Tussinelda schrieb:interessant, auf was Du alles NICHT eingehst, meine Antwort auf Deinen post betreffend.
Ist das so? Dann musst du dich genauer ausdrücken. Ich meinte, auf das spezielle Problem eingegangen zu sein.
Tussinelda schrieb:Kinder spielen nach, ganz unbedarft, dass Menschen unterschiedlich behandelt werden dürfen/können/müssen.
Tun sie das? Habe ich noch nie erlebt. Weder als Kind noch als zuschauender Erwachsener. Normalerweise spielen Kinder gern, was interessant und abenteuerlich wirkt und wobei sie sich austoben können. Darum sind Piraten auch interessanter als friedlich seefahrende Kaufleute.
Vielleicht meinst du, dass viele Kindergruppen gern einzelne Kinder ausgrenzen oder gar schikanieren. Das hat aber mit dem Vorbild der Erwachsenen nicht viel, ich würde sogar sagen: gar nichts zu tun. Kinder sind keineswegs Unschuldslämmer, die ohne böses Vorbild von alleine nie auf die Idee kämen, andere Menschen schlecht zu behandeln. Das ist nur eine Wunschvorstellung verträumter Pädagogen, die, wenn sie Gegenteiliges erkennen müssen, verzweifelt nach einem Grund suchen müssen, damit sie dieses Weltbild trotzdem aufrechterhalten können.
Dass Kinder, die andere mobben wollen, aber gern auf Ausreden zurückgreifen, die ihnen die Welt der evtl. rassistischen Erwachsenen anbietet, mag sein. Der Grund kann aber auch sein, dass der Vater des gemobbten Kindes Fan eines Fußballclubs ist, dem der Vater des Mobbers überhaupt nichts abgewinnen kann.
CosmicQueen schrieb:Der Vater von Pipi wird aber auch immer als Pirat dargestellt...ein Seefaher der eben wild durch die Meere fährt.
Ich hatte immer gedacht, er wäre ein normaler Seefahrer. Aber wie auch immer: entscheidend in den Büchern ist, dass er in der Südsee König einer Insel wird. Und dass die Leute dort freiwillig von ihm beherrscht werden wollen.
Tussinelda schrieb:ob Lindgren nun absichtlich/unbewusst den Kolonialismus kindgerecht dargestellt und vermittelt hat, aus Sicht von Weissen
Das hat sie, da bin ich mit dir. Ich vermute mal, unbewusst. Das Buch wurde eben in den 40er Jahren geschrieben, als der Kolonialismus tatsächlich noch existierte.
Wenigstens versucht Pippi (die Figur, nicht unbedingt die Autorin) dem entgegenzuwirken, da sie nicht von den schwarzen Kindern als etwas Besonderes angesehen werden will (jedenfalls nicht mehr als in Schweden, wo sie ja ebenfalls aus der Menge herausfällt), sondern nur mit ihnen spielen will.
Ob man solche Bücher verbannen sollte, weiß ich nicht. Es diente wohl damals dazu, realen Kindern die Flucht in eine Welt zu ermöglichen, wo man ohne jede Fesseln durch Erwachsene (oder auch nur die körperlichen Begebenheiten) tun und lassen konnte, was man wollte. Und vor allem: Abenteuer erleben konnte. Die meisten Kinder werden heute von ihrer Umgebung weniger stark eingeschränkt, als es Thomas und Annika (und sicher auch die damaligen Leser) waren, bevor sie Pippi kennenlernten. Wer spielt schon heute noch artig Krocket oder muss als Mädchen aufpassen, dass die Kleidung nicht schmutzig wird, und das auch noch im Alltag?
Für "Pippi Langstrumpf" gilt, dass es ein Klassiker ist, den man als Kindergarten- und Grundschulkind einfach kennen muss. Wer sie nicht kennt, ist im schlimmsten Fall unten durch, auch wenn die Eltern hehre Gründe hatten, ihm das Buch vorzuenthalten. Man kann seinem Kind doch erklären, dass viele, was darin steht, das Denken und der Alltag einer vergangenen Zeit war!
Und ein Kind, das normalen Umgang mit schwarzen Kindern hat, wird auch durch Taka-Tuka-Land-Schilderungen nicht auf die Idee kommen, die dortigen Gegenbenheiten (weißer Europäer ist Häuptling schwarzer Südseebewohner, weil die das unbedingt so wollen) für real, normal oder gar wünschenswert zu halten.