Russland das Buhland... aber warum?

Wurstsaten schrieb am 02.12.2022:Putin wird den Krieg erst beenden, wenn der seine Macht im Kreml gefährdet. Momentan profitieren wichtige Paladine, wie z.B. Prigoschin vom Krieg, wenn das nicht mehr der Fall ist, weil sich damit kein Geld mehr verdienen lässt, wird Putin entweder von der Meute zerfetzt oder beseitigt sie.

Wenn Kriminelle wie Prigoschin an Macht und Einfluss gewinnen, ist das ein Zeichen für den Abstieg des Putin-Regimes.
So war es auch in Serbien, je länger der Krieg andauerte, desto wichtiger wurden dort Kriminelle.
Am bekanntesten in Serbien wurde Arkan, Gangsterchef, Söldnerchef und Nationalist, mit guten Beziehungen zu Milosevic, und witzigerweise hatte Arkan genau wie Prigoschin eine Beziehung zu Kulinarik, er war nämlich Konditoreibesitzer.

Der serbische Milizenführer Zeljko Raznjatovic (46) wird mit einer Reihe von Greueltaten und Morden in Verbindung gebracht."Arkan", wie seine Anhänger in nennen, machte vor allem im Krieg im früheren Jugoslawien von 1991 bis 1995 von sich reden.Damals sollen er und seine berüchtigte Soldateska, die "Tiger", an serbischen Offensiven gegen Kroaten und Moslems teilgenommen haben.Nun schickt Raznjatovic serbische Freiwillige in den Kampf gegen die albanische Bevölkerung im Kosovo.Der britische Verteidigungsminister George Robertson sagte, die Einschaltung des "Schlägers Arkan" durch Belgrad sei bezeichnend für die "Vernichtungspolitik" Jugoslawiens."Arkan", Gründer und Chef der Partei der serbischen Einheit (SSJ) in Belgrad, werden gute Beziehungen zum jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic nachgesagt.In der jugoslawischen Hauptstadt ist der Ultra-Nationalist auch als reicher Besitzer einer Konditorei und des Fußballklubs FK Obilic bekannt.Verheiratet ist der 46jährige seit 1995 mit der populären serbischen Volkssängerin Ceca.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/gesuchter-krimineller-und-ultranationalist-595189.html

Inv3rt schrieb:Für eine Stoßarmee ist derartiges weniger wichtig als für eine Armee wie du sie vllt vor Augen hast.
Da wird nicht mit Material um sich geworfen, weil die durchschnittliche Lebenserwartung und der individuelle Nutzen des einzelnen Soldaten deutlich geringer ist. Unmenschlich eben. Wer schneller stirbt, braucht weniger Essen. Um mal einen Kremltreuen dazu zu zitieren:
Alexander Sytin, ein kremltreuer Politikwissenschaftler, sagte gleichzeitig, der kollektive Westen und die Ukraine „verstehen es absolut nicht, dass es für Russland keine nicht hinnehmbaren Verluste gibt. Es gibt sie einfach nicht! Deswegen kann der Krieg beliebig lange fortgeführt werden.“[

Das ist immer noch etwas, das ich widerlich und absolut nicht nachvollziehbar finde. Aber ich glaube, Menschen wie ich müssen aufhören zu versuchen in die russische Mentalität hereinzudenken. Es geht nicht. Ich verstehe die bulgarische Mentalität nach über sechs Jahren im Hinterland hier so halbwegs. Der Tod gehört hier viel mehr zum Leben, als in Deutschland. Auf den Dörfern wird nach spätestens zwei Tagen - unkremiert, die Möglichkeit gibt es hier kaum - beerdigt. Offener Sarg, bis kurz vor "five feet under", davor in der Regel im Haus der Familie/Angehörigen. Außer bei Straftaten wie Mord oder so. Hier ist der Anblick von Toten ganz normal, wenn man am Dorfleben teilnimmt. Jeden Winter sterben alte Menschen, auf deren Beerdigung man geht.

Aber kein noch so engagierter Bulgare würde jemals sinnlos und schlecht ausgestattet in einen Krieg für ein vergleichsweise lächerliches Stückchen Land laufen. Hier gibt es regelmäßig bei Demonstrationen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. In die auch ab und zu das Militär eingreifen muss, weil die Polizei richtig Lack kriegt von der Bevölkerung (sich beide Parteien darüber aber auch nicht so richtig beschweren, ist halt so hier).

Russland scheint da ganz anders zu sein. Das Volk ist NICHTS wert. Und lässt sich überwiegend einfach in einen sicheren Tod schicken. Ich verstehe es nicht. Für was? Für ein bisschen Ukraine (Donbass), von einem derart großflächigen Land wie Russland. Dessen Dörfer in schlechterem Zustand sind als die der Ukraine. Was soll das? Ich verstehe nicht, was der Terrorzwerg eigentlich will. Er hat doch sein Land noch nicht mal halbwegs industriell auf die Reihe gekriegt.
Und wenn er an besser entwickelter Industrie partizipieren wollte, dann werden ihm annektierte und völlig zerbombte Städte der Ukraine dabei auch nicht helfen.

SomertonMan schrieb:Na ja, war das übliche Schöngerede. Die Soldaten im Einsatz werden modernste Ausrüstung und Kleidung bekommen. 🥱

Der Saal war voller fettgefressenen, weißhaarigen Sesselfurz... äh... Militärs.

Eigentlich war die Veranstaltung nur zum Lachen. 😁

So in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt. Nur etwas mehr Drohungen gegen den unfähigen, schwulen, heroinsüchtigen Naziwesten. Der eben dann nach der Ukraine sofort dran sein wird. Wobei ich mir die Rede noch nicht im Original reingezogen habe. Bulgarisch und Russisch sind zwar ähnlich, aber eben nicht ganz und so richtig fließend ist mein Bulgarisch dann auch nicht bei Wörtern, die ich nie vorher gebraucht habe.
Hast du ne Quelle, wo ich mir den kleinen, weltbeherrschenden Zar mit den Hühnerbrüstchen ganz anhören kann? Ich habe bis jetzt nur Ausschnitte gefunden.

Karakachanka schrieb:Ich verstehe es nicht. Für was? Für ein bisschen Ukraine (Donbass), von einem derart großflächigen Land wie Russland.

@Karakachanka
Du fragst für Was? Du hast doch bestimmt mitbekommen, was die Ernteausfälle durch den Krieg für die Weltbevölkerung bedeuten?
Der Donbass, die Ukraine besitzen ungeheuer wertvolles, fruchtbares Land.

Das liegt vor allem an den Schwarzerde-Böden, die zu den besten Ackerböden der Welt gehören. Sie sind locker, schön krümelig, humusreich, kalkhaltig, oft sehr tiefgründig – und in der Ukraine weit verbreitet.

Mehrere günstige Umstände kommen hierfür zusammen: Die natürliche Landschaft weiter Teile der Ukraine besteht aus Steppe, denn die Ukraine liegt weit weg vom Ozean, hinter den Karpaten. Es regnet viel weniger als in Mitteleuropa, und im Winter ist es ziemlich kalt.

Außerdem ist die Ukraine bis auf die Karpaten ganz im Westen weitgehend flach. Auf diesen Flächen wurde noch in der letzten Eiszeit viel Löss abgelagert. Löss kennen wir auch aus weiten Teilen Deutschlands: Es ist ein kalkhaltiges, relativ lockeres Sediment, nicht zu lehmig, nicht zu sandig. Das ist schon mal ein gutes Ausgangsmaterial.

Unter Steppenbedingungen entwickelten sich aus diesem Löss die für die Ukraine so typischen sehr humusreichen Schwarzerde-Böden. .........
Die Ukraine ist zwar nicht das einzige Land mit solchen Böden, in Europa findet man größere Flächen auch in der ungarischen Puszta und in Rumänien, aber die Ukraine hat innerhalb Europas flächenmäßig die größte Schwarzerde-Fläche. Und nach Osten geht dieser Steppengürtel noch viel weiter. Er zieht sich über Kasachstan und Teile Russlands bis in die Mongolei. Die Ukraine bildet aber das westliche, europäische Ende dieses weitgestreckten Gürtels und ist gerade deshalb innerhalb Europas die Kornkammer schlechthin.

Quelle: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-waechst-in-der-ukraine-so-viel-getreide-100.html

frauZimt schrieb:Du fragst für Was? Du hast doch bestimmt mitbekommen, was die Ernteausfälle durch den Krieg für die Weltbevölkerung bedeuten?
Der Donbass, die Ukraine besitzen ungeheuer wertvolles, fruchtbares Land.

Das ist mir absolut bewusst. Ich weiß auch, dass es da sehr viele unerschlossene Gasvorkommen gibt. Aber beides hat Russland selber. Mehr als genug. Teilweise auch noch nicht erschlossen. Also warum dafür eigene Soldaten in den Tod schicken und in der Ukraine Dörfer plätten, plündern, vergewaltigen, foltern, morden. Für mich in "meiner Welt" ist das komplett schwachsinnig. Und für genau das halte ich Putin auch. Der ist irre, wie damals Hitler es mindestens zum Schluss war. Was Putin macht, das ist für sein eigenes Land sinnlos.

@frauZimt
In Bulgarien haben wir zum Beispiel auch die wirklich richtig fruchtbaren "Schwarzböden". Wir hatten trotz Wasserknappheit eine Rekordernte letztes Jahr bei Sonnenblumen, Weizen und Mais. Hauptanbauprodukte an der Küste. An die Bevölkerung weitergegeben wurde das nicht (außer man hatte Ackerland an eine Kooperation verpachtet). Bulgarien ist eine der Kornkammern Europas. Wir haben Weizen für vier Jahre eingelagert. Aber keiner hat Interesse daran, dass wir ihn im Moment verkaufen und die Situation damit erleichtern. Da kommen wir aber fast schon in den VT-Bereich

@Karakachanka

https://www.n-tv.de/23799689

Ich weiß aber nicht, ob das die komplette Rede ist. Denke aber ja. ntv hatte sie live übertragen. Ich hatte erst mittendrin reingeschaltet.

Der interessantere Teil kam dann eigentlich auch erst anschließend von Schoigu.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat angekündigt, die Streitkräfte des Landes zahlenmäßig deutlich aufzustocken. Er schlage vor, die Zahl der Soldaten auf 1,5 Millionen anzuheben, sagte Schoigu am Mittwoch bei einer im Fernsehen übertragenen erweiterten Sitzung des Verteidigungsministeriums unter Leitung von Kremlchef Wladimir Putin. Das entspricht einer Aufstockung von 350.000 Soldaten. Der Kremlchef erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/liveblog/ziel-von-15-millionen-soldaten-verteidigungsminister-schoigu-will-russische-armee-aufstocken-4309180.html

Zz-Jones schrieb:Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat angekündigt, die Streitkräfte des Landes zahlenmäßig deutlich aufzustocken. Er schlage vor, die Zahl der Soldaten auf 1,5 Millionen anzuheben, sagte Schoigu am Mittwoch bei einer im Fernsehen übertragenen erweiterten Sitzung des Verteidigungsministeriums unter Leitung von Kremlchef Wladimir Putin. Das entspricht einer Aufstockung von 350.000 Soldaten. Der Kremlchef erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden.

Ja prima. Und dann in Adiletten und mit Steinschleudern und selbstgeschnitztem Pfeil und Bogen oder wie hat man sich das vorzustellen?

Karakachanka schrieb:Ja prima. Und dann in Adiletten und mit Steinschleudern und selbstgeschnitztem Pfeil und Bogen oder wie hat man sich das vorzustellen?

Weiß auch nicht, aber statt Mobilisierung nennt man es nun halt Aufstockung. Putin selbst wollte das natürlich nicht verkünden.

@Zz-Jones
Also. ich gehöre ja zu denen, die sich gerne über den profilneurotischen Terrorzwerg lustig machen. Ohne aber zu vergessen oder zu verleugnen, wieviel Leid und Horror er schon in der Ukraine angerichtet hat. Und das auch weiterhin gerade bei der Zivilbevölkerung tun wird. Das kann er. Leider. Und wahrscheinlich wird er es noch lange können, wenn die NATO nicht endlich vernünftige Waffen schickt oder eingreift.
Aber ich finde interessant und wichtig, dass sein Gesabbel "sanfter" wird. Mit Atomwaffen hat er nicht mehr ernsthaft gedroht, seit Xi sich dazu für chinesische Verhältnisse sehr "russlandunfreundlich" und deutlich geäußert hat. Von Indien hat er auch schon verbal eine vor den Bug gekriegt "Die Zeit für solche Kriege ist vorbei" (in etwa, ich habe es gerade nicht wörtlich).
Was will er noch? Er hat Lukaschenko, aber Belarus fliegt ihm sehr wahrscheinlich um die Ohren, wenn er versucht, es in den Kriegt zu involvieren. Die Bevölkerung steht nicht voll hinter Lukaschenko und sagt ihre Meinung, das hat sich bei Corona schon gezeigt.
Ja. Iran und Südafrika liefern ihm was. Und er hat den Dicken aus Nordkorea. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte: wenn die USA das wollen, dann machen die das ganz ohne die EU- und anderen Natoländer platt.
Die Armee von denen kann bissel mehr, als die Russische. Und ist in einem anderen Zustand

Karakachanka schrieb:Soldaten in den Tod schicken und in der Ukraine Dörfer plätten, plündern, vergewaltigen, foltern, morden. Für mich in "meiner Welt" ist das komplett schwachsinnig. Und für genau das halte ich Putin auch. Der ist irre, wie damals Hitler es mindestens zum Schluss war. Was Putin macht, das ist für sein eigenes Land sinnlos.

Ökonomisch/ Ressourcenstrategisch hast du auch Recht, das bringt alles nichts (zumal man Ackerboden auch pachten kann)

“ unser Volk braucht Raum " ist in Russland nicht wirklich ne Begründung.

Die Kriegsziele liegen nicht im Materiellen.

Fedaykin schrieb:Ökonomisch/ Ressourcenstrategisch hast du auch Recht, das bringt alles nichts (zumal man Ackerboden auch pachten kann)

“ unser Volk braucht Raum " ist in Russland nicht wirklich ne Begründung.

Die Kriegsziele liegen nicht im Materiellen.

Deswegen halte ich ihn persönlich inzwischen für komplett irre, gaga, Cäsarensydrom oder sowas. Was er macht, passt nicht zu 2022. Viele sagen, er weis, was er macht. Ich persönlich bin der Meinung: NEIN, er weiß nicht mehr, was er macht. Klar richtet er in der Ukraine sehr großen Schaden an. In erster Linie schadet er aber seinem Land. Und das ist aus meiner Sicht krank. Sehr krank.

Edit: "ihn" ergänzt

Karakachanka schrieb:In erster Linie schadet er aber seinem Land. Und das ist aus meiner Sicht krank. Sehr krank.

Ich zitiere mich mal selber. Nehme dazu

Inv3rt schrieb:Alexander Sytin, ein kremltreuer Politikwissenschaftler, sagte gleichzeitig, der kollektive Westen und die Ukraine „verstehen es absolut nicht, dass es für Russland keine nicht hinnehmbaren Verluste gibt. Es gibt sie einfach nicht! Deswegen kann der Krieg beliebig lange fortgeführt werden.“[

Mir persönlich wird da übel. Klar, jeder tote russische Soldat ist gut für die Ukraine. Aber mir tut auch dieses Kanonenfutter leid. Zumindest das, das am Anfang im Glauben reingelaufen ist, dass die Ukraine befreit werden will. Auch das, was von Kadyrow mehr oder weniger zwangsrekrutiert wurde. Natürlich nicht das Kanonenfutter, dass dann geplündert, vergewaltigt, gefoltert und gemordet hat. Für die hätte ich Ideen, die ich in diesem Forum aufgrund der Regeln sicher nicht schreiben darf

Karakachanka schrieb:Mir persönlich wird da übel. Klar, jeder tote russische Soldat ist gut für die Ukraine.

Vielleicht sollte man sich, wie in der Anfangsphase, nochmal stärker auf die Offiziere konzentrieren. Hohe Offiziere kommen natürlich nicht mehr so oft an die Front und die telefonieren auch nicht mehr mit dem Handy rum, wenn die doch mal an der Front auftauchen. Man muss die Kommandozentralen im Hinterland aufklären und die dann mit weit reichender Raketenartillerie oder Marschflugkörpern bekämpfen.

Karakachanka schrieb:Wir haben Weizen für vier Jahre eingelagert. Aber keiner hat Interesse daran, dass wir ihn im Moment verkaufen und die Situation damit erleichtern.

Grundsätzlich lagert jedes Land eine ausreichende Menge an Weizen, um Krisen überstehen zu können.
An der Situation in der Ukraine und vorher Corona sieht man , dass nach 1990 die Welt doch nicht friedlich und sicherer geworden ist.
Globale Krisen wird es auch in Zukunft geben.

Karakachanka schrieb:Ja prima. Und dann in Adiletten und mit Steinschleudern und selbstgeschnitztem Pfeil und Bogen oder wie hat man sich das vorzustellen?

Warum sollten die Chinesen nicht in wenigen Wochen 1 Million Winteruniformen für die Russen nähen können?
Gewehre würde ich mir keine Gedanken machen, da dürfte es massenweise auf Lager geben, zur Not liefert Nordkorea und der Iran irgendwelche AK Nachbauten. 1 Million Gewehre zu bekommen wird sicher das geringste Problem sein.

Karakachanka schrieb:Das ist immer noch etwas, das ich widerlich und absolut nicht nachvollziehbar finde.

Wie ich bereits geschrieben habe, spricht der Mensch vordergründig für seine Clique im Kreml, nicht für jeden Russen.
Die postsowjetische, russiche Soziologie ist mehr oder weniger ein Studiengang für sich und was der Politwissenschaftler behauptet ist aus anthropologischer Sicht monokausaler und undifferenzierter Schwachfug. Falls dich das Thema interessiert, gibt es etliche Literatur dazu, zB von der Universität Berlin. Es passt jedenfalls nicht in einen 100-Zeiler und schon gar nicht in 2-3 Sätze.

Karakachanka schrieb:Ich verstehe die bulgarische Mentalität nach über sechs Jahren im Hinterland hier so halbwegs. Der Tod gehört hier viel mehr zum Leben, als in Deutschland. Auf den Dörfern wird nach spätestens zwei Tagen - unkremiert, die Möglichkeit gibt es hier kaum - beerdigt. Offener Sarg, bis kurz vor "five feet under", davor in der Regel im Haus der Familie/Angehörigen. Außer bei Straftaten wie Mord oder so. Hier ist der Anblick von Toten ganz normal, wenn man am Dorfleben teilnimmt. Jeden Winter sterben alte Menschen, auf deren Beerdigung man geht.

Aber kein noch so engagierter Bulgare würde jemals sinnlos und schlecht ausgestattet in einen Krieg für ein vergleichsweise lächerliches Stückchen Land laufen. Hier gibt es regelmäßig bei Demonstrationen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. In die auch ab und zu das Militär eingreifen muss, weil die Polizei richtig Lack kriegt von der Bevölkerung (sich beide Parteien darüber aber auch nicht so richtig beschweren, ist halt so hier).

Vermutlich würde dir selbst ein Bulgare, wenn du ihn fragst, was macht die bulgarische Mentalität aus, darauf das gleiche antworten wie ein Deutscher, den man fragt, wie es ist Deutscher zu sein und was ihn/uns ausmacht. Ich weiß jedenfalls nicht was ich darauf auf Anhieb antworten sollte - ohne in oberflächliche Klischees (vom tobenden Teutonen, der Fleißige, der Pedantische usw) zu verfallen, die ich selbst nichtmal in einer Person erfülle und von denen ich zu Teilen erstmalig in der Diskussion um die Leitkultur gelesen habe - und mich spontan ziemlich undeutsch gefühlt habe, um ehrlich zu sein. Vermutlich lag es dauch daran, dass Bayern so viel kulturellen Raum bei der Diskussion eingenommen hat, statt Friesland oder so und Bayern mentalitätsmäßig für mich als Küstenmensch ziemlich fremd ist.

Ist insgesamt ne schwierige Kiste und mMn versteht man die Kultur eines Landes erst besser, wenn man in der Geschichte, sprich der anthropologischen Entwicklung eines Landes oder einer Kultur "gefühlt" zuhause ist, weil man sie studiert/oft besucht/dort gelebt hat und zB weiß warum dieses oder jenes, so oder so getan wird.

Karakachanka schrieb:Was soll das? Ich verstehe nicht, was der Terrorzwerg eigentlich will.

Dazu gibt es verschiedene Betrachtungsweisen, je nachdem wo du ansetzen willst.
Dass Putin ideolgisch ein dogmatischer Imperialist, ein machthungriger Verbrecher und ein chauvinistischer Gernegroß ist, ist dir sicher geläufig. Strategisch war/ist er am Donbass interessiert, um die Ukraine damit wirtschaftlich vordergründig zu schwächen und sie darüber abhängig von Russland zu machen, damit er sie defacto, bei passender Gelgenheit, als Staat auflösen kann.

Die Geschichte um den ganzjährig eisfreien Hafen auf der Krim usw ist um Grunde wie der Donbass selbst allerdings nur ein Teilziel, welches er als Sieg oder vielleicht auch einzige Bedingung ausgäbe, wenn es gelänge - womit allerdings der Rattenschwanz einhergeht, die Ukraine wirtschaftlich zu strangulieren, um sie wiegesagt als Staat aufzuläsen. Ein Punkt den viele Verhandler wie Precht & Co. nicht berücksichtigen, wenn sie sagen, man sollte Putin für Kiew den Süden opfern - was langfristig Putin in die Karten spielte, nicht der Ukraine.

Röhrich schrieb:Grundsätzlich lagert jedes Land eine ausreichende Menge an Weizen, um Krisen überstehen zu können.
An der Situation in der Ukraine und vorher Corona sieht man , dass nach 1990 die Welt doch nicht friedlich und sicherer geworden ist.
Globale Krisen wird es auch in Zukunft geben.

Wenn du mal eines dieser Lager gesehen hättest, dann wüsstest du, was dieser Weizen nach vier Jahren noch wert ist. Ich kenne selbstverständlich nicht alle Lager in Bulgarien. Nur zwei. Und da schimmelt das Zeug von der letzten Ernte jetzt schon nach mehreren Wochen Regen und hoher Luftfeuchtigkeit vor sich hin. Aber bevor man dann in vier Jahren verhungert kann man da sicher noch was draus machen.

Röhrich schrieb:Warum sollten die Chinesen nicht in wenigen Wochen 1 Million Winteruniformen für die Russen nähen können?
Gewehre würde ich mir keine Gedanken machen, da dürfte es massenweise auf Lager geben, zur Not liefert Nordkorea und der Iran irgendwelche AK Nachbauten. 1 Million Gewehre zu bekommen wird sicher das geringste Problem sein.

Weil sie gerade ein klitzekleines Coronaprobem haben und ihren ihre eigene Wirtschaft im Moment wichtiger ist? Weil sie es sich nicht ganz mit "dem Westen" verscheißen wollen, weil das in Summe doch wichtiger ist als Russland, egal wie amifeindlich sie sind?
Mehr fällt mir aber auch nicht ein. Ich traue mir nicht zu China einzuschätzen.

Aber gehe mal auf meine Frage, auch wenn nicht direkt gestellt, ein. Iran liefert. Südafrika liefert. Der Specki aus Nordkorea liefert, hilft vielleicht sogar direkt. Hat er ja schon angeboten. Siehst du da auch nur den Hauch einer Chance gegen die USA, wenn denen mal der Kragen platzt?

Karakachanka schrieb:Aber ich finde interessant und wichtig, dass sein Gesabbel "sanfter" wird

Auch beim Auftritt in Belarus kam er mir sehr entspannt vor, gleich bei der Begrüßung am Flieger hat er erstmal fröhlich was von der Hostess angebotenes genascht und dann mit dem Luka gescherzt.
Vielleicht ist er entspannter weil er sich auf einen längeren Konflikt einstellt der vielleicht andere Möglichkeiten bieten kann als sinnlos gutes Material zu verwenden um nicht-militärische Infrastruktur zu zerstören... vielleicht hofft er auch aus diesem Krieg zu lernen und sein Militär zu verbessern... vielleicht hat ihn sein Psycho-Doc auch einfach nur besser eingestellt.

Karakachanka schrieb:Weil sie gerade ein klitzekleines Coronaprobem haben und ihren ihre eigene Wirtschaft im Moment wichtiger ist? Weil sie es sich nicht ganz mit "dem Westen" verscheißen wollen, weil das in Summe doch wichtiger ist als Russland, egal wie amifeindlich sie sind?
Mehr fällt mir aber auch nicht ein. Ich traue mir nicht zu China einzuschätzen.

China hat Probleme mit Corona aber werden die deshalb keine Militärkleidung nähen können? Dann macht es Indien.
Und deshalb wird denen niemand einen Strick daraus drehen, es handelt sich um Kleidung und nicht um Waffen.
Waffen würde man halt dort einkaufen, wo diese Länder eh nichts mehr weiter zu verlieren haben.

Ich sehe da kein Problem, wenn Russland sich dazu durchringt und die Gelder frei macht.
Machbar wäre es, der Kauf/Tausch der iranischen Drohnen war für Russland ein sicher größerer Schritt.

Und ich sehe die USA nirgendwo eingreifen, weder im Iran, noch in Nordkorea.
Dort will man sich eigentlich aus Kriege vermehrt raushalten und wird sicher nicht in den Iran einmarschieren. In Nordkorea sowieso nicht, dort wäre es ein blutiger, wenn nicht vernichtender Krieg Nord gegen Süd.