So, Bezug nehmend auf unsere Debatte gestern Abend bezüglich Ropbert F. Kennedy Jr.:
Ich habe jetzt die ersten Stunden des Tages damit verbracht, mir anzuhören, was der Mann selbst sagt, und ein bisschen was gelesen. Mir reicht es dann aber auch für's erste und vor allem brauche ich einen Liter Ohrenöl
;)Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass man ihn auf keinen Fall als dämlichen VT-Idioten abstempeln kann. Er kommt mit manchen Sachen etwas krude rüber, da bin ich mir aber noch nicht so ganz sicher, ob das nicht einfach seine Art ist, einprägsam und plakativ zu sprechen. Er kommt auch nicht gerade als Chef-Intellektueller rüber, aber hier und da kann man bei Nachfragen doch ahnen, dass etwas mehr Tiefe dahinter steht, als es zunächst den Anschein hat.
Generell muss ich wieder mal sagen: Wenn man nicht Kenner der US-Geschichte und -Politik ist, kann man aus unserer Perspektive vieles einfach nicht qualifiziert einschätzen und kommt womöglich zu falschen Schlüssen. Das ist dann u. U. diese typisch deutsche ethisch-moralische Hybris seit einigen Jahren, mit der wir auch nie verstehen werden, warum ein Trump gewählt werden konnte. Festzustellen: "Die ticken halt anders" reicht da nicht aus; man muss sich schon etwas mehr hineindenken.
Im
Interview mit Jordan Peterson bekommt man eine Herleitung, wer dieser Mann ist, wie ihn die demokratische Partei von Kindheit an geprägt hat, also die "alten, eigentlichen" Dems, und was ihn von denen abgebracht hat. Eines der häufigsten Stichworte betrifft die Neocons, die sieht er an allen Ecken und Enden an den Hebeln der Macht und als Treiber der Agenda. Auch, was man den US-Linken vorwirft, wird besprochen. Da kann ich nichts weiter zu sagen, ich habe irgendwann auch vorwärts gespult. Jedenfalls ist er stark davon geprägt, beginnend mit den Morden an seinem Onkel und Vater, dass Machenschaften im Hintergrund laufen und dass er Agenden wittert.
Eine weitere Sache, die vielen Amerikanern extrem wichtig ist, ist die Freedom of Speech. Da haben wir in Deutschland ein anderes Verständnis, so wie wir auch nicht verstehen, wie tief verinnerlicht die US-konservative Einstellung zu einem Staat ist, der sich zuallererst mal aus dem Leben der Leute raushalten soll. Dies alles nur mal kurz, um ein paar Learnings oder Hürden beim Verständnis von US-Politik anzudeuten.
Zum eigentlichen Thema: Er hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Korruption der US-Gesundheitsbehörden zu bekämpfen, unter dem Motto: "Make America Healthy Again". Das interessiert Trump persönlich sicher nicht besonders, aber er muss RFK dankbar sein etc. und konnte einen weiteren Lautsprecher in seiner Kampagne auch ganz gut gebrauchen.
Wie ich gestern schon sagte bzw. zur Diskussion stellte: Ich halte sein Anliegen für vollauf begründet und diese Initiative für 100% richtig. Wie gehen wir damit um, dass er gerne mal im VT-Bereich unterwegs ist? Ist das ein Grund, seine Kampagagne abzulehnen? Zum einen bin ich der Meinung, man sollte sich immer genauer ansehen, was es wirklich mit einer Person und ihren Aussagen auf sich hat, vorausgesetzt sie ist nicht offenkundig schwachsinnig. Zum anderen tut es m. E. dem eigenen Denken immer gut, sich auf andere Positionen so weit einzulassen, dass man sie open minded und mit ernsthaftem Interesse prüft (was die eigentliche Bedeutung des Begriffes "Kritik" ist), statt sie in Schubladen zu stecken und nicht mehr hinauszulassen.
Also ich erwarte mit großer Spannung, wie RFK Jr. das nun anstellt. Dass das gleich im Sande verläuft, ist unwahrscheinlich. Der Mann ist zu gewieft und routiniert, als dass Trump ihn kurzerhand ins Klo spült. Mal sehen. Im Interview mit NBC gibt es eine Zusammenfassung von allem, was bei dem Thema aktuell ist. Es ist noch nicht bestimmt, was für einen Posten er eigentlich bekommt. Ja, so läuft das bei Trump
:shrug: Auch die Impf-Frage wird ihm gestellt, und man sollte genau hinhören, was er dazu antwortet und wie er die Covid-Impf-Angelegenheit rückblickend darstellt. Kurz: Er würde keinen Impstoff einschränken. Es soll jeder Mensch für sich entscheiden können, was er einnimmt, und im Hintergrund soll Wissenschaftlichkeit herrschen (da bin ich mir noch nicht so ganz schlüssig, welches Verständnis er von Science wirklich hat. Das könnte noch eine der spannenden Fragen werden...).
RFK Jr. talks health care agenda following Trump win: ‘I’m not going to take away vaccines’
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