Röhrich schrieb:Die Strategie der Russen wirft so viele Fragen auf.
Da klappt offenbar gar nichts.
Jetzt noch ein Jahrhundert Tief Regen, Regen, Regen.
Dann sitzen die komplett im Schlamm fest, dann ist schnell essig mit Artillerie nachladen.
Auf der anderen Seite gibt es viele Puzzleteile. Zum Beispiel, dass man sich bei der Rüstung in den letzten Jahren weg von Land- zur See-Macht entwickeln wollte. Das geht aber zu Lasten der Landstreitkräfte.
So kam es, dass Russland sich vom Effizienzgedanken verabschiedete. Galeev beschreibt, dass es wirtschaftlich so gut wie unmöglich ist, sowohl ein Top-Landheer als auch eine Top-Marine aufzubauen und zu unterhalten. Russland habe genau das versucht. Galeev erkennt hier den Geist der Sowjetunion, der um jeden Preis erhalten bleiben sollte. Putin und Schoigu steckten viel Energie in die Marine - bis 2027 sollen 70 Prozent aller Schiffe aus neuer Produktion stammen. Das geht, schreibt Galeev, zulasten der Landstreitkräfte, und das zeige sich in der Ukraine.
Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Putins-lahmender-Blitzkrieg-article23164754.htmlIch glaube, da werden die Luftstreitkräfte und die strategischen Truppen auch unter den Tisch fallen gelassen. Macht die Lage für die Landstreitkräfte auch nicht besser.
Sprich: die russische Armee ist nicht so toll, weil vom vorhandene Budget vor allem die Marine (und auch die strategischen Truppen) die Mittel auffressen.
Dazu kommt beim Nachschub bei den Russen so ein Fetisch für Eisenbahn.
Und auch Fehler bei der Planung über den erwartbaren Widerstand.
Galeev weist auf einen weiteren Punkt hin: Wenn Putin militärisch aktiv wurde, geschah das immer gegen unterlegene Gegner und mit vergleichsweise geringen Risiken. Die Einsätze in Tschetschenien, Georgien und Syrien waren letztlich erfolgreiche Missionen der russischen Streitkräfte. In Georgien und Syrien war das Ziel nicht, eine Regierung zu stürzen und ein ganzes Land zu kontrollieren, sondern nur, wie später in der Ukraine, Separatistengebiete zu installieren. Und vor allem in Tschetschenien und Syrien ging die russische Armee mit großer Rücksichtlosigkeit gegen die Zivilbevölkerung vor. Zur "Befreiung" eines Brudervolks passt das nicht.
Zwar ist die Ukraine flächenmäßig deutlich größer als Tschetschenien, Georgien oder Syrien. Aber laut Galeev vertraute Putin diesmal auf Erfolge aus dem Jahr 2014. Damals war die ukrainische Armee sowohl auf der Halbinsel Krim als auch im Donbass chancenlos.
Quelle: s.o.
Aber die Ukraine hat aus 2014 gelernt und entsprechend reagiert, während sich in Russland wohl alle auf die Schulter geklopft haben. Das rächt sich jetzt, weil Russland und Putin bis dato nur gegen weit unterlegene Gegner gekämpft haben. Jetzt muss Russland gegen einen deutlich stärkeren Gegner ran. Und dieser Gegner will sich nicht von Russland beherrschen lassen.
Harari argumentiert, Putin habe sich bei der Vorbereitung seiner Invasion auf eine Reihe von bekannten Fakten stützen können: auf die militärische Übermacht Russlands, darauf, dass die NATO keine Truppen schicken würde, auf die europäische Abhängigkeit von russischem Gas und Öl. Auf Basis dieser Annahmen sei sein Plan gewesen, die Ukraine hart und schnell zu schlagen, die Regierung in Kiew zu beseitigen, ein Marionettenregime zu etablieren und die westlichen Sanktionen auszusitzen.
Dass Putin die gesamte Ukraine erobern könne, räumt Harari durchaus ein. "Aber um den Krieg zu gewinnen, müssten die Russen die Ukraine halten, und das können sie nur, wenn die Ukrainer es zulassen. Dass dies geschieht, erscheint immer unwahrscheinlicher."
Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Historiker-Yuval-Noah-Harari-Putin-koennte-Ukraine-erobern-und-Krieg-trotzdem-verlieren-article23164579.htmlDas wird ein Problem werden. Er kann die Ukraine NICHT beherrschen. Er kann keine Marionettenregierung installieren, weil die Ukrainer diese Regierung nicht akzeptieren werden. Und mit jedem zerstörten Haus, mit jedem gefallenen ukrainischem Soldaten, mit jedem Tag die der Krieg länger dauert, wächst der Hass auf die Besatzer. Er kann Schlachten schlagen, aber den Krieg kann er so nicht gewinnen. Er kann Zelensky oder die Klitschkos töten - aber er macht diese Männer nur zu Volkshelden und Märtyrern. Am Ende hat er ein Afghanistan 2.0 geschaffen.
Putin ist in einer sehr schlechten Situation. Die Ukraine hat ihn an den Eiern. Für Putin hängt direkt der eigene Machterhalt am Erfolg des Ukrainekrieges. Er MUSS gewinnen, aber er kann nicht gewinnen.
Nicht gegen die Ukraine, selbst wenn sie nicht unterstützt würde.
Nicht zusätzlich gegen den Rest der Welt. Die Sanktionen werden schmerzen. Die Einigkeit der Welt schmerzt auch.
Putin sitzt vor den Trümmern seines Lebenswerkes. So gut wie alles, was er die letzten Jahre aufgebaut hat, zerbröselt gerade vor seinen Augen.