Übersetzung: Doris Werder
DasOriginal erschien am 17. Dezember 2005 auf der Website: www.counterpunch.org
Sehr interessanter Text müsst ihr euch reinziehen^^
Der Niedergang desamerikanischen Imperiums
Von Gabriel Kolko*
Seit einem halben Jahrhundertleben die USA mit dem Dilemma, dass die Prioritäten, die sie bei der Haushaltsplanung undbei ihren imperialistischen Vorhaben setzen müssen, niemals Maßstab ihres tatsächlichenHandelns gewesen sind. Immer sind sie – wie es auch ratsam ist – davon ausgegangen, dassEuropa bzw. die Kontrolle über Europa für die zukünftige Machtverteilung in der Weltentscheidend sein würde. Gekämpft haben sie jedoch in Korea, Vietnam und nun im Irak,kurz in der so genannten „Dritten Welt“, wo machtpolitisch wesentlich weniger auf demSpiel stand.
Vorrangig konzentrierten sich die USA auf einzelne Staaten,gleichzeitig stellte das Land sich auch die Aufgabe, die ganze Welt zu kontrollieren bzw.die Führung zu übernehmen in der Welt, die doch recht groß ist. Immer wieder erwies sich,dass diese Aufgabe die amerikanischen Ressourcen übersteigt und dass ihre imperiale Machtdafür nicht ausreicht. In den meisten Ländern der Dritten Welt, in denen die USA ihreMacht in großem Umfang direkt einsetzten, haben sie verloren. Ihre militärische Machterwies sich als unwirksam. Ihre Stellvertreter vor Ort, auf die sie sich verließen, warenin den meisten Ländern korrupt. Dafür haben sie einen enormen Preis gezahlt, sowohl infinanzieller Hinsicht als auch durch die Entfremdung der amerikanischen Öffentlichkeit,die daraus folgte.
Das Pentagon baute eine strategische Luftmacht auf undentwickelte Atomwaffen, wobei die UdSSR das Hauptziel darstellte. Außerdem rüstete essich für einen umfassenden Landkrieg in Osteuropa aus. Dieser teure Ansatz war für dieWaffenhersteller äußerst vorteilhaft und sie stellen nach wie vor eine wichtige Größe beider Gestaltung der US-amerikanischen Außen- und Haushaltspolitik dar.
Aber densowjetischen Feind gibt es nicht mehr. Das Dilemma der USA – und dies ist einentscheidender Widerspruch – besteht nun darin, dass seine teure Militärmacht alsInstrument der Außenpolitik weitgehend nutzlos geworden ist. Den Krieg in Vietnam habensie verloren und obwohl es ihnen gelungen ist, Volksregierungen in Brasilen, Chile undanderswo in Lateinamerika zu stürzen, nützt ihnen ihre militärische Macht im Umgang mitden Auswirkungen größerer sozialer und politischer Probleme nichts. Lateinamerika, derNahe Osten und Ostasien sind weniger abhängig von der Steuerung durch die USA als jezuvor.
Strategisch sind die USA auch viel schlechter dran als der Nahe Osten,weil sie jeden nur erdenklichen Fehler gemacht haben: Sie haben den islamischenFundamentalismus unterstützt, als es gegen den Kommunismus ging bzw. gegen den sekulärenNationalismus. Sie haben in den achtziger Jahren den Irak gegen den Iran unterstützt undsind dabei, nicht nur den Krieg im Irak militärisch zu verlieren, sondern sich auch diemeisten ihrer früheren Freunde in der Region zu entfremden. Und der Iran ist dabei, sichdort zur entscheidenden Macht zu entwickeln.
Das Grundproblem der heutigen Weltbesteht im Vormachtstreben der USA. Dieses stützt sich auf die Illusion, dass ihre großemilitärische Macht ihnen erlaubt, überall, wo sie möchten, die Richtung politischer undsozialer Entwicklungen zu bestimmen. Als es die UdSSR noch gab, wurden sie darin etwasbehindert, weil die sowjetische Militärmacht die amerikanische neutralisierte und es einpartielles Gleichgewicht – ein Gleichgewicht des Schreckens – in Europa gab. Außerdemriet die UdSSR den befreundeten und ihr nahe stehenden Nationen stets zur Vorsicht, umdie USA nicht zu provozieren. Dieses Hemmnis gibt es heute nicht mehr.
Ebensowie der Warschauer Pakt verschwunden ist, ist andererseits die NATO im Zusammenbruchbegriffen und könnte den gleichen Weg gehen wie SEATO, CENTO usw. Der Krieg gegen Serbienim Jahr 1999 machte ihr Ableben viel wahrscheinlicher. In der von den USA geführtenAllianz gab es tiefgehende Differenzen über den Irak-Krieg und sie wird sichwahrscheinlich de facto, vielleicht auf formal auflösen. Die Bush-Administration hat eineKrise in ihrer Allianz hervorgerufen und den Irak, der immer ein künstlicher Staatgewesen war, seitdem die Briten ihn nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reichs imersten Weltkrieg geschaffen hatten, zu einem sehr instabilen Land gemacht.
AchtStaaten verfügen bereits über Atomwaffen, die UNO geht jedoch davon aus, dass ca. weitere30 über das Wissen und die Mittel verfügen, um Atommächte zu werden. Die Welt entgleitetder Kontrolle durch die USA, aber ebenso den Formen von Kontrolle, die zu Zeiten derUdSSR bestanden, als die Staaten zu arm waren, um Atomwaffen zu produzieren. Die Welt istvorwiegend deshalb gefährlicher geworden, weil die USA nicht bereit sind, die Grenzenihrer Macht zu erkennen und die gleichen Ambitionen wie vor 50 Jahren verfolgen. DieVerbreitung aller Arten von Waffen hat jedoch eine Eigendynamik, die durch dieWaffenexporte der USA immens gefördert wird.
Der Irak stand für dieBush-Administration nicht an oberster Stelle, als diese 2001 ins Amt kam. Bush hatte sichjedoch einer „nach vorne gerichteten“ Außenpolitik verschrieben, um es mit RumsfeldsWorten auszudrücken und einem größerem militärischen Tatendrang. Ohne den elftenSeptember hätte die Bush-Administration wahrscheinlich eher die Konfrontation mit Chinagesucht, das über Atomwaffen verfügt, und das sie als ebenbürtige Konkurrenz in derriesigen Region Ostasiens betrachtet. Dies kann immer noch geschehen, obwohl sich derIrak militärisch und geopolitisch als totale Katastrophe für die US-Regierung erwiesenhat. Die US-amerikanische Öffentlichkeit hat sie sich dadurch weitgehend entfremdet,vielleicht noch schneller als dies im Vietnamkrieg geschehen war.
DieStreitkräfte der USA befinden sich im Zerfall, ihre Waffen haben sich als unwirksamherausgestellt. Auf der politischen Ebene ist es wahrscheinlich, dass der Irak in mehrereregionale Herrschaftsgebiete zerfallen wird (wie in Afghanistan), vielleicht gibt eseinen Bürgerkrieg – wer weiß. Für die Iraker war der Krieg eine Katastrophe, aber eswiederholte sich auch die Niederlage, die die Amerikaner in Korea, Vietnam und anderswoerlebt hatten.
Die Tatsache, dass der irakische Widerstand gespalten ist, wirddie USA nicht vor einer Niederlage retten. Nur wenige glauben, dass dem Irak ein großesTrauma erspart werden wird. Tatsache ist, dass viele amerikanische Funktionäre das vordem Krieg vorausgesagt hatten und nicht beachtet wurden – ebenso wie diejenigen nichtbeachtet wurden, die in den sechziger Jahren eine Katastrophe in Vietnam vorausgesagthatten.
Die Tragik besteht darin, dass in der heutigen Welt der Krieg gleichsamehrenhafter als der Frieden erscheint. Da die Rüstungsproduzenten am Krieg und nicht amFrieden verdienen, predigt ihre Lobby die alten Weisheiten des Waffenkults.
Wiesehr die USA auch versuchen, sich aus ihrer Zwangslage im Irak zu befreien – nur der Irankann ihnen dabei helfen. Ironischerweise hat der Iran geopolitisch am meisten von SaddamHusseins Niederlage profitiert und hat keinen Grund, die Bush-Administration vor derNiederlage zu retten, der sie sich nun sowohl im Irak als auch bei zukünftigen Wahlen inden USA gegenübersieht.
Die Welt entgleitet der amerikanischen Kontrolle,gleichzeitig werden politische Bewegungen und Staaten nicht mehr durch sowjetischeUmsicht gehemmt. Die Gegner der USA sind viel dezentralisierter als früher und die USAkönnen sie weniger als je zuvor unter Kontrolle halten, obwohl sie dabei bankrott gehenund beim Versuch, ihre Vorherrschaft zu erhalten, ihre Allianzen aufkündigen könnten.
Das gibt Anlass zu einem gewissen Optimismus, auf der Grundlage einerrealistischen Einschätzung des Gleichgewichts in der Welt. Wir sollten es vermeiden,Optimismus und Pessimismus einander gegenüberzustellen und stattdessen realistisch sein.Wenn die Amerikaner auch vieles zerstören, verlieren sie doch auch Kriege und ruinierensich wirtschaftlich und politisch. Doch die Welt hat seit einem Jahrhundert Kriegegeführt. Die USA sind seit 1946 die führende Kriegsmacht gewesen und haben doch dieTorheit nicht für sich gepachtet. Entscheidend ist jedoch, dass die Politik der USA nureine Widerspiegelung des Militarismus und der Irrationalität darstellt, die seit übereinem Jahrhundert so viele Staatsmänner in der Welt geblendet hat.
Die Aufgabebesteht nicht darin, die USA daran zu hindern, dass sie in der vom Unglück verfolgtenWelt weiteren Schaden anrichtet, wie es zurzeit im Irak geschieht. Vielmehr sollte mandie seit langem bestehenden globalen Illusionen, die zu der Aggression geführt haben, mitder Wurzel ausreißen.
* Gabriel Kolko ist als Historiker führend auf demWissensgebiet der modernen Kriegsführung. Er ist Autor der Bücher „Das Jahrhundert derKriege“ und „Another Century of War?“. Außerdem hat er die beste Geschichte desVietnamkriegs verfasst „Anatomy of a War: Vietnam, the US and the Modern HistoricalExperience“. Sein neuestes Buch „The Age of War“ erscheint im März 2006. Er ist unterkolko@counterpunch.org zu erreichen.
Übersetzung: Doris Werder
DasOriginal erschien am 17. Dezember 2005 auf der Website: www.counterpunch.org