Libertin schrieb:Eben nicht. Das N-Wort (aus dem lateinischen Wort für "schwarz" (niger)) war schon immer rassistisch konnotiert. Erstmals verwendet wurde es im 16. Jahrhundert im Zuge des spanischen und portugiesischen Sklavenhandels und zwar für afrikanische Sklaven bzw. bezog sich der Begriff auch damals bereits auf die Hautfarbe. Jedoch war dies keine neutrale Zuordnung, da das bereits zu einer Zeit war, als schon die Stereotypisierung von Menschen in Menschenrassen aufkam. Es gab daher keine Zeit, in der der Begriff nicht auch als abwertende Bezeichnung für Schwarze verwendet wurde, auch wenn es hierzulande erst im 18. Jahrhundert mit dem Aufschwung der Rassentheorien in die deutsche Sprache übernommen wurde.
Schon immer.. und überall?
Auch das ist nur ein Teil der Wahrheit, möchte ich meinen.
Ich kenne die Geschichte zwar auch so, dass es im Zuge des Ausbaus des Sklavenhandels immer mehr diese negative rassistische Konnotation bekam, um das eigene Vorgehen der Händler moralisch rechtfertigen zu können, was im weiteren Verlauf der Entwicklung in der Rassentheorie mündete. Aber es war über lange Zeit eben auch so, dass der "schwarze Kontinent" gerade auch zur Blütezeit der Islamisierung als zivilisatorisch ebenbürtig oder sogar noch fortschrittlicher angesehen wurde, und die dunkelhäutigen Vertreter dieser Zivilisation (aus der Antike schon als "niger" bekannt) als mehr oder minder Gleichgestellte behandelt wurden. Abgesehen vom Glauben natürlich.
Hierzu fallen mir Nubien, Mali, Äthiopien, etc. ein..
Wobei damals bei uns auch eher noch der Begriff Mohr gebräuchlich war, der heute auch als rassistisch konnotiert angesehen wird, der aber auch nichts weiter beschreibt, als die Hautfarbe. Gut, auch dafür gibt es plausible Gründe, die sich jedoch wiederum ebenso nicht verabsolutieren lassen. Es ist also immer eine Frage von mehr oder minder gut belegten Wahrscheinlichkeiten, wie oft ein Begriff tatsächlich nur rassistisch verwendet wurde, was seine heutige Konnotation begründet, keine Frage von "ist so, weil Geschichte". Auch wenn die Leute natürlich ob ihres anderen Glaubens weniger "wert" waren, war es immer nur zum Teil eine Frage der Hautfarbe.
Erst die ökonomische und politische Wirklichkeit der Blütezeit des Sklavenhandels belastete das Wort derart rassistisch, dass es im Zuge der Aufarbeitung der Kolonialzeit als "in weiten Teilen rassistisch herabwürdigend" klassifiziert wurde, und gebeten wurde drauf zu verzichten, weil ein Teil der Betroffenen furchtbare Verbrechen damit assoziieren, und sich davon nicht traumatisieren lassen wollen.
Kann man schon verstehen, aber eben nicht verabsolutieren.
Und genau darum geht es mir in letzter Konsequenz.
Wenn sich sowas weder geschichtlich, noch sprachphilosophisch, noch emotional verabsolutieren lässt, wie sinnvoll ist dann die gesellschaftliche Ächtung dieses Wortes in dieser Vehemenz? Ich kann noch gut nachvollziehen, wenn man darum gebeten wird, dass man es lässt, weil "Argumente".
Wenn jetzt aber eine Hexenjagt veranstaltet wird, die gegen alles und jeden schießt, der sich gegen diese Verabsolutierung positioniert, und man ihn mit geistiger Inflexibilität, emotionaler Unzulänglichkeit oder Ignoranz in Verbindung bringt, obschon die Beweggründe wie beschrieben woanders liegen, ist das eine Sache, bei der ich eben nicht mitgehen möchte. Das geht mir einfach zu weit, und es wird der Sache nicht gerecht - provoziert sogar zT mehr Probleme zwischen den politischen Gruppen, als dass es welche lösen würde, wie weiter oben auch ausführlich beschrieben.
Gut, ich kann die Irritation vieler Menschen hier verstehen. Es ist wirklich ein komplexes Thema, und ich lehne mich mit meiner Vorgehensweise zT auch etwas weit aus dem Fenster. Für mich privat mag das noch alles Sinn ergeben; .. für die Öffentlichkeit ist es aber offenbar nur wenig zugänglich, was ich schreibe.
Aus dem Grund lasse ich es jetzt erstmal wieder ruhen.
Vllt lösen sich bei mir noch etwaige geistige und/oder emotionale Blockaden, dann schreibe ich wieder was dazu.