Fedaykin schrieb:Eben, ist nicht mehr ww2 wo man umstellen konnte..
Was nicht da ist ist nicht da
Larry08 schrieb:Ein Problem ist auch das viele nicht verstehen, dass man jetzt wo eben keine aktue Gefahr besteht, schon eine gut ausgestattete Armee braucht, weil man im Ernstfall nicht mal eben die Industrie anwerfen kann und dann ein paar hundert Panzer, Schiffe, Flugzeuge etc bauen kann.
Ich sah neulich auf YT ein Video, das mich daran erinnert. Leider finde ich es nicht mehr, reiche es nach wenn es mir doch vor den Mauszeiger kommt.
Es ging kurzum um das fiktive Szenario eines heißen kalten Krieges. Ausgelöst von einer westlichen Übung, die die Sowjets einerseits provozierten und die diese andererseits falsch als Vorbereitung eines echten Angriffs deuteten. So griff die paranoide Führung dann "proaktiv" den Westen an und ein zehrender Krieg in Europa ist die Folge, der leider mittelfristig zügig atomar wird. Die Welt liegt aber nicht in Schutt und Asche und der atomare Schlagabtausch bleibt in dem Szenario relativ taktisch. Irgendwann geben die Seiten auf bzw. stellen die Kampfhandlungen ein, weil auch die Leute genug haben.
Das Video war in der Aufmachung her von einem realistischen Ansatz geprägt, soll heißen, es wirkte so als hätte man sich Gedanken gemacht und nicht einfach nur ein Szenario hingeklatscht. Ich gehe also mal davon aus, das Szenario hätte sich möglicherweise so zutragen können weil die Macher da Recherche und Co reingesteckt haben. Mitunter trägt das insofern Rechnung, dass man beispielsweise halbwegs realistisch die US-Verstärkungen einberechnet hat, und welche Probleme die transatlantische Logistik haben würde. Oder wie sich die Mentalität im Krieg entfaltet hätte, wo vermehrt Kampfhandlungen stattgefunden hätten, etc .pp.
Ich bin kein Militärexperte der beide Seiten eingehend studiert hat, aber es wirkt kurzum halbwegs realistisch auf mich in der Darstellung, will ich damit sagen.
Jetzt komme ich nach diesem "Disclaimer" zum Zitat oben. Im Video fiel die Kernaussage, dass selbst der kalte Krieg ein Krieg gewesen wäre, wo man nicht mal zügig und massenhaft neue Fahrzeuge in den Kampf werfen kann. Aus etwaigen Gründen, wie der vorhandenen Infrastruktur, oder, dass noch relevante Infrastruktur vermutlich schnell angegriffen und zerstört worden wäre und man nur schleppend nachliefen könnte. Dass der kalte bzw. heiße Krieg also kurzum ein Krieg gewesen wäre, den man im Kern mit den Mitteln ausgetragen hätte, die man zu Beginn hat. Mensch wie Material.
Ich mutmaße also, heute ist das umso mehr der Fall. Das würde aber in der Schlussfolgerung bedeuten: Es ist umso wichtiger, eine abwehrbereite gut ausgerüstete Armee zu haben. Menschen kann man im Notfall "nachziehen" wenn es hart auf hart kommt, auch wenn natürlich vor Konfliktfall X gut ausgebildete Berufssoldaten besser sind, als in einen Krieg "nachgeworfene" Eingezogene oder Reservisten die keine vergleichbare Erfahrung haben. Aber Material, das ist noch tückischer nachzuliefern. Zeitnah, versteht sich.
Augenscheinlich würde ein neuer konventioneller Konflikt nicht mehr viele Jahre dauern sondern in einer überschaubaren Zeit "ausgetragen" sein. In dieser vermutlich überschaubaren Zeit heißt es dann: Da kommt zeitnah kein entsprechendes Material nach was es nicht schon gibt oder was nahezu fertig ist. Zumindest keine Vehikel.
Als Laie vergleiche ich immer gern mit einer Krankenversicherung oder IT-Sicherheit. Oder Rechtsschutz. Was auch immer. Erst dann investieren zu wollen wenn etwas passiert, nützt nichts. Dann ist es zu spät. Ergo will man vor dem "Schadensfall" einen soliden Schutz haben. Das gibt es aber nicht zum Nulltarif oder indem man hofft, sich hinter den anderen NATO-Partnern verstecken zu können. Da muss im Idealfall jeder robuster werden.
Natürlich kostet das bei einem endlichen Haushalt Geld und man kann nicht endlos Mittel hineinpumpen. Gerade auch jetzt wo die Wirtschaft in Teilen Probleme erleidet, da Mittel aufgewendet werden müssen und man auch das Ressort "Gesundheit" insgesamt stärken / aufpeppeln möchte. Aber wenn man die Mangel- und Misswirtschaft im Bereich Verteidigung immer wieder mitbekommt, dann kann es das auch nicht sein.
Gerade mit dem Kerngedanken einer "Wehrhaften Demokratie". Ja, wehrhaft dürfte auch nach außen, nicht nur nach innen heißen und bedeuten. Ich kann schlecht den Fokus rein nach innen und auf z.B. Extremisten und Terroristen legen und im Sinne der wehrhaften Demokratie argumentieren (soweit ja ok oder wichtig), aber dann ziemlich die Verteidigung ggü. fremder Mächte vernachlässigen, die im Worst-Case bei einer Besetzung Fremdbestimmung ausüben. Will sagen, es wirkt inkonsequent.
Vielleicht wünsche ich mir aber auch einfach als Bürger grundsätzlich, dass man diese empfundene Inkompetenz und einen "Unwillen" nicht nur im Bereich Verteidigung, sondern generell los wird. "Made in Germany" und Co, das stand mal für was. Heute? Gibt es zwar immer noch, aber man könnte meinen, politische Unfähigkeit, ständig kränkelnder Schienenverkehr (die Bahn ist quasi ein "Meme" im Sinne verbesserungswürdiger Pünktlichkeit), links und rechts im internationalen Wettbewerb von anderen überholt werden, die Unfähigkeit, zeitnah bzw. halbwegs effizient einen Flughafen zu errichten, und und und. Beruflich kriege ich dann auch noch die eine oder andere wiederkehrende Lage oder Misswirtschaft mit, wo ich mir denke:
Mein Gott, wann begann dieser empfundene Abwärtstrend in vielen Bereichen und wie kann man das zeitnah beheben?Es gibt im wahrsten Sinne wie auch übertragenen Sinne viele Baustellen im Land. Aber ich würde mir bei unbekannter Zukunft zumindest wünschen, dass man sich auch als Bürger "nach außen hin" sicher fühlen kann. Ich meine damit auch nicht unsere innereuropäischen Nachbarn. Aber starke Streitkräfte sind national wie auch international in der Allianz nunmal "deterrence", also Abschreckung und so gesehen meistens Faktor für Sicherheit.
Okay, genug ranting.